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Windkämpfer

Windkämpfer

Titel: Windkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Redick
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Gebiet des Mzithrin nehmen wolle.«
    »Nun, das ist richtig – wir fahren nach Simja, das liegt dicht an der Grenze ihres Reiches.«
    »Verzeihung, Sir – ich denke, er meinte nicht dicht an die Gewässer des Mzithrin heran, sondern in diese Gewässer hinein.«
    Isiq sah Hercól durchdringend an, um sich dann wieder Pazel zuzuwenden. »Du musst dich verhört haben.«
    »Oh nein«, fauchte Tascha. »Er hat sich nicht verhört, Papa. Er hat sehr scharfe Ohren.«
    Isiq lachte laut auf. »Sie hat dich gern. Merkst du das nicht?« Dann zuckte er jäh zusammen und drückte beide Hände an die Schläfen.
    Tascha eilte an seine Seite. »Papa!«, rief sie und umklammerte seinen Arm. »Wird es schlimmer?«
    »Es geht schon wieder«, brummte er. »Und wenn wir erst in Tressek Tarn anlegen, wird es noch besser werden.«
    Isiq wollte vermutlich die berühmten Mineralbäder von Tressek Tarn besuchen, dachte Pazel; dort fand man dem Vernehmen nach Heilung für Leiden aller Art. Aber was fehlte ihm überhaupt? Man sah doch auf einen Blick, dass er nicht nur unter Kopfschmerzen litt.
    Isiq lächelte seine Tochter an. »Du hast eine kräftige Hand«, sagte er. »Du wirst unser Reich in dieser neuen Ära des Friedens gut vertreten. Und nun komm zu mir, Pathkendle. Ich habe dir etwas zu sagen.«
    Pazel trat beklommen vor, und der Admiral legte ihm eine Hand auf die Schulter.
    »Wir haben deine Stadt niedergebrannt«, sagte er. »Es war eine schreckliche Tat, und das Schicksal zahlt sie mir mit gleicher Münze zurück – auch ich werde verbrannt, und zwar von einem Hirnfieber, das niemals ganz erlischt. Aber eines sollst du wissen: Ich hatte weitaus schlimmere Befehle erhalten. Die Stadt Ormael sollte ich nicht nur niederbrennen, sondern dem Erdboden gleichmachen, ihre Grundmauern ins Meer stürzen, ihre Brunnen mit Leichen verstopfen und ihre Felder mit Salz bestreuen. Unser Kaiser fürchtete, wir könnten Ormael, das so weit vom Herzen Arquals und so nahe bei den Königen des Mzithrin liegt, nicht halten. Deshalb wollte er es zur Wüste machen. Kein Feind sollte es jemals zurückerobern.
    Ich hatte vor, ihm seine Ruine zu verschaffen. Ich stach mit dieser Absicht in See, weil ich glaubte, Arquals Sicherheit hänge davon ab. Doch als ich ankam und das junge Ormael aufragen sah, so stolz und schön wie eine der sagenhaften dlómischen Städte, da brachte ich es nicht über mich.«
    Er hielt inne und rieb sich die Fingerknöchel. Tascha sah Pazel erwartungsvoll an, und der wäre am liebsten aus dem Raum geflüchtet. Was wollten sie von ihm? Sollte er sich womöglich noch bedanken?
    »Stell dir vor, ich hätte nichts getan«, sagte Isiq endlich. »Weißt du, was dann geschehen wäre? Man hätte mich gefangen genommen, meine Gemahlin einem anderen gegeben, meine Tochter fortgeschickt, die Götter wissen wohin. Und deine Stadt hätte trotzdem bluten müssen. Als Nächsten hätte der Erhabene sicherlich einen seiner blutrünstigen Turach-Generäle geschickt, um den Befehl ausführen zu lassen. So konnte ich wenigstens den Schaden begrenzen und dem Reich ein lebendes, wenn auch verwundetes Ormael einverleiben.«
    »Die Leichen, die bergeweise auf dem Darli-Platz lagen, sahen nicht wie Verwundete aus«, murmelte Pazel.
    »Schweig!«, bellte Hercól, während Isiq vor Staunen der Mund offen stehen blieb. Taschas Lehrer sprang auf Pazel zu und packte ihn am Arm. »Hüte deine Zunge, du Bengel! Was glaubst du eigentlich, mit wem du sprichst? Exzellenz, ich bitte tausendmal um Vergebung! Ich werde ihn sofort wegschaffen – oder nachdem er sich untertänigst entschuldigt hat, falls Sie das wünschen.«
    Hercól verstummte, und Pazel sah, dass der Botschafter in Wut geraten war: Er war rot im Gesicht, und seine Lippen zuckten. Wie lange mochte es her sein, seit jemand zum letzten Mal gewagt hatte, ihm zu widersprechen? Tascha stand mit dem Rücken zur Wand und starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an. Pazel hatte noch einmal Eindruck auf sie gemacht, womit auch immer.
    Isiq rieb sich mit beiden Händen die Schläfen. »Ich möchte lieber wissen, ob der Junge selbst den Wunsch hat, sich zu entschuldigen«, sagte er.
    Pazel sah ihn schweigend an und dachte dabei an die Fliegen und den Blutgeruch. Hercól drückte seinen Arm so fest, dass es schmerzte.
    Doch Pazel zögerte noch immer – und dann war es zu spät. Eine Tür wurde krachend aufgerissen, eine Frau keuchte erschrocken auf, und dann stand Syrarys, bildhübsch und mit zornsprühenden

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