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Windkämpfer

Windkämpfer

Titel: Windkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Redick
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erklären?«
    »Sie werden lediglich wie gewöhnliche Seesoldaten gekleidet und ausgerüstet sein. Es ist nicht ungewöhnlich, auch einen Kauffahrer in diesen Gewässern schwer zu bewaffnen, Rose. Im Golf von Thól wimmelt es von Piraten wie in einem Stall von Fliegen.«
    »Aber werden die Turach im Notfall dem Kapitän gehorchen? Davon könnte das Überleben des Schiffes abhängen.«
    »Sie werden Drellarek gehorchen. Und Drellarek ist Ihnen unterstellt.«
    »Und Sandor Ott?«
    »Ott hat sechs Spione unter sich. Wenn Sie vor der Krone nichts zu verbergen haben, dürften sie Ihnen kein Kopfzerbrechen bereiten, Kapitän.«
    Ich hatte keine Wahl: Einem Prinzen widersprach man nicht. Ich sorgte jedoch dafür, dass er sich nicht etwa einbildete, er könnte einen Nilus Rose von seinen Mordbuben beseitigen lassen, sobald er seine Schuldigkeit getan hätte.
    »Ich werde Ihnen nichts verheimlichen, Kaiserliche Hoheit: weder meine Befürchtungen noch die Vorsichtsmaßnahmen, die ich vernünftigerweise getroffen habe. Zu Letzteren zählen Briefe, die ich schon vor Monaten an gewisse Persönlichkeiten außerhalb des Reiches verschickt habe, mit der Bitte, sie im Falle meines Ablebens in den darauffolgenden Jahren an die Lords der Herrenlosen Lande und an eine Reihe von internen Rivalen Ihres Hauses weiterzureichen.«
    »Die sie sicherlich mit Erstaunen läsen«, lachte der Blinde. Er war wütend und erschrocken, aber das wollte er nicht zeigen. Wahrscheinlich hatte er nichts anderes im Sinn, als mich töten zu lassen, musste aber erkennen (was Sie und ich längst wissen), dass Arquals· Verrat niemals enthüllt werden darf und dass ich die genaue Anzahl dieser Briefe niemals preisgeben werde, und sollte man mir das Geständnis auch mit Brandeisen und Messerklingen zu entreißen suchen. Immerhin hätte er mir drohen können. Er hätte auch veranlassen können, dass ich in diese unterirdischen Gänge zurückgeschleppt und für meine Dreistigkeit gefoltert wurde – darauf war ich gefasst. Was er tatsächlich tat, traf mich jedoch völlig unvorbereitet: Er tastete wieder nach meinem Gesicht, packte mich an Haupt- und Barthaaren und presste seine Lippen an mein Ohr.
    »Ich weiß, von welchen Rivalen Sie sprechen«, flüsterte er. »Einige wurden verbannt, die meisten sind tot. Auch Maisas Söhne sind tot – wir haben ihre Leichen in eine Eistruhe gelegt. Die Astrologen haben gesprochen; die Toten regen sich, und die Lebenden wittern den Tod. Sie sind ein Narr. Sie können uns nicht aufhalten – dies ist Arquals· Stunde.«
    Dann ließ er mich los und lächelte. Bei Tisch bewarfen sich die Söhne des Kaisers mit Beleidigungen, und ich verließ den Fünf-Kuppel-Palast gerade noch rechtzeitig, um ein Unheil durch die Augrongs abzuwenden.
    All das erzähle ich Ihnen, verehrter Vater, weil es Ihr Herz erfreuen wird, dass ein Rose dem Kaiser in höchsteigener Person begegnet und mit einem Drittel seiner Schätze in See gestochen ist. Haben Sie nicht geschworen, wir würden eines Tages mit Königen verhandeln und sie womöglich gar für unsere eigenen Ziele einspannen? Sie mögen vergessen haben, bei welcher Gelegenheit Sie davon sprachen, doch mir wird es ewig im Gedächtnis bleiben: Es war eines Sommers auf Littelcatch, als Sie mich dabei ertappten, wie ich mit Hammer und Beitel lachend unter den mittellosen Jungen der Insel stand und einfach den Tag vertrödelte. Aus einem Stück Treibholz hatte ich eine primitive Skulptur herausgehackt. »Und wozu soll das gut sein, Nilus, wenn ich fragen darf?«, wollten Sie wissen, und ich war so dreist zu erwidern, ich wollte die Bildhauerei erlernen und Ihnen eines Tages für Ihr Schiff eine Göttin als Galionsfigur schnitzen. Worauf Sie mich mit dem Riemen schlugen, und wie Recht Sie doch hatten! Unsinn ist nur mit Klarheit zu heilen, und was wäre klarer als körperliche Schmerzen?
    Diesen Brief muss ich vom Kaiserlichen Postdienst befördern lassen, und der Bote steht bereits vor der Tür. Verehrter Vater, liebe Mutter, bitte lassen Sie mich nicht zu lange auf Antwort warten.
    Ich empfehle mich in allen Ehren als Ihr gehorsamer Sohn
    N.R. Rose

15
     
    A LTE F EINDE
     
     
    12. Vaqrin 941
     
    »Neeps«, fragte Pazel, »sind deine Eltern noch am Leben?«
    Sie hingen am Heck der Chathrand, ihr Sitz war eine Holzspiere, die mit zwei Tauen an der Heckreling festgebunden war, die bloßen Füße ruhten auf den Fensterrahmen der Heckgalerie. Jemand hatte sich eingebildet, Botschafter Isiq hätte

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