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Windkämpfer

Windkämpfer

Titel: Windkämpfer
Autoren: Robert Redick
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in rotglühenden Kohlen, der Rote Wolf. Eine teuflischere Bestie konnte man sich kaum vorstellen. Die rubinroten Augen strahlten, als wären sie selbst aus Feuer. Die Seepocken auf seiner Brust platzten in der Hitze; die Flechten standen in Flammen. Der Wolf stand in einem großen stählernen Schmelztiegel im heißesten Bereich des Feuers. Seine Beine hatten bereits zu glühen begonnen.
    »Die Stunde ist gekommen«, sagte Arunis zum Schaggat. »Wenn Ihr fortführt, was ich Euch vor einem halben Jahrhundert verheißen habe, wird Euch keine noch so große Kriegerschar widerstehen können. Und ich werde hinter Euch einherschreiten, Gebieter über alle Menschen – um Euch zu helfen, Euch zu unterweisen und Euch die Hand zu führen.«
    Arunis’ Blick schweifte über die Menge. »Begreift ihr endlich, ihr Verschwörer? Otts geheime Waffe wird mächtiger sein, als selbst er zu träumen wagte! Wir werden die Mzithrini nicht nur verwunden, wir werden sie zermalmen. Und danach kommt Arqual an die Reihe. Wir werden beide Großreiche Meile um Meile von der Landkarte tilgen.«
    »Das erfordert mehr als einen von den Mizzis gegossenen Wolf«, sagte Oggosk verächtlich. »Dazu brauchten Sie ein Relikt aus dem Morgenkrieg. Finden Sie den Nilstein für Ihren Marionettenkönig, Arunis, wenn Sie die Welt beherrschen wollen.«
    »Marionette?«, riefen die Söhne des Schaggat. »Hängt sie! Hängt sie!«
    »Ich werde bald keinen Henker mehr brauchen«, sagte der Schaggat Ness.
    Der rötliche Schein hatte sich bis zum Bauch des Wolfes ausgebreitet. Unten wurden die Beine bereits weich und begannen sich zu biegen.
    Arunis wandte sich an Lady Oggosk. »Sie haben Recht, Herzogin. Nur eine Waffe ist stark genug für den nächsten Herrn von Alifros. Seht her und verzagt.«
    Pazel blinzelte sich den Schweiß aus den Augen. Der Schaggat war nur eine Armeslänge entfernt. Wenn er ihn berührte und das Steinwort spräche, wäre alles vorüber – und Arunis würde Tascha binnen eines Herzschlags töten.
    Ringsum murmelten die Männer Gebete. »Rette uns, halte ihn auf, lass mich am Leben, lass mich zu meiner Frau zurückkehren.« Pazel sah Ramachni an. Muss ich es tun?, dachte er. Muss ich zulassen, dass er sie tötet, um den Krieg zu verhindern? Ramachnis Gesicht verriet ihm nichts.
    Dann schaute Tascha ihm fest in die Augen – mit dem gleichen offenen, strahlenden Blick wie damals von der Kutsche in Etherhorde vor so vielen Wochen, nur strahlte jetzt keine Freude aus ihren Augen, sondern Trauer. Und Verständnis, ein Sichfügen jenseits aller Angst.
    Sie gab ihm die Erlaubnis.
    Pazel schlug rasch die Augen nieder. Bitte, zeig mir einen anderen Weg. Irgendeinen.
    Schaufel um Schaufel flog die Kohle in den Schmiedeofen, unablässig keuchten die Bälge. Der Wolf glühte jetzt vom Kopf bis zum Schwanz. Wenn Pazel das Feuerwort spräche, könnte er die Flamme löschen und das Unheil verzögern, das Arunis plante. Doch der Magier brauchte einfach nur ein neues Feuer zu entzünden, und das Wort wäre vergeudet. Und wenn Arunis die Wahrheit sagte, wäre es Taschas Tod, das Steinwort gegen ihn einzusetzen. Das verfluchte Halsband würde sie im gleichen Augenblick erdrosseln, in dem Arunis starb.
    Panik erfasste ihn. Er war allein – umgeben von allen seinen Freunden auf dieser Welt und doch mutterseelenallein. Er war derjenige, der diesem Grauen ein Ende machen musste, und er wusste sich keinen Rat.
    Was war das? Ormal! Jemand sprach Ormal – ein Singsang wie beim Gebet, doch die Worte waren für ihn bestimmt.
    »Sieh hierher! Sieh mich an, mein kleiner Cherester!«
    Es war Druffle. Er stand ganz hinten in der Menge: ausgemergelt, grün und blau geschlagen, an allen Gliedern zitternd. Doch als der alte Freibeuter Pazel ansah, sprühte ihm die Schadenfreude förmlich aus den Augen. Dann glitt Druffles Blick nach oben – und Pazel folgte ihm, vorsichtig, ein Auge weiterhin auf Arunis gerichtet.
    Zunächst sah er nichts als das vertraute Gewirr aus Tauen und Spieren. Dann entdeckte er ihn: Taliktrum. Er versteckte sich in der Öffnung eines Taljenblocks zehn Fuß hoch über dem Deck.
    »Schau mich nicht an!« , rief er.
    Er rief es mit der üblichen Ixchel-Stimme, die nur Pazel hören konnte. Pazel gehorchte prompt.
    »Kannst du ihn aufhalten?«, fuhr Taliktrum fort. »Antworte auf Nileskchet.«
    »Nur, wenn ich ihn berühren könnte«, sagte Pazel laut. »Und das wage ich nicht.«
    »Nein«, nickte Taliktrum. »Das kannst du nicht wagen. Halte dich
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