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Windkämpfer

Windkämpfer

Titel: Windkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Redick
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ganz besonderen Gegenstand zu holen, der dort für mich hinterlegt wurde‹. Ich wusste nicht, was er meinte, und ich weiß es auch jetzt noch nicht. Aber mir war sofort klar, dass ich mit ihm aus der Stadt kommen konnte. Er brach aber nicht sofort auf. Zuerst ging er in Ormael in ein Armenviertel, wo die Fuhrwerke und die Fahrer schon auf ihn warteten. Ich lief zu Fuß hinter dem Zug her, und als es dunkel wurde, kletterte ich in dieses Fuhrwerk. In dem Planwagen sitzt Ket selbst. Aber er ist kein einfacher Seifenhändler, er ist … Neeps!«
    Neeps stand plötzlich neben ihnen und machte ein zerknirschtes Gesicht. »Habt ihr denn alle beide den Verstand verloren?«, fragte er. »Die sind fast fertig mit dem greimigen Baum!«
    Die Jungen beschworen Tascha, mit ihnen zu kommen, und versuchten sogar, sie mit Gewalt vom Wagen zu ziehen. Aber sie schüttelte sie ab.
    »Ich wollte den Kampf an Bord führen, wollte eine Gegenverschwörung organisieren, wie Ramachni es mir geraten hatte. Aber sie schrecken vor nichts zurück. Sie haben Hercól getötet.«
    »Wir wissen nicht, ob … ich meine, ich war in der Leichenhalle …«, warf Pazel ein.
    »Dich haben sie an die Flikker verkauft. Und dann der arme Reyast. Er kam zu mir und sagte, er sei dein Freund – und ich trug ihm auf, nach dem Schaggat zu suchen. Das war alles! Ket redet andauernd von einem Schiff. Ich werde mich heimlich auf dieses Schiff schleichen, so weit mitfahren, wie ich kann, und mir dann ein anderes …«
    »Es ist kein Schiff«, sagte Pazel. »Es ist ein Wrack. Und ich weiß greimig genau, dass er mehr ist als ein Seifenhändler! Er ist der böse Zauberer, nach dem Ramachni suchte, und du kannst deine Augäpfel darauf verwetten, dass er mit der Chathrand noch nicht fertig ist. Diadrelu ist bei uns, und sie glaubt, er heißt Arunis …«
    Kaum war der Name über seine Lippen gekommen, da brach die Katastrophe herein. Der kleine Hund schoss kläffend wie ein Verrückter aus dem übernächsten Wagen. Er landete auf den Füßen, rannte auf sie zu, hatte sie Sekunden später erreicht und schnappte nach ihren Fersen. Die Riedlichter machten kehrt und rasten pfeifend nach hinten. Pazel hatte gerade noch Zeit, Tascha unter die Plane zu schieben, dann waren sie da, umkreisten die Jungen wie Wespen, schienen ihnen in die Augen und versengten ihnen mit ihrem kalten Feuer die Arme.
     
    *     *     *
     
    Der Zauberer verließ seinen Wagen nicht. Nur seine Stimme drang zu ihnen.
    »Wie konnten sie entkommen?«
    Eine seidenweiche Stimme, die gerade wegen ihrer Sanftheit besonders erschreckend war. Die Männer, die mit ihren Armbrüsten auf Pazel und Neeps zielten, wechselten bestürzte Blicke.
    Endlich sagte einer: »Im Dach des Schweinekobens ist eine Latte locker, Sir. Aber ich hätte nie gedacht, dass man auf diesem Wege ausbrechen könnte! Der Kleine ist an der Schulter verletzt. Er muss sich irgendwie durchgezwängt und dann die Lücke für seinen Freund weiter geöffnet haben.«
    »Festnageln.«
    »Oppo, Sir.«
    »Und sag allen: fortan nur noch tödliche Schüsse.«
    Der Magier räusperte sich heftig. Die Jungen sahen nur die Glut seiner Pfeife unter der dunklen Plane aufleuchten und wieder erlöschen. Dann lachte er leise in sich hinein.
    »Ihr wolltet wohl Proviant stehlen, um damit bis Ormael zu kommen?«
    Pazel und Neeps sahen sich an wie zwei Verschwörer. Dann nickten sie.
    »Schwachköpfe!«, sagte die Stimme. »Ihr hättet die Nacht nicht überlebt. Im Moor gibt es Wesen, die nach lebenden Seelen dürsten und sie trinken wie Wein. Wer im Dunkeln nur einen Schritt vom Wege abkommt, ist schon verloren. Ein Glück, dass mein Hündchen euer Geflüster gehört hat. Oh nein, er ist kein erwachter Hund – noch nicht. Aber er ist schlau. Er weiß, dass ich es nicht gern habe, wenn jeder meinen Namen in den Mund nimmt. Und er hat sehr scharfe Ohren.«
    Die Pfeifenglut bewegte sich rasch. »Schafft sie in den Schweinekoben zurück.«
    Er hat uns nicht erkannt, dachte Pazel. Und dann: Natürlich nicht! Wir sind ja über und über voll Schlamm!
    Die Tür des ›Schweinekobens‹ wurde geöffnet, und die beiden Jungen wurden hineingestoßen. Die anderen jungen Leute wichen verängstigt zurück – zumindest sie wussten genau, dass Pazel und Neeps nicht von Anfang an bei ihnen gewesen waren. Einen Augenblick später rollte der Zug an.
    Im Schein der Riedlichter (die sie immer noch aufdringlich umschwirrten) unterschied Pazel etwa zwei Dutzend schmutzige,

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