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Windkämpfer

Windkämpfer

Titel: Windkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Redick
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ich habe den Eindruck, liebste Tascha, dass eine solche Bemerkung – die natürlich sehr intelligent ist …« Aha, jetzt kommt es , dachte Tascha.
    »… dass eine solche Bemerkung im falschen Moment … Unruhe stiften könnte.«
    »Sie könnte sogar katastrophal sein!«, betonte Eberzam.
    »Das sicher nicht, Liebster«, widersprach Syrarys zuckersüß. »Wenn man sich vorsieht, kann man Missverständnisse ausräumen. Meinst du nicht auch, Tascha?«
    »Oh ja«, sagte Tascha tonlos, doch unter dem Tisch ballte sie die Hände zu Fäusten.
    »Erst vor einer Stunde zum Beispiel«, sagte Syrarys und legte ihre Hand auf die des Admirals, »haben Tascha und ich von jenem Sommerfest im Maj-Bezirk gesprochen. Stell dir vor, ich hatte gedacht, sie hätte ihren Vetter damals in die Hecke gestoßen. Dabei ist er in Wirklichkeit nur gestürzt.«
    Eberzam Isiqs Gesicht umwölkte sich noch weiter. Er war mit auf dem Fest gewesen. Er zog die Hand unter Syrarys’ Fingern hervor und betastete die Stelle hinter dem einen Ohr, wo er einst verwundet worden war. Tascha warf Syrarys einen zornigen Blick zu.
    »Diese Vettern sind so schrecklich empfindlich« , sagte Isiqs zweite Gemahlin. »Ich fürchte, der Riss zwischen unseren beiden Häusern hat sich immer noch nicht wieder geschlossen.«
    Wieder trat Stille ein. Der Admiral räusperte sich, schaute aber nicht auf. »Tascha, mein Morgenstern«, sagte er. »Wir leben in schlimmen Zeiten.«
    »Vater … Papa …«
    »Wenn Arqual und das Mzithrin wieder aneinandergeraten«, fuhr der Admiral fort, »wird es nicht sein wie in anderen Kriegen. Dann stürzen beide ins Verderben. Der Tod wird von Besq bis Gurischal durch die Reihen der Völker schreiten. Unschuldige Zivilisten und Soldaten werden Seite an Seite sterben. Die Städte werden geplündert werden.«
    Jetzt hob er den Blick, und die Verzweiflung, die Tascha schon im Garten in seinen Augen bemerkt hatte, war stärker denn je.
    »Ich habe eine solche Stadt gesehen. Eine schöne Stadt. Prächtig lag sie über dem Meer …« Die Stimme drohte ihm zu brechen, aber er beherrschte sich.
    Syrarys legte ihre Hand auf den Tisch. »Das hat Zeit bis morgen«, sagte sie entschieden.
    »Nein«, widersprach der Admiral.
    »Doktor Chadfallow sagt, du darfst dich nicht überanstrengen.«
    »Zur Hölle mit Chadfallow!«
    Seine Gemahlin machte große Augen, hielt aber den Mund.
    Tascha ergriff das Wort. »Was ich vorhin dahergeredet habe, war schrecklich, Papa, aber es wird nicht wieder vorkommen. Verzeih mir! Ich konnte zwei Jahre lang nur mit den Schwestern sprechen. Ich war für einen Moment unbedacht.«
    »Solche Momente können tödlich sein«, warnte ihr Vater.
    Tascha biss sich auf die Lippen. Sie musste an Hercól denken.
    »Wenn Städte sterben, senkt sich eine tiefe Finsternis herab«, sagte der Admiral. »Eine Finsternis aus Hunger und Kälte, eine Finsternis der Unwissenheit und der tiefen Verzweiflung. Jede solche Finsternis verstärkt die anderen, so wie sich ein Strudel mit jeder Umdrehung verstärkt. Wir müssen alles tun, um nicht hineingerissen zu werden.«
    »Ich bin älter geworden«, sagte Tascha. Sie spürte, wie Syrarys’ Falle langsam zuschnappte. »Ich bin nicht mehr so unvernünftig. Bitte …«
    Er gebot ihr mit erhobener Hand Schweigen; eine sanfte Geste, die aber keinen Widerspruch zuließ. Tascha zitterte. Syrarys lächelte kaum merklich.
    »In sechs Tagen gehe ich an Bord der Chathrand«, sagte der Admiral. »Der Erhabene hat mir soeben die schwerste Bürde meines Lebens auf die Schultern gelegt. Glaub mir, Tascha: Wenn ich einen anderen Weg sähe, ich würde ihn einschlagen. Aber es gibt keinen anderen Weg. Deshalb muss ich dir sagen …«
    »Du kannst mich nicht in diese Schule zurückschicken!«
    »… dass du mit uns nach Simja fahren wirst. Die Reise dauert zehn Wochen oder länger …«
    »Was!« Tascha sprang von ihrem Stuhl auf. »Oh, danke, ich danke dir, mein liebster Papa! Du wirst es nicht bereuen, niemals, ich verspreche es dir!«
    Der Admiral wehrte ihre Küsse ab. »Und dort«, fuhr ihr Vater fort, »wirst du dich mit dem Prinzen Falmurqat Pradin vermählen, dem Befehlshaber der Vierten Legion der Könige des Mzithrin.«

7
     
    D IE T RIBÜNE
     
     
    Vaqrin 941
    8.02 h
     
    Überall am Kai spähten die Männer in Luken und Frachträume. Pazel sah ihnen gleichgültig zu: Die Kriechlinge waren offenbar entkommen. Angeblich waren sie überaus gefährlich und sogar imstande, ein Schiff auf den Grund des

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