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Winslow, Don

Winslow, Don

Titel: Winslow, Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tage der Toten
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Keller,
versuche ich's eben auf diese Art.
    Sollen sie
sich gegenseitig vernichten.
    Adán sackt erschöpft über Nora zusammen. Sie umfasst seinen Hals,
streichelt sein Nackenhaar.
    »Das war unglaublich«, sagt er.
    »Du hattest lange keine Frau,
oder?«
    »War das zu spüren?«
    Direkt vom Café sind sie ins nächstbeste Hotel gegangen. Mit zitternden Fingern hat er
ihre Bluse aufgeknöpft. »Aber du bist nicht gekommen«, sagt er. »Das wird
schon«, sagt sie. »Beim nächsten Mal.«
    »Beim nächsten Mal?«
    Eine
Stunde später stützt sie sich auf das Fensterbrett, und ihre Beine bilden ein
muskulöses V, während er sie von hinten nimmt. Der Luftzug von draußen ist
angenehm kühl, und sie täuscht ihm einen prächtigen Orgasmus vor.
    Danach,
sie liegen auf dem Fußboden, sagt er zu ihr: »Ich muss dich wiedersehen.«
    »Das ließe sich arrangieren.«
    Es ist nur eine Frage des Geldes.
     
    Tío hockt in der Zelle.
    Die
Klageerhebung lief nicht gut - nicht so, wie sie hätte laufen sollen.
    »Ich
verstehe nicht, wieso Sie mich mit Kokainschmuggel in Verbindung bringen«, hat
er sich beschwert. »Ich bin Autohändler. Alles, was mit Drogen zu tun hat,
kenne ich nur aus der Zeitung.«
    Und die Leute im Gerichtssaal
haben gelacht.
    Gelacht. Der Richter hat Untersuchungshaft angeordnet - ohne
Kaution. Er sei ein gefährlicher Verbrecher, hat der Richter gesagt.
Fluchtgefahr sei hochgradig gegeben. Besonders in Guadalajara, wo der
Angeklagte über beträchtlichen Einfluss innerhalb der Justizorgane verfügt.
Also haben sie ihn - in Handschellen - mit einem Militärflugzeug nach Mexico
City verfrachtet. Und unter massiver Bewachung vom Flugzeug in einen Transporter
mit schwarzen Scheiben. Dann in eine Einzelzelle des Almoloya-Gefängnisses.
    Wo ihm die
Kälte in die Knochen fährt.
    Und das
Verlangen nach Crack nagt an
ihm wie ein ausgehungerter Hund. Es nagt und nagt und nagt - er braucht
dringend Kokain.
    Aber am
schlimmsten ist die Wut.
    Über den
Verrat seiner Partner. Verrat auf der höchsten Ebene - sonst säße er nicht
hier.
    Dieser
Hurensohn und sein Bruder in Los Pinos, dem wir
mit unserem Geld zur Macht verholfen haben. Mit meinem Geld und dem Geld des
Kartells haben wir Cárdenas den
Wahlsieg abgejagt - und nun fallen sie mir in den Rücken. Diese gottverfluchten
Hurensöhne.
    Und die
Amerikaner, die ich in ihrem Krieg gegen die Kommunisten unterstützt habe, die
haben mich auch verraten.
    Und Gúero Méndez, der mir meine Geliebte gestohlen hat. Méndez, der meine Geliebte geheiratet hat und ihr Kinder macht.
    Auch
Pilar, diese Schlampe, hat mich verraten.
    Tío hockt auf dem Zellenboden, hat die Arme um die Knie gelegt und wippt
mit dem Oberkörper vor lauter Wut und Drogenhunger. Es dauert einen Tag, bis
sich ein Aufseher bereit findet, ihm Crack zu
verkaufen. Er inhaliert den köstlichen Rauch und hält ihn in der Lunge fest,
bis er in alle Gehirnwindungen vordringt. Ihm die Glückseligkeit bringt, dann
die Klarheit.
    Jetzt
sieht er alles vor sich.
    Seine
Rache.
    An Méndez.
    An Pilar.
    Mit einem
Lächeln schläft er ein.
     
    Fabián Martínez alias el
Tiburón ist ein eiskalter Killer.
    Und einer
von Rauls wichtigsten Sicarios, sein
bester Schütze. Es gab da einen Journalisten in Tijuana, dessen Hintergrundartikel
ein wenig zu hintergründig wurden - el Tiburón hat ihn
weggeputzt wie ein Monster im Videospiel. Dann den kalifornischen Beachboy und
Dealer, der sich drei Tonnen Marihuana an den Strand von Rosarita liefern ließ,
aber seine Landegebühren nicht bezahlte - el
Tiburón hat ihn abgeschossen wie einen Ballon auf dem Jahrmarkt
und ist auf eine Party gegangen. Oder die drei total beknackten Idioten aus
Durango, die einen Kokaintransport der Barreras überfallen wollten - also, die
hat el Tiburón mit der Kalaschnikow von der
Straße gefegt wie Hundescheiße, dann mit Benzin übergossen und angezündet. Die
Feuerwehr hatte Angst, sie zu löschen, aus gutem Grund, und man erzählt sich,
zwei der Banditen hätten noch geatmet, als el
Tiburón das Streichholz anzündete.
    »So ein
Schwachsinn«, sagt Fabián, wenn er
das hört. »Stimmt gar nicht. Ich hab das Feuerzeug benutzt.« Wie auch immer.
    Wenn er
tötet, dann ohne Gefühl und ohne Gewissen.
    Genau das
brauchen wir, denkt Raúl, der nun
mit ihm im Auto sitzt und ihn fragt, ob er den Barreras einen Gefallen tun
will.
    »Wir
wollen, dass du die Geldlieferungen an Gúero Méndez übernimmst«, sagt Raúl. »Dass du
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