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Windkämpfer

Windkämpfer

Titel: Windkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Redick
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umgerannt, und er war mit der linken Hand auf einem münzgroßen Eisenspritzer gelandet. Er hatte die Handfläche mit einem Aufschrei zurückgezogen – aber sich dabei ein Stück verbrannter Haut abgerissen. Dabei hatte er noch Glück gehabt – der heiße Dampf war über seinen Kopf hinweggezogen –, doch die Hand schmerzte höllisch! Der Fleck auf dem Handteller war hart wie Leder, und er ahnte, dass das auch immer so bleiben würde.
    An der Esse hatte Arunis den Kreis neu gezogen, und Drellareks Männer hatten ihren schützenden Ring wieder geschlossen. Rose lehnte stöhnend an der Steuerbordreling und ließ sich von Oggosk den verbrannten Arm mit Mull verbinden. Die Kristallkugel auf dem Amboss hatte sich nicht von der Stelle bewegt. Der Zauberer gab Refeg ein Zeichen.
    »Zerschlage sie jetzt.«
    Aber der Augrong hatte seinen Hammer weggeworfen, er lag auf halbem Weg zum Bug. Arunis deutete auf den zitternden Jervik und befahl ihm, das Werkzeug zu holen. Während sie noch warteten, musterte Tascha die Kugel. Woher kam sie ihr nur so bekannt vor?
    Dann ging ihr ein Licht auf: das Polylex – wieder einmal. Dort hatte sie eine Zeichnung von genau so einer Kugel gesehen, wie sie in die Mündung einer Kanone gerollt wurde.
    »Oh, Himmel«, flüsterte sie. »Es ist eine von denen!«
    Sie wollte schon einen Warnruf ausstoßen – sie befanden sich in größter Gefahr –, als sich eine Hand auf ihre Schulter legte und eine Stimme »Psssst!« zischte.
    Es war Bolutu, der Tierheiler. »Sie haben natürlich Recht, zukünftige Braut«, flüsterte er (und seine Aussprache klang ganz anders – und irgendwie echter – als bisher). »Auch Rose hat es erraten. Aber Sie dürfen nicht eingreifen. Wie ließe sich der Zauberer sonst besiegen?«
    »Aber wir können doch nicht … so viele Menschen!«
    Jervik hatte den Hammer gebracht. Der Augrong nahm ihn entgegen und trat vor die Kugel.
    »Alle diese Menschen sind nicht einmal ein Tropfen gegen das Meer von Toten, das ihm vorschwebt, gnädiges Fräulein. Das ist die Wahrheit, und Sie wissen es. Lassen Sie das Drachenei nur bersten, auch wenn es uns versenkt. Erst dann wird Arunis …«
    »Wau! Wau! Wau! Wau!«
    Der kleine weiße Hund war wie aus dem Nichts aufgetaucht und schnappte wütend nach Bolutus Fersen. Arunis hob die Hand, und Refeg hielt inne.
    »Heda. Schwarzer Mann!«
    Der Arm des Zauberers schoss nach vorne, und sein Zeigefinger krümmte sich. Bolutu wurde steif und stolperte auf ihn zu.
    »Du hast ein Geheimnis!«, sagte Arunis mit einem Lächeln, das vor Gehässigkeit triefte. »Oh nein, du brauchst nichts zu sagen. Du denkst daran, und das genügt … Aha!«
    Seine Augen wurden groß vor Wut. Er machte eine schnelle Handbewegung, und Bolutu fiel mit einem Schmerzensschrei auf die Knie.
    »Ein Drachenei! Du willst also, dass ich es hier zerbreche und sein tödlicher Dotter in die Flammen spritzt und zerbirst? Du wusstest es und hast nichts gesagt! Nun, wenn du so gerne schweigst …«
    Was dann geschah, sollte Tascha für den Rest ihres Lebens in ihren Albträumen verfolgen. Arunis spreizte die Finger. Bolutus Kopf zuckte nach oben, sein Mund klaffte weit auf. Arunis deutete mit der anderen Hand auf die Esse – und eine Kohle stieg auf und flog wie eine Feuerwespe in Bolutus Mund.
    Bolutu stieß einen gellenden Schrei aus, dann schwanden ihm die Sinne, und er fiel vornüber. Neben Tascha war auch Ramachni zusammengesackt und lag zitternd in Hercóls Armen.
    Der Schaggat Ness trat vor und stieß mit dem Fuß gegen Bolutus Kopf. Der Schwarze fiel rücklings aus dem Kreis. Doktor Chadfallow sprang vor und zog ihn weg.
    Arunis beobachtete den fröstelnden Nerz. »Du hast die Kohle gelöscht, Ramachni?« Er lachte. »Ein letzter magischer Gnadenhauch? Warum wundert mich das nicht? Wie du willst – Bolutu mag am Leben bleiben, aber er wird nie wieder sprechen. Fiffengurt! Schließen Sie die Esse und lassen Sie das Feuer herunterbrennen. Rer! Du ziehst den Ofen weg.«
    Eine Kette wurde gebracht; Rer schlang sie um den Eisenofen und zog das qualmende Ding über das Deck. Arunis sah zu, dann gab er Refeg abermals ein Zeichen.
    »Los«, sagte er.
    Der Augrong hob seinen Hammer und versetzte der Kugel einen gewaltigen Schlag. Das gesamte Deck der Chathrand erbebte, aber das Kristall blieb heil. Dreimal schlug Refeg zu, und beim dritten Mal zersprang die Kugel. Aus den Scherben sickerte eine klare Flüssigkeit, die an Eiweiß erinnerte. Und auf dem Amboss lag das seltsamste

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