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Windbruch

Windbruch

Titel: Windbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Bergsma
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ein
oder andere Lücke in die Reihen meiner Ingenieure gerissen. Was fachlich kein
großer Verlust ist, schließlich hatte sich mein Kollege Naumann bevorzugt mit
Nieten umgeben. Aber zum Abarbeiten meiner Vorgaben wären sie womöglich doch
noch zu gebrauchen gewesen. Keine Ahnung, wo ich so schnell Ersatz herbekommen
soll.“
    „Verdammt, haben Sie denn gar
kein Taktgefühl!“, presste Büttner rasend vor Wut hervor. „Wie können Sie es
wagen, Menschen, die, einer wieder der andere, eines grausamen Todes gestorben
sind, so durch den Schmutz zu ziehen!?“
    „Schmutz“, entgegnete Rhein und
zog die Augenbrauen hoch, „wieso Schmutz? Ich sage nur die Wahrheit, und das
dürfte ja wohl noch erlaubt sein.“
    Büttner donnerte mit der Faust
auf den Tisch und sah ihn so hasserfüllt an, dass Rhein für einen kurzen Moment
zusammenzuckte. „Sie sind der letzte Abschaum, Rhein!“, brüllte der Kommissar.
„So was durch und durch Schlechtes, wie Sie es sind, ist mir in meiner ganzen
beruflichen Laufbahn noch nicht begegnet! Und, glauben Sie mir, da ist mir
schon so mancher Widerling vor die Füße gekommen!“
    „Sie lassen sich gehen, Herr
Kommissar“, sagte Rhein ruhig, und auf seinem Gesicht erschien ein süffisantes
Grinsen. „Und wieder einmal bin ich erstaunt, wie wenig ihr Beamte vom wahren
Leben versteht.“ Er lehnte sich zurück und zeigte mit dem Finger auf die
riesige Glasscheibe seines Büros. „Da draußen, Herr Kommissar ...“
    „Hauptkommissar“, sagte Büttner
mit zitternder Stimme.
    „Da draußen, Herr
Hauptkommissar“, wiederholte Hayo Rhein, ohne seine Stimmlage zu verändern, „da
draußen herrscht Krieg. Denken Sie vielleicht, die Konkurrenz auf dem
Energiemarkt wartet auf uns, nur weil wir hier mit unseren Mitarbeitern kuscheln?
Nein, das tut sie weiß Gott nicht. Und deswegen muss ich handeln und kann es
mir nicht erlauben, wie Sie, Herr Haupt kommissar, den ganzen Tag mit
Leidensmiene durch die Gegend zu schleichen, das angeblich Schlechte dieser Welt
zu bejammern und anderen Leuten ihre wertvolle Zeit zu stehlen. Und jetzt
entschuldigen Sie mich, denn ich habe zu tun.“
    Rhein griff zum Telefon und sagte
dann: „Annemarie, begleiten Sie den Kommissar bitte hinaus. Und dann kommen Sie
bitte zum ... Diktat.“
    Büttner verließ wutschnaubend den
Raum. Annemarie kam ihm bereits mit einem einfältigen Lächeln auf dem Gesicht
an der Tür entgegengetänzelt.
    „Ich finde alleine raus“, brummte
der Kommissar. Doch gerade, als er sich an ihr vorbeischieben wollte, stürmte
eine junge Frau ins Vorzimmer. „Gott sei Dank, Herr Kommissar, Sie sind noch
da!“, rief sie ihm völlig außer Atem entgegen.
    „Was gibt’s?“, fragte er knapp.
Er wollte hier nur noch raus, ansonsten, so meinte er, drohte er in diesem Mief
zu ersticken.
    „Ich ... könnte ich Sie
vielleicht in Ruhe sprechen?“, unterbrach sie sich dann selbst und schaute mit
besorgtem Blick auf ihren Chef, der sie kritisch von oben bis unten musterte.
    „Darf ich trotzdem fragen, worum
es geht?“, ließ sich Büttner nicht beirren.
    „Es geht ... um das hier“, sagte
die Frau leise und hielt einen Ordner hoch.
    „Was ist das?“, plärrte jetzt
Rhein lautstark durchs Büro, und schon im nächsten Moment kam er schnellen
Schrittes auf seine Mitarbeiterin zugelaufen. „Geben Sie das her, sofort!“
    „A-aber das ist für den
Kommissar“, stammelte die Frau und ließ den Ordner hinter ihrem Rücken
verschwinden.
    „Geben Sie her, sofort!“, schrie
Rhein sie erneut an und langte mit seinem rechten Arm um ihren Körper herum.
    „Moment!“, herrschte Büttner ihn
an und stieß ihn zurück. „Wenn die Dame sagt, das ist für mich, dann ist es für
mich!“
    „Woher haben Sie das?“, brüllte
Rhein und trat wieder einen Schritt vor.
    „Es ist ... ich habe es aus dem
Regal in Frau Henzlers Büro.“
    „Sehen Sie!“, keifte Rhein,
„dieser Ordner gehört mir! Alles, was sich in dieser Firma befindet, gehört
mir! Denn ich bin hier der Chef, ich ganz allein!“
    „Falsch“, erwiderte Büttner,
„alles, was sich in dieser Firma befindet, liegt derzeit in öffentlichem
Interesse und gehört somit in die Hände der Staatsanwaltschaft.“
    „Das ist eine Frechheit!“,
donnerte Rhein und hob drohend den Zeigefinger. „Wenn Sie diesen Ordner
entwenden, dann wird Sie das teuer zu stehen kommen, Büttner. Ich werde mich an
höchster Stelle über Sie beschweren. Ich bin ...“
    „Ja, ja, ich weiß“,

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