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Windkämpfer

Windkämpfer

Titel: Windkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Redick
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sagte Ott leise.
    »Nein, Sir!«, brach es aus Zirfet heraus.
    Ott musterte ihn lange. Dann zog er mit einer fließenden Bewegung ein langes weißes Messer aus der Scheide.
    »Du wolltest dir eine Ausrede zurechtlegen, Zirfet«, sagte er. »Eine Krankheit, ein Beinbruch, deine arme Mama, die in Hubboxum im Sterben liegt. Irgendeine Geschichte, nur damit du nicht auf dieses Schiff musst.«
    »Sie irren sich! Ich habe niemals … keine einzige Minute lang …«
    Ott steckte die blanke Klinge in Zirfets Gürtel, dann zog er die Hand zurück.
    »Meister Ott!« Jetzt zuckten Zirfets mächtige Schultern. »Ich will Ihr Messer nicht, Sir! Nein!«
    »Du hast nun als Einziger in diesem Raum eine Waffe, mein Junge. Und ich sage, du bist ein Feigling. Ein elender Feigling mit Spülwasser in den Adern. Jetzt willst du mich doch sicher zum Kampf fordern, Zirfet. Das ist dein gutes Recht.«
    Langsam und voller Verachtung wandte der Alte dem jüngeren Spion den Rücken zu und streifte die fünf anderen mit eisigem Blick.
    »Ihr Männer der Geheimen Faust. Wie viele unter euch könnten hoch erhobenen Hauptes vor ihre Väter treten? Bei den Göttern der Nacht! Sie sah ich einst auf brennende Schiffe springen. Ich sah sie durch brennendes Pech Leitern erklimmen und sich in den Rachen der Mzithrin-Horde stürzen. Mord in den Augen, im Blut watend bis zu den Ellbogen. Und wie steht es um die Frucht ihrer Lenden? Ein paar Jahre Frieden, und schon werdet ihr zu Puppen. Strohpuppen, Vogelscheuchen, Feiglinge! Rin sei mir gnädig, ihr seid wie der alte Quimby, der Hauseber Ihrer Hoheit. Schwabbelige weiße Schweine, die so sehr an ihrem Trog hängen, dass sie den Eid vergessen, den sie vor dem Ametrin-Thron geschworen haben, und nicht einmal mehr bereit sind, die halb verwesten, verfaulten, madenzerfressenen Reste ihrer Ehre zu verteidigen. Pelech!«
    Das letzte Wort war ein ritueller Kampfschrei aus dem Alt-Arqualischen, den man einem Feind entgegenschleuderte, und mit diesem Ausruf drehte sich der Alte zur Seite und entging so Zirfets Messerstich. Die Klinge verfehlte Otts Rücken um einen Zoll, aber ganz ungeschoren kam er nicht davon. Zirfets mächtige linke Faust traf ihn voll auf ein Auge. Der Alte nützte die Wucht des Hiebes, um sich nach hinten zu werfen und über ein Tischchen mit Kerzen und einer Seekarte abzurollen. Die anderen Männer wichen an die Wände zurück. In einen Zweikampf, den der Meister der Spione selbst provoziert hatte, griff man nicht ein.
    Mit wütendem Knurren wollte sich Zirfet abermals auf Ott stürzen. Jetzt kannte er keine Hemmungen mehr. Aber Ott kam ihm zuvor. Er rollte über die Tischplatte, landete aus der Drehung heraus auf den Füßen, packte den Tisch an einem Bein und schwenkte ihn rasend schnell im Kreis. In der ersten Runde brachte er Zirfet zum Stehen, in der zweiten traf er das gezückte Messer und schlug es seinem Gegner aus der Hand.
    Der Rest des Kampfes erschien den Zuschauern mitleiderregend einseitig. Zirfet trampelte auf Ott zu wie ein Elefant, Ott sprang zurück und sah zu, wie er im verschütteten Wein ausrutschte. Zirfet hatte von seinem Meister immerhin so viel gelernt, dass er den Sturz nützte, anstatt dagegen anzukämpfen, und mit einer gewissen Eleganz wieder auf die Beine kam. Doch dann unternahm er den aussichtslosen Versuch, Ott noch einmal mit der Faust zu treffen. Der Meister der Spione parierte den Hieb mühelos mit dem Knie und zerschlug zugleich die zweite Weinflasche auf Zirfets Kopf. Der holte noch im Sturz mit der Faust aus. Ott tänzelte rückwärts, fing den Hieb ab und hielt das Handgelenk seines Gegners fest. Zirfet war unter dem Schlag mit der Flasche zu Boden gegangen, und nun versetzte ihm der Meister der Spione einen fast spielerischen Tritt in den Magen, sprang ihm auf den Rücken und drückte ihm den zackigen Flaschenhals an die Kehle.
    Alles war still. Sandor Ott grinste gemein. Sein Auge war von Zirfets erstem Hieb blutunterlaufen. Dann zog er seinen Gegner an den Haaren in die Höhe.
    »Du bist ein Feigling, nicht wahr?«
    »Nein, Sir.«
    »Ich sage, du bist ein Feigling. Ein elender Wurm aus einer Pfütze im Schweinestall, genau wie alle Männer aus deiner Sippe.«
    »Ich bringe Sie um, Sir.«
    »Was?«
    »Ich schwöre Ihnen, wenn Sie nicht aufhören, mich zu beleidigen, sind Sie ein toter Mann. Ich bin kein Feigling, Sir!«
    Ein leises Geräusch drang an die Ohren der Spione, sie brauchten einen Moment, bis sie erkannten, was es war. Ott lachte. Seine

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