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Winslow, Don

Winslow, Don

Titel: Winslow, Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tage der Toten
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Cárdenas 55 Prozent der Stimmen errungen hatte - im Fluss aufgefunden.
    Mit dem Gesicht nach unten.
    Darauf trat der Wahlleiter erneut vor die Fernsehkameras und verkündete
mit unbewegter Miene, die PRI habe die Wahlen gewonnen.
    Der gegenwärtige Präsident trat sein Amt an und ging daran, die Banken,
die Telefongesellschaften, die Ölfelder zu privatisieren, um sie weit unter
Marktpreis an die Leute zu verkaufen, die zu seiner Spendengala erschienen
waren und ein 25 -Millionen-Dollar-Trinkgeld
hinterließen.
    Adán weiß, dass Tío mit der
Ermordung der Wahlbeobachter nichts zu tun hat - das war García Ábrego -, aber Tío dürfte davon
gewusst und sein Okay gegeben haben. Und während Ábrego beste
Beziehungen nach Los Pinos unterhält - geschäftlich mit el
Bagmán verbunden ist, dem Bruder des
Präsidenten, dem ein Drittel aller von Ábrego geschmuggelten Kokainlieferungen gehören -, hat Tío gute Gründe, zu
glauben, dass Los Pinos gute Gründe hat, sich ihm gegenüber loyal zu verhalten.
    Adán hat da seine
Zweifel.
    Jetzt merkt er, dass sein Onkel ungeduldig wird, das Gespräch beenden
will. Tío will Crack rauchen, aber nicht in Gegenwart seines Neffen. Wirklich traurig, denkt Adán, wenn man mitansehen
muss, was die Droge aus diesem großartigen Mann gemacht hat.
    Adán fährt mit dem
Taxi ins Stadtzentrum und geht zur Kathedrale, um ein Wunder zu erbitten. Gott
und die Wissenschaft, denkt er.
    Die widerstreitenden, aber manchmal auch harmonierenden Kräfte, von denen
sich Adán und Lucia Hilfe für ihre Tochter erhoffen.
    Lucia hält sich lieber an Gott.
    Sie betet und stiftet Messen, kniet vor einer ganzen Galerie von Heiligen.
Sie kauft milagros vor der Kathedrale, spendet Kerzen, Geld und Opfergaben.
    Adán geht am Sonntag
zur Kirche, bringt ebenfalls seine Opfer, sagt seine Gebete, empfängt die
Kommunion, aber es ist eher eine Geste, eine Gefälligkeit Lucia gegenüber. Er
glaubt nicht - nicht mehr -, dass aus dieser Richtung Hilfe kommen wird. Bei
seinen Fahrten nach Culiacán aber, die er regelmäßig unternimmt, um Gúero Méndez Tribut zu
zollen, macht er immer Station im Schrein von Santo Jesús Malverde, um
sein manda zu hinterlegen.
    Er betet zum Narcosanto, dem
Schutzheiligen der Drogenschmuggler, aber seine Hoffnungen richtet er auf die
Ärzte.
    Adán verkauft Drogen
und kauft Biopharmaka.
    Konsultiert Kinderneurologen, Neuropsychologen, Psychoneurologen,
Endokrinologen, Hirnspezialisten, Pharmaforscher, Kräuterheiler, Schamanen,
Scharlatane, Quacksalber. Ärzte gibt es überall - in Mexiko, Kolumbien, Costa
Rica, England, Frankreich, der Schweiz und sogar direkt hinter der Grenze, in
den USA.
    Aber da darf Adán nicht hin.
    Darf seine Frau und seine Tochter nicht begleiten zu ihren traurigen,
fruchtlosen Pilgerfahrten zu den Spezialisten im Scripps Hospital von La Jolla
oder im Mercy Hospital von Los Angeles. Er schickt Lucia los mit seinen
Aufzeichnungen, seinen Fragen, ganzen Stapeln von medizinischen Befunden. Lucia
fährt allein los mit Gloria, überquert die Grenze unter ihrem Mädchennamen -
die Staatsbürgerschaft besitzt sie noch -, und manchmal sind sie über Wochen
unterwegs, sogar Monate, während sich Adán nach seiner Tochter verzehrt. Und sie kommen immer
mit der gleichen Nachricht zurück.
    Dass es keine Hoffnung gibt.
    Kein neues Mittel wurde entdeckt.
    Und es ist kein Wunder geschehen.
    Weder Gott noch die Ärzte können ihnen helfen.
    Adán und Lucia
bestärken sich gegenseitig in ihrer Hoffnung, ihrem Glauben - den Lucia besitzt
und Adán vortäuscht - und ihrer Liebe.
    Adán liebt seine
Frau und seine Tochter innig.
    Er ist ein guter Ehemann, ein wunderbarer Vater.
    Andere Männer, und das weiß Lucia, würden sich von ihrer missgestalteten
Tochter abwenden, die eheliche Gemeinschaft meiden, tausend Ausreden anbringen,
warum sie nicht nach Hause kommen.
    Nicht so Adán.
    Er ist fast jeden Abend zu Hause, fast jedes Wochenende. Jeden Morgen
geht er als Erstes in Glorias Zimmer, küsst sie und streichelt sie und bereitet
ihr das Frühstück, bevor er zur Arbeit geht. Wenn er am Abend nach Hause kommt,
führt ihn sein erster Weg in Glorias Zimmer. Er liest ihr vor, erzählt
Geschichten, spielt mit ihr.
    Auch versteckt Adán sein Kind nicht. Er macht mit Gloria lange Spaziergänge durch das
Rio-Viertel. Geht mit ihr in den Park, ins Restaurant, in den Zirkus,
überallhin. Sie sind ein vertrauter Anblick in den besseren Vierteln von
Tijuana - Adán, Lucia und Gloria. In

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