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Windkämpfer

Windkämpfer

Titel: Windkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Redick
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zu übersehen, als Tascha ihm erklärte, sie habe nur ausdrücken wollen, dass Neeps manchmal ein hirnloser Schwachkopf sei.
    »Und wenn er nicht aufhört, sich zu prügeln, ist er uns überhaupt keine Hilfe«, fuhr sie fort, »denn dann wird er vom Schiff gejagt.«
    »Sicher sollten wir doch auch Ihren verehrten Vater zu unseren Freunden zählen?«, fragte Feltrup schmollend.
    »Nein, das sollten wir nicht«, sagte Tascha. »Nicht solange Syrarys ihn umgarnt. Das müsste selbst Hercól einsehen, und er ist fast schon so lange Papas Freund wie Doktor Chadfallow. Damit bleibt uns nur noch der alte Fiffengurt. Aber der hält nicht viel von reichen Leuten. Das merkt man daran, wie er die Söhne und Töchter aus der Ersten Klasse ansieht. Am liebsten ließe er sie den Schweinestall ausmisten. Warum sollte er mir vertrauen?«
    »Weil du Vertrauen verdienst«, sagte Ramachni. »Lügen und heuchlerische Gesichter verlieren mit der Zeit ihren Reiz, auch wenn sie noch so schön geschminkt sind. Aber Wahrhaftigkeit, Güte, ein liebevolles Herz – sie leuchten sogar noch heller, wenn sich ringsum Dunkelheit ausbreitet. Gib ihm eine Chance, dir zu vertrauen. Ein gutes Auge hat er schließlich noch.«
    »Ich werde mit ihm reden«, sagte Feltrup.
    »Nein, Feltrup«, sagte Tascha. »Die meisten Menschen wollen immer noch nicht glauben, dass es erwachte Tiere gibt. Auch ich war nicht völlig überzeugt, bis ich dich sprechen hörte. Fiffengurt denkt womöglich, er verliert den Verstand.«
    »Ich werde mit ihm reden«, wiederholte Feltrup entschieden. »Er wird sich an meine Pfote erinnern. Aber es kann eine Weile dauern, bis ich ihn allein erwische – Rose überhäuft ihn mit Arbeit, mehr als jeden anderen an Bord.«
    »Wir drei, Neeps, Fiffengurt und Lady Diadrelu – falls wir sie finden«, zählte Ramachni auf. »Zu sechst gegen ein ganzes Schiff voller Schurken und Mörder! Wir müssen eben tun, was wir können. Ich für mein Teil mache mich auf die Suche nach den Ixchel.«
    »Seien Sie vorsichtig, Meister!«, warnte Feltrup. »Sie sind gefährlich, so lautlos und schwer zu fassen wie Rauch. Verwandeln Sie sich in etwas, das sie nicht fürchten – einen Falter oder vielleicht eine kleine Spinne –, bevor Sie in ihr Reich, das Nachtdorf, eindringen.«
    »Das kann ich nicht«, sagte Ramachni.
    Alle wandten sich überrascht nach ihm um. Ramachni schüttelte den Kopf. »Meine magischen Kräfte reichen im Moment nur mit Mühe aus, um den kleinen Zauber aufrechtzuerhalten, der abschirmt, was wir in diesen Räumen sprechen. Meine Welt liegt weit jenseits von Alifros’ Sonne und Mond. Ich habe Kräfte mitgebracht, aber die habe ich zum größten Teil in Form der Meisterworte auf Pazel übertragen, und der Rest wurde verbraucht, als ich Feltrup aus dem Meer rettete.«
    »Heißt das, du musst in deine Welt zurückkehren, um wieder zaubern zu können?«, fragte Tascha entgeistert.
    »So ist es«, bestätigte Ramachni. »Deshalb muss ich mich jetzt für eine kleine Weile dorthin zurückziehen. Allerdings befürchte ich, ihr werdet meine Hilfe brauchen, bevor ich meine Kräfte auch nur zur Hälfte wieder aufgefüllt habe. Aber wenn ich überhaupt an eurer Seite kämpfen soll, muss ich jetzt gehen und mir zurückholen, was ich kann.«
    »Wann wird es zum Kampf kommen?«, fragte Tascha.
    »Bald«, antwortete Ramachni. »Ihr müsst schnell sein. Und jetzt pass gut auf, Tascha. Normalerweise belege ich deine Uhr mit einem Konservierungszauber, wenn ich diese Welt verlasse. Er hat den Zweck, mich bei meiner Rückkehr, ob in einem oder in zehn Jahren, wiederzuerkennen und die Uhr im fraglichen Moment zu öffnen. Heute bin ich nicht einmal mehr zu diesem einfachen Zauber fähig, und ohne ihn kann ich die Uhr von innen nicht öffnen. Deshalb musst du das übernehmen. Ich denke, du weißt, wie es geht?«
    »Natürlich«, sagte Tascha. »Ich habe Hercól ein Dutzend Mal dabei zugesehen.«
    Ramachni nickte. »Warte, solange du kannst. Und eine letzte Bitte, Tascha, mein wackerer Streiter. Lass das Vertrauen auch weiterhin nicht außer Acht. Wir sitzen in einem Schlangennest – aber auch eine Schlange kann erwachen.«
    Tascha schaute ihm tief in die schwarzen Augen. Dann nickte sie und wandte sich an Feltrup.
    »An die Arbeit, Ratte«, sagte sie. »Wir beide haben jetzt eine Verschwörung zu organisieren.«

26
     
    D ER WAHNSINNIGE K ÖNIG
     
     
    N.R. Rose, Kapitän
    27. Modoli 941
     
    An den Ehrenwerten Kapitän Theimat Rose
    Abtei Nordbeck,

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