Windbruch
einen
ordentlichen Job zu machen. Aber in anderen Dingen war sie gut zu gebrauchen,
das hatte er schon bemerkt.
Nur blöd, dass Sieverts auf
seinen letzten Metern nun auch noch von der Sache mit der Säure Wind bekommen
hatte. Nun ja, er, Hayo Rhein, wusch seine Hände in Unschuld. Denn es war
natürlich wieder mal nur Naumanns Inkompetenz und Schlamperei zu verdanken,
dass da noch irgendwelche Zettel aufgetaucht waren, die belegten, dass es Unregelmäßigkeiten
gegeben hatte. Leider ließ es sich, da auch die Polizei schon davon wusste,
nicht mehr verhindern, dass der angebliche Skandal an die Öffentlichkeit kam.
Als könnte man bei ein paar Tropfen Chemie, die in die riesigen Weltmeere
gerieten, überhaupt von einem Skandal sprechen! Natürlich war es von Frau
Fellinger sehr ungeschickt gewesen, da auch noch reinzufallen, bevor es sich
ausreichend im Meerwasser verdünnt hatte. Aber andererseits wäre sie doch
sowieso abgesoffen, da sollten die sich mal alle nicht so anstellen.
Genau genommen, so hatte er sich
in den vergangenen Tagen oft gedacht, war ja alles sogar ganz gut gelaufen.
Hans-Jürgen Naumann, diese Flasche, hatten sie schon hops genommen, der war ein
für alle Mal erledigt. Das kam davon, wenn man sich immer wie der große Zampano
aufführte und stolz war über jeden Zettel, der einem zur Unterschrift vorgelegt
wurde. Was war der sich groß vorgekommen, wenn er wichtige Dokumente
unterschreiben durfte, zu Dingen, die alleine in seine Entscheidungskompetenz
fielen. Und mangels Intelligenz hatte er häufig gar nicht gemerkt, wie er mit
der Unterschrift unter dem einen oder anderen Dokument, das ihm Rhein über den
Schreibtisch schob, Nagel um Nagel zu seinem eigenen Sarg sammelte.
Wie auch immer, bei Naumann war
der Sargdeckel nun endgültig zu, seine Karriere so tot wie die Mitarbeiter, die
er dank seiner unüberlegten Unterschriften auf dem Gewissen hatte. Blieb nur
noch er übrig, Hayo Rhein. Natürlich würde die Konzernleitung wieder einen
zweiten Vorstand berufen lassen, aber erfahrungsgemäß würde er da ein Mitspracherecht
bekommen. Und er würde ganz genau hinschauen, ob er nicht wieder so einen fand
wie Naumann. Einen, der es einfach nicht blickte, wie die Dinge hier liefen,
sich dabei aber enorm wichtig vorkam. Dann hätte er wieder einen, den er
steuern könnte. Und außerdem wäre er dann endlich die unangefochtene Nummer
eins, die hier den Kurs vorgab. Er hatte sich nichts zu Schulden kommen lassen,
und das würden sie ihm, nach all dem Schlamassel mit dem unzuverlässigen
Naumann, ganz bestimmt danken. Sie würden ihm endlich die Einzelvertretung
geben und er müsste mit niemandem mehr Kompromisse machen. Tja, und die Dinge,
die eventuell brenzlig werden könnten, die würde er einfach dem Neuen zur Unterschrift
vorlegen. Und auch der würde sich wieder vor lauter Stolz über so viel Vertrauen
kaum halten können.
Ja, der heutige Tag war eindeutig
ein Feiertag. Noch war nicht alles ausgestanden, das ein oder andere Problem
noch zu lösen. Vor allem eine Sache brannte ihm noch auf den Nägeln, aber auch
das würde er zu einem guten Ende führen, ohne sich dabei die Finger schmutzig
zu machen. War keine wirklich schöne Sache, aber wie immer hatte er jemanden
gefunden, den er an die fordere Front schicken konnte. So war es immer. Er
sagte ihnen, er würde selbstverständlich hinter ihnen stehen, egal was passierte.
Und darüber freuten sie sich auch noch. Sie waren einfach zu dumm zu bemerken,
dass, wenn er hinter ihnen stand, sie trotzdem diejenigen waren, die vorne –
nämlich im Schussfeld - waren.
Er ging zu seinem Schreibtisch
und drückte auf eine Taste des Telefons. „Annemarie, Mäuschen, bitte zum
Diktat“, flötete er mit zuckersüßer Stimme hinein, „und bringen Sie bitte den
Champagner mit, es gibt was zu feiern.“
Es dauerte nur wenige
Augenblicke, bis Annemarie das Büro betrat und mit wippendem Gang auf das Sofa
zuging, auf dem Rhein es sich bequem gemacht hatte. Er klopfte auf seine Beine.
„Haben Sie Lust auf eine Beförderung? Dann setzen Sie sich doch ein wenig zu
mir, Annemarie“, forderte er sie auf und seine Stimme klang weich wie Öl.
Annemarie kicherte und setzte
sich auf seinen Schoß. Rhein nahm die Champagnerflasche, ließ den Korken
knallend an die Decke schießen, setzte sie sich an den Mund und wischte sich
dann mit dem Ärmel über das Gesicht. Danach reichte er sie Annemarie, warf
einen lüsternen Blick auf ihr üppiges Dekolleté und fing
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