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Windkämpfer

Windkämpfer

Titel: Windkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Redick
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beiden ersten Gegner wie ein Speer und kratzte und biss im Blutrausch blindwütig auf den dritten ein, bis der unter ihm aufquiekte und durch das Rohr nach oben flüchtete. Die beiden letzten standen mit dem Rücken zum Rand, ihre Schwänze peitschten ins Leere. Es waren Riesentiere, zu allem entschlossen, bereit für seine Attacke. Feltrup betrachtete ihre breiten Schultern, die gefletschten Zähne. Die Pfoten.
    Er machte einen Satz nach hinten an den Rattenleichen vorbei. Die beiden Tiere am Ende des Rohrs fauchten und schnappten nach ihm. Worauf wartete er noch?
    Dann stampfte das Schiff, und sie sahen es: zu spät. Feltrup stieß die Kadaver mit aller Kraft auf sie zu. Das Rohr war glitschig vom Blut und bot keinen Halt. Eine der Ratten schickte sich an, über die Leichen zu klettern, aber Feltrup hielt den Druck gnadenlos aufrecht. Die lebende und die tote Ratte stürzten miteinander in die Wellen.
    Auch die zweite Ratte war ins Rutschen geraten. Doch dann machte sie noch einen Satz und schloss ihre Kiefer um Feltrups verletztes Bein. Da hing sie nun, die Zähne eingeschlagen bis auf den Knochen, während Feltrup versuchte, sie abzuschütteln, ohne selbst zu stürzen. Unglaubliche Schmerzen! Und von hinten hörte er immer neue Ratten kommen.
    Er glitt langsam der See entgegen. Die zubeißende Ratte konnte er nicht erreichen. Aus dem Augenwinkel sah er, dass er Recht gehabt hatte, es gab einen Ausweg, zwei weitere Rohre, die neben diesem hier nach draußen führten. Kluger Feltrup, tüchtig auf jedem Gebiet …
    Er fiel.
    Es war grauenvoll. Das Wasser gähnte wie ein Höllenschlund. Die andere Ratte biss sich blindwütig fest, während sie durch die Luft rauschten. Sie streiften den Achtersteven der Chathrand, wären fast an der Vorderkante de Steuerruders zerschellt und verschwanden schließlich im weißen Schaum des Kielwassers. Die andere Ratte ließ vor Schreck über die Kälte sein Bein los – doch als sie auftauchten, paddelte sie, vor Hass wie von Sinnen, schon wieder auf ihn zu.
    Mit nur drei heilen Beinen konnte Feltrup kaum schwimmen. Vergeblich versuchte er, Abstand zu gewinnen.
    »Denk nach, Bruder!«, quiekte er. »Wozu jetzt noch kämpfen?«
    »Um dich im Tod noch mehr zu verletzen, Feind des Engels.«
    »Kein Engel – Pfft! Ächz! – könnte so etwas wollen!«
    Sie waren beide halb ertrunken und schleppten sich mit zappelnden Beinen die Wellenberge hinauf und hinunter, während die Chathrand immer weiter außer Reichweite glitt. Die andere Ratte schnappte nach seinen Zehen. Sie ist verrückt, vollkommen verrückt, dachte Feltrup – doch die Erkenntnis gab ihm plötzlich Hoffnung.
    Er drehte sich um und ließ zu, dass die Ratte seinen Schwanzstummel zu fassen bekam – ein gutes Maul voll davon. Dann hielt er die Luft an und tauchte ab.
    Wie erwartet, ließ der andere sein Opfer auch diesmal nicht los. Aber er hatte nicht damit gerechnet, unter Wasser gezogen zu werden. Und er konnte das Maul nicht ganz schließen. Luftblasen stiegen auf. Feltrup sparte sich die Mühe, nach seinem Gegner zu schlagen – er drehte und schüttelte sich nur. Der andere biss unwillkürlich fester zu. Aber die Luft entwich ihm zwischen den Lippen, und das Meer drang ein. Als die Ratte begriff, was mit ihr geschah, konnte sie nur noch ertrinken.
    Es dauerte eine Ewigkeit, bis sie tot war. Feltrup stieß, immer noch meterweit unter der Oberfläche, mit den Füßen gegen das tote Gesicht und versuchte sich nach oben zu kämpfen. Dann erkannte er seinen Fehler – und sah ein, dass sein Leben beendet war. Die Ratte war mit geschlossenen Kiefern gestorben. Ihre Lungen waren voll Wasser. Sie würde sinken wie ein Stein, und er mit ihr.
    Wozu jetzt noch kämpfen! Die eigene Frage klang ihm wie Hohn in den Ohren. Was hatte es für einen Sinn? Er konnte sich auch noch den Rest seines Schwanzes abbeißen und verbluten, während das Schiff immer weiter davonzog. Wozu ein solcher Tod, ein solches Leben, wozu die Folter der Intelligenz? Sollte er nicht lieber das Denken einstellen, einschlafen, Ruhe finden wie seit Jahren nicht mehr …
    Von unten stieg ein dunkler Schatten empor. Es war ein Tier, etwa so groß wie ein Hund, aber mit stumpfer Schnauze und mit Schnurrhaaren. Ein Seehund! Ein großer schwarzer Seehund! Und schon schob er Feltrup in Richtung Oberfläche.
    »Ruhig, Feltrup, mein Junge! Ich lasse dich nicht ertrinken!«
    »PHLHHHHHPT!«
    »Gern geschehen.«
    Ein erwachter Seehund! Feltrup war von einem Wesen seiner

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