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Windkämpfer

Windkämpfer

Titel: Windkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Redick
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Augen, in der Kabine.
    »Was geht hier vor? Eberzam, du zitterst ja! Du hast dich überanstrengt!«
    »Es geht mir gut«, sagte Isiq, aber seine Stimme war deutlich schwächer geworden. »Syrarys, wo warst du denn so lange?«
    »Ich habe Vorbereitungen für deine Badekur in Tressek getroffen. Setz dich! Oh, Hercól, was haben Sie getan? Schaffen Sie diesen elenden Jungen hinaus!«
    »Ich habe ihn eingeladen«, sagte Tascha. »Und er ist nicht elender als du.«
    Isiqs Gemahlin warf ihr einen vernichtenden Blick zu. »Hast du noch nicht genug Schaden angerichtet? Bist du erst zufrieden, wenn dein Vater zusammenbricht? Hercól, schaffen Sie ihn weg !«
    Hercól verneigte sich und zerrte Pazel unsanft aus der Kabine. Der Junge warf einen Blick zurück, bevor die Tür ins Schloss fiel. Taschas Blick war immer noch auf ihn gerichtet.
    »Das war eine reife Leistung«, fauchte Hercól wütend. »Du hast es in zehn Minuten geschafft, Tascha zum Weinen zu bringen, dir den Hass ihres Vaters zuzuziehen und ihren Lehrer wie einen unverbesserlichen Narren dastehen zu lassen.«
    »Es tut mir leid«, sagte Pazel, »aber Sie wissen ja nicht, wie es damals war.«
    »Und du weißt nicht, welche Tragödien sich in meinem oder in ihrem Leben oder im Leben von Hunderten von anderen Fahrgästen auf diesem Schiff abgespielt haben! Ist dein Ausbruch deshalb klüger? Die Frage ist nicht, was man empfindet, sondern ob man seine Gefühle beherrschen kann!«
    »Hätte ich ihn belügen sollen? Oder Dankbarkeit heucheln?«
    »Du hättest den Mund halten sollen. Denk nach, Junge! Dein Vater ist ein Mzithrini geworden! Wenn jemand dir helfen kann, ihn wiederzufinden, dann ist es Eberzam Isiq.«
    Pazel fuhr zusammen. Seinen Vater wiederfinden! An diese Möglichkeit hatte er nicht einmal im Traum gedacht. Aber wenn zwischen den beiden Großreichen ein dauerhafter Frieden geschlossen würde, konnte fast alles geschehen. Und obwohl sein Vater es nicht gewollt hatte, hatte Pazel inzwischen einige Erfahrung mit Segelschiffen gesammelt. Verwegene Hoffnungen wirbelten durch sein Bewusstsein.
    Sie überquerten das Batteriedeck in Richtung Bug. Wo sie vorüberkamen, murmelten die Matrosen: »Da ist er, der verrückte Muketsch. Der redet, als hätte er ein Gespenst im Bauch.«
    »Werden die Bäder Taschas Vater helfen?«, erkundigte sich Pazel.
    Hercól war ernst geworden. »Wer weiß? Seine Krankheit ist sehr eigenartig; er kann zurzeit nur schwer auf Ignus Chadfallow verzichten. Aber jetzt hör genau zu: Wenn jemand Fragen stellt, dann hast du Tascha geholfen, das mzithrinische Eheversprechen zu üben. Und wenn du es schaffst, dir ein paar Tage lang keinen Ärger einzuhandeln, könnte es mir gelingen, diese kleine Lüge Wahrheit werden zu lassen – das heißt, ich könnte dafür sorgen, dass du tatsächlich Taschas Sprachlehrer wirst. Das würde natürlich bedeuten, dass du jeden Tag ein bis zwei Stunden mit ihr zusammen sein müsstest.«
    Pazel blieb unvermittelt stehen.
    »Was ist?«, fragte Hercól. »Möchtest du das etwa nicht?«
    Pazels erste Regung war: Natürlich nicht! Aber etwas hinderte ihn, das auszusprechen. Er sah vor sich, wie sie in Etherhorde auf dem Kutschendach gestanden und ihn angeschaut hatte, und spürte wieder ihre Hand auf seinem Arm. Sie hat mich vor Syrarys verteidigt. Warum?
    »Rose wird mich nicht vom Dienst freistellen, damit ich für sie den Lehrer spielen kann«, sagte er.
    »Vielleicht doch, wenn deine Pfandschuld bezahlt wäre.«
    Pazel starrte ihn an. »Das würden Sie für mich tun? Wirklich?«
    Hercól lachte. »Das würde ich für jeden Schuldknecht in Arqual tun, wenn ich nur könnte. Leider würde das Gold, das mir gehört, kaum reichen, um für uns beide in Tressek Tarn eine ordentliche Mahlzeit zu bezahlen. Nein, wenn du die Tochter des Botschafters unterrichten sollst, muss dir schon der Botschafter selbst die Freiheit erkaufen. Wir haben bereits darüber gesprochen. Gebrauche deinen Verstand, Pazel, und beleidige nicht ausgerechnet die Menschen, die bereit sind, dir zu helfen. Hallo, Mr. Fiffengurt! Ich nehme an, Sie sind auf der Suche nach diesem Burschen!«

18
     
    D AS N ACHTDORF
     
     
    26. Vaqrin 941
    14. Tag nach Etherhorde
     
    Meine Ängste sind die Ängste einer Ratte, aber meine Seele gehört allein mir. Meine Seele gehört allein mir. Meine Seele gehört allein mir.
    Sag dir diesen Satz immer wieder vor, wenn die Panik kommt. Wenn er wahr ist, bist du in Sicherheit, gerettet, bei Verstand. Du wirst

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