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Windkämpfer

Windkämpfer

Titel: Windkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Redick
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waren schmal geworden.
    Tascha schaute verwirrt von einem zum anderen. »Nileskchet. Ein komischer Name für eine Sprache. Ich habe noch nie davon gehört. Was ist Nileskchet?«
    »Ja«, sagte Hercól mit veränderter Stimme. »Kannst du uns das sagen?«
    Pazel erkannte, dass er einen verhängnisvollen Fehler begangen hatte. Seine neuen Freunde mochten die Liebenswürdigkeit selbst sein, aber sie würden ihm nie verzeihen, dass er sich mit den Kriechlingen eingelassen hatte. Und die Ixchel selbst? Sogar Diadrelu hatte gedroht, ihn zu töten, wenn er sie verriete.
    »Irgendeine alte Sprache«, stammelte er. »Ich glaube, heute wird sie höchstens noch für Gedichte verwendet.«
    Hercól beugte sich über ihn wie ein Habicht. »Kennst du zufällig ein Gedicht auf Nileskchet?«
    »Ich habe noch nie eins gehört.«
    »Das gilt für die meisten Menschen.«
    »Warum bist du auf einmal so sonderbar, Hercól?«, fragte Tascha. »Sollten wir uns nicht überlegen, was wir weiter mit ihm anfangen?«
    Hercól sah Pazel noch länger durchdringend an. Endlich wurde sein Blick weicher, und er richtete sich auf. »Ganz recht«, sagte er. »Du hast vier Stunden Arbeit versäumt. Natürlich wissen die anderen, dass du hier drin bist, wir müssen uns also eine gute Erklärung ausdenken. Ich schlage vor, wir sagen die Wahrheit: Du hast uns mit deinen Sprachkenntnissen die Zeit vertrieben.«
    »Sprachen!«, rief Tascha plötzlich. »Pazel, kannst du mir vielleicht eines sagen: Wer oder was ist ein mighra Cror?«
    Pazel sah sie an. Er war von neuem überrascht. »Das sind Mzithrin-Worte, die ersten, die ich seit fünf Jahren höre. Und sie bedeuten ›Roter Wolf‹.«
    »Roter Wolf?«
    Er nickte. »Wo haben Sie das gehört?«
    »Von einem Mann, der sich in unserem Garten versteckte«, sagte Tascha. »Unmittelbar bevor ihm jemand einen Pfeil ins Herz jagte.«
    Hercól schaute von einem zum anderen. »Ihr seid euch beide ganz sicher?«, fragte er leise. »Du, Tascha, was du gehört hast – und du, mein Junge, was es bedeutet?«
    Sie beteuerten es.
    »Kannst du etwas damit anfangen, Hercól?«, fragte Tascha.
    »Vielleicht, vielleicht auch nicht. Ich kenne nur einen roten Wolf, nämlich eine magische Statue. Es ist ein Talisman, der vor langer Zeit von Mzithrin-Alchemisten aus verzaubertem Eisen gefertigt und mit dem Blut eines lebenden Menschen getränkt wurde. Alle Sagen und Legenden bringen diesen Roten Wolf mit einem großen Unheil in Verbindung, das die Pentarchie vor tausend Jahren quälte. Und doch schienen die Fünf Könige seltsamerweise nichts mehr zu fürchten, als dass die Statue gestohlen werden könnte: Sie gruben über Babqri eine Zitadelle in den Berg, stellten den Wolf mitten hinein und schützten ihn mit Mauern, Fallen und Kampfpriestern vom Orden der Sfvantskor. Warum sie ein solches Werk des Bösen im Herzen ihres Reiches unterbringen sollten, ist mir ein Rätsel. Jedenfalls sind die alten Sagen in unserer Zeit, in der Osten und Westen nicht mehr miteinander sprechen, nahezu in Vergessenheit geraten. Sicher ist nur, dass die Zitadelle trotz aller Bollwerke am Ende des letzten Krieges zerstört wurde. Was aus dem Roten Wolf wurde, weiß niemand. Sehr merkwürdig, dass der Mann ausgerechnet ihn erwähnte.«
    »Mitten in Etherhorde«, fügte Tascha kopfschüttelnd hinzu. »Und auf Mzithrin.«
    »Noch seltsamer ist, dass er es zu dir sagte«, ergänzte Hercól. »Zur Friedensbraut am Vorabend ihrer Reise.«
    Sie wandte sich wieder an Pazel. »Wenn du Mzithrin sprichst, dann heißt das doch, dass du die Sprache einmal hörtest, als deine Gabe wirksam war?«
    »Ja«, sagte Pazel. »Die Mzithrin-Könige hatten ebenso wie Arqual einen Gesandten nach Ormael entsandt. Er musste fort, als die Schwierigkeiten anfingen, aber früher saßen er und Doktor Chadfallow oft auf unserer Terrasse und redeten vom Frieden – oder stritten über den Krieg.«
    »Ich dachte, deine Mutter hätte den Zauber gewirkt, während sich Chadfallow zu Hause in Etherhorde befand«, sagte Tascha.
    »Das ist richtig«, nickte Pazel. »Aber der Mzithrin-Gesandte … nun ja, er verliebte sich in meine Mutter und verkehrte bis zum Angriff der Arqualier in unserem Haus. Meine Mutter mochte ihn nicht besonders, aber er ließ nicht locker. Schon gar nicht nach Doktor Chadfallows Abreise.«
    »Ignus sagte, sie sei eine große Schönheit gewesen«, bemerkte Hercól.
    Pazel schlug die Augen nieder. »Er hat ihr einen Antrag gemacht«, sagte er endlich.
    »Wer?«,

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