Winslow, Don
küsst Parada auf die Wange. »Adios.«
» Buen viaje. «
Draußen auf dem Zócalo sagt sie zu ihm: »Ihr ironisches Lächeln -«
»Habe ich ein ironisches Lächeln?«
»- ist völlig fehl am Platze. Es ist nicht so, wie Sie denken.«
»Sie missverstehen mich«, sagt Adán. »Ich liebe und achte den Mann. Ich wünsche ihm
alles Glück dieser Welt und würde es ihm nicht neiden.«
»Wir sind nur Freunde.«
»Wie Sie meinen.«
»Es stimmt aber.«
Adán hält Ausschau.
»Da drüben ist ein gutes Café. Ich wollte gerade frühstücken, aber ich esse ungern
allein. Hätten Sie Lust und Zeit, mir Gesellschaft zu leisten?«
»Ich hab noch nichts gegessen.«
»Dann kommen Sie«, sagt Adán und, während sie über den Platz laufen, »Moment,
ich muss kurz telefonieren.«
»Nur zu.«
Er holt sein Mobiltelefon heraus und wählt Glorias Nummer.
»Hola, -
de mi alma«, sagt er, als sie sich meldet. Das
Lächeln seiner Seele, das ist sie wirklich. Ihre Stimme ist die Nacht seiner
Seele. »Wie geht es dir heute Morgen?«
»Gut, Papa. Wo bist du?«
»In Guadalajara. Ich besuche Tio.«
»Wie geht es ihm?«
»Auch gut«, sagt Adán. Er blickt hinaus auf den Platz, der sich zusehends mit Händlern füllt. »Esancho
de mi corazón, Trost meines
Herzens, hier gibt es Singvögel zu kaufen. Soll ich dir einen mitbringen?«
»Welche Lieder singen sie, Papa?«
»Ich
glaube, die Lieder muss man ihnen beibringen. Kennst du welche?«
»Papa!«
Sie lacht, weil sie weiß, dass er sie necken will. »Ich singe dir doch immer
welche vor.«
»Ich weiß, ich weiß.« Deine Lieder brechen mir das Herz.
»Ja, bitte, Papa«,, sagt sie. »Ich möchte einen Vogel.«
»Welche Farbe?«
»Gelb?«
»Ich
glaube, ich sehe einen gelben.«
»Oder
grün. Die Farbe ist egal, Papa. Wann kommst du nach Hause?«
»Morgen
Abend«, sagt er. »Ich muss noch Onkel Gúero besuchen, dann komme ich.«
»Du fehlst
mir.«
»Du mir auch«, sagt er. »Heute Abend rufe ich wieder an.«
»Ich liebe dich.«
»Ich liebe dich auch.« Er beendet das Gespräch. »Ihre
Freundin?«, fragt Nora.
»Die Liebe meines Lebens«, sagt Adán. »Meine Tochter.«
»Ah.«
Sie suchen
sich einen Tisch im Freien. Adán hält ihr
den Stuhl hin, dann sitzt er ihr gegenüber und schaut in diese auffallend
blauen Augen. Sie weicht seinem Blick nicht aus. Schaut einfach nur zurück.
»Und Ihre
Frau?«, fragt sie.
»Was ist
mit ihr?«
»Das frage
ich Sie.«
Metall trifft auf Holz.
Die Tür
zerkracht mit einem Knall.
Angel
zieht hastig seinen pito aus dem
Mädchen zurück, als die Federales hereinkommen.
Das ist
beinahe komisch, denkt Keller, als Tío mit
heruntergelassener Hose zu rennen versucht, den rollenden Tropfständer im
Schlepptau, um an die Waffen heranzukommen, die in der Ecke gestapelt sind.
Dann kippt der Ständer krachend um, reißt ihm die Kanüle aus dem Arm, Tío fällt hin, auf die Waffen, richtet sich auf und will eine Handgranate
entsichern, doch da hat ihn schon ein Soldat gepackt und ihm die Granate
entrissen.
Noch immer
ragt ein dicker weißer Hintern über den Küchentisch. Wie ein riesiger
Teigklumpen. Bis Ramos hingeht
und dem Mädchen mit dem Gewehrkolben einen Klaps versetzt.
»Au!«,
schreit sie beleidigt.
»Du
solltest ihm doch Frühstück machen, du Schlampe!«
Er reißt
sie an den Haaren nach oben. »Zieh die Hose hoch. Deinen fetten Arsch will
keiner sehen.«
»Ich gebe
euch fünf Millionen«, sagt Angel zu den Federales. »Fünf Millionen
amerikanische Dollar.« Dann sieht er Keller und weiß, dass fünf Millionen nicht
reichen werden. Er fängt an zu weinen. »Bringt mich um! Bitte bringt mich um!
Sofort!«
Das ist
das Böse, wenn es nicht weiterweiß, denkt Keller.
Eine
traurige Burleske.
Ein Mann,
der mit heruntergelassenen Hosen in der Ecke sitzt und um den Gnadenschuss bettelt.
Wie lächerlich.
»Drei
Minuten«, sagt Ramos zu den
Soldaten. Dann sollen sie zurückkommen.
»Holen wir
dieses Stück Scheiße hier raus«, sagt Keller. Er kniet sich neben Adáns Onkel und flüstert ihm ins Ohr: »Tio, jetzt verrate ich dir, was du
immer wissen wolltest.«
»Was?«
»Wer die
Quelle Chupar war.«
»Wer?«
»Gúero
Mendez«, lügt Keller. Gúero Méndez. Der
Schweinehund.
»Er hasst
dich«, erklärt ihm Keller, »weil du ihm die kleine Schlampe weggenommen und
kaputtgemacht hast. Er wusste, er kriegt sie nur zurück, wenn er dich aus der
Welt schafft.«
Komme ich
an Adán, Raúl und Gúero nicht heran, denkt
Weitere Kostenlose Bücher