Winslow, Don
haben Sie getan? Sie haben
ihn umgebracht.«
»Es war ein Unfall«, sagt Adán. »Darauf hatte ich keinen Einfluss.«
»Sie können sich und mich belügen«, sagt Parada, »aber nicht
Gott.«
Warum nicht, denkt Adán. Er belügt uns auch.
Aber er sagt: »Beim Leben meiner Frau und meiner Tochter, ich wollte
Hidalgo befreien. Einer meiner Kollegen hat ihm versehentlich eine Überdosis
verpasst, um seine Schmerzen zu lindern.«
»Infolge von Folter.«
»Nicht durch mich.«
»Genug, Adán«, sagt Parada und wedelt mit der Hand, wie um eine lästige Fliege
zu verscheuchen. »Was führt Sie her? Brauchen Sie geistlichen Beistand?«
»Nein.«
»Dann...«
»Nicht ich, sondern mein Onkel.«
»Jesus konnte auf dem Wasser wandeln«, sagt Parada. »Seitdem hat
es, glaube ich, keiner mehr geschafft.«
»Was wollen Sie damit sagen?«
Parada nimmt eine
Packung Zigaretten vom Schreibtisch, schüttelt sich eine in den Mund und zündet
sie an. »Dass ich in Abweichung von der offiziellen Linie davon ausgehen muss,
dass manche Menschen nicht zu retten sind. Was Sie von mir erwarten, ist ein
Wunder.«
»Ich dachte, Wunder wären Ihr Geschäft.«
»Stimmt«, sagt Parada. »Im Moment zum Beispiel versuche ich, Tausende hungrige Menschen zu
speisen, mit sauberem Wasser zu versorgen, ihnen ein Dach überm Kopf zu
sichern, medizinische Versorgung, Bildung und ein bisschen Hoffnung für die
Zukunft. Jedes für sich wäre schon ein Wunder.«
»Wenn es eine Frage des Geldes ist...«
»Scheiß auf das Geld!«, sagt Parada. »So. Ist Ihnen das deutlich genug?«
Adán lächelt und
weiß wieder, warum er diesen Mann liebt. Und warum Padre Juan
wahrscheinlich der einzige Priester ist, der die Nerven hat, Tío zu helfen.
»Mein Onkel leidet Höllenqualen«, sagt er.
»Gut. Geschieht ihm recht.«
Als Adán eine Braue hochzieht, sagt Parada: »Ich bin mir nicht sicher, ob es ein Höllenfeuer
gibt, Adán, aber wenn, dann ist Ihr Onkel ein sicherer Anwärter.«
»Er ist abhängig von Crack.«
»Die ironischen Kommentare will ich mir verkneifen«, sagt Parada. »Sind Sie
vertraut mit der Vorstellung vom Karma?«
»So etwa«, sagt Adán. »Ich weiß nur, dass er Hilfe braucht. Und dass Sie einem Mann in Not die
Hilfe nicht verwehren dürfen.«
»Einem Mann, der aufrichtig Buße tut, sein Leben ändern will«, sagt Parada. »Trifft das auf
Ihren Onkel zu?«
»Nein.«
»Trifft es auf Sie zu?«
»Nein.«
Parada steht auf.
»Dann haben wir nichts mehr zu bereden.«
»Bitte besuchen Sie ihn«, sagt Adán. Er zieht einen Notizblock aus dem Jackett und
schreibt ihm Tíos Adresse auf. »Wenn Sie ihn überreden könnten, eine Klinik aufzusuchen ...«
»In meiner Diözese gibt es Hunderte, die eine solche Behandlung brauchen,
sie sich aber nicht leisten können.«
»Schicken Sie außer meinem Onkel noch fünf andere. Ich übernehme die
Kosten.«
»Wie ich schon sagte -«
»Also gut, verzichten Sie auf mein Geld«, sagt Adán. »Wegen Ihrer
Prinzipien müssen andere leiden.«
»Sie leiden an den Drogen, die Sie verkaufen.«
»... sagte er mit der Zigarette im Mund.« Adán senkt den Kopf
und starrt einen Moment zu Boden. »Es tut mir leid. Ich wollte Sie um einen
Gefallen bitten und hätte mich zusammenreißen müssen. Das hatte ich eigentlich
vor.«
Parada nimmt einen
langen Zug von seiner Zigarette, geht ans Fenster und blickt hinaus auf den Zócalo, auf dem die
Straßenhändler ihre Votivgaben feilbieten.
»Ich werde Miguel Angel besuchen«, sagt er. »Aber ich glaube nicht, dass
es etwas nützt.«
»Danke, Padre Juan.«
Parada nickt.
» Padre Juan?«
»Ja?«
»Es gibt viele, die hinter dieser Adresse her sind.«
»Ich bin kein Polizist«, sagt Parada.
»Ich hätte nichts sagen sollen.« Adán geht zur Tür. »Auf Wiedersehen, Padre Juan. Und
vielen Dank.«
»Ändern Sie Ihr Leben, Adán.«
»Zu spät.«
»Wenn Sie das wirklich glauben würden, wären Sie nicht zu mir gekommen.«
Parada führt Adán in das kleine
Foyer, in dem eine Frau mit einer kleinen Reisetasche über der Schulter wartet.
»Ich fahr dann mal los«, sagt sie zu Parada und schenkt Adán ein Lächeln.
»Nora Hayden«, sagt Parada, »Adán Barrera. «
»Mucho gusto«, sagt Adán.
»Mucho
gusto.« Sie wendet sich an Parada. »In ein paar Wochen
bin ich wieder da.«
»Ich freue mich auf dich.« Sie wendet sich zum Gehen.
»Ich muss auch
los«, sagt Adán. »Darf ich Ihre Tasche tragen? Brauchen Sie ein Taxi?«
»Sehr nett von
Ihnen.« Sie
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