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Winslow, Don

Winslow, Don

Titel: Winslow, Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tage der Toten
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eingeführt hatte. Gleich nach ihrer Rückkehr
von Guadalajara hat sie Haley angerufen, sich nach Adán
Barrera erkundigt und die ganze Geschichte erfahren.
    »Sieh dich
vor«, hat ihr Haley geraten. »Die Barreras sind gefährlich.«
    Vielleicht,
denkt Nora, während Adán in seinen
postkoitalen Schlummer versinkt, aber diese Seite kennt sie nicht an ihm, und
sie bezweifelt, ob es sie überhaupt gibt. Zu ihr ist er immer freundlich, sogar
richtig süß. Sie bewundert, wie sehr er an seiner kranken Tochter und seiner
frigiden Frau hängt. Er hat eben Bedürfnisse, das ist alles, und versucht, sie
auf ethisch möglichst vertretbare Weise zu befriedigen.
    Für einen
welterfahrenen Mann ist er im Bett auffallend unerfahren. Behutsam musste sie
ihm gewisse Praktiken, Stellungen, Techniken beibringen, und der Mann ist tief
beeindruckt von den Genüssen, die sie ihm verschafft.
    Und
selbstlos ist er auch, denkt sie. Er steigt nicht mit dieser Konsumhaltung ins
Bett, die so viele Kunden an den Tag legen, mit der Erwartung, dass ihnen
zusteht, was die Platinum Card so bietet. Er will ihr Gutes tun, sie soll
genauso viel Freude haben wie er.
    Er
behandelt mich nicht wie einen Automaten, denkt sie. Geld rein, Knopf drücken,
Kaugummi raus.
    Verflixt,
ich mag den Kerl, denkt sie.
    Er hat
sich ihr geöffnet, sexuell und auch sonst. Sie verbringen mehr Zeit mit Reden.
Nicht über Drogen, natürlich, er weiß, dass sie weiß, was er tut, und sie
belassen es dabei - sondern über seine Restaurants, die Probleme, die damit
verbunden sind, so viele Mäuler zu stopfen, so viele Gäste zufriedenzustellen.
Sie reden über Sport - er ist entzückt, dass sie so gut übers Boxen Bescheid
weiß, dass sie den Unterschied zwischen einem Slider und einem Curveball kennt
- und auch den Aktienmarkt. Sie kümmert sich selbst um ihre Anlagen, und ihr
Tag beginnt genauso wie seiner - mit einer Tasse Kaffee und dem Wall Street Journal. Sie diskutieren die Menüs auf
seinen Speisekarten, das Ranking im Mittelgewicht, analysieren die Vor- und
Nachteile von Aktienfonds im Vergleich zu Staatsanleihen.
    Sie weiß,
auch das ist ein Klischee, genauso wie die überstrapazierte »Liebe am Nachmittag«,
aber Männer wollen reden, wenn sie
zu einer Hure gehen. Die Ehefrauen dieser Welt könnten den Huren einen Großteil
ihres Geschäfts abjagen, wenn sie auch die Sportseiten lesen, ein paar Minuten
lang den Sportkanal oder Wall Street
Week sehen würden. Ihre Männer wären bereit, stundenlang über Gefühle zu sprechen, wenn ihre Frauen nur ein kleines
bisschen mehr über Sachen mit ihnen
reden würden.
    Daher
gehört das zu ihrem Job, aber die Unterhaltungen mit Adán machen ihr wirklich Spaß. Sie interessiert sich für seine Themen, und
sie ist gewöhnt an intelligente, erfolgreiche Männer, aber Adán ist etwas Besonderes. Ein scharfsinniger Analytiker. Er geht den
Dingen auf den Grund.
    Und gib's
nur zu, sagt sie sich, auch sein Kummer macht ihn sympathisch. Die Last, die er
mit stiller Würde trägt. Du hoffst, du kannst seine Schmerzen lindern, und der
Gedanke reizt dich. Bei diesem Mann geht es nicht um seichte Befriedigung. Du
kannst ihm helfen, seine Trauer ein wenig zu vergessen.
    Schwester
Nora, denkt sie. Warum nicht.
    Florence
Nightingale mit Blowjob statt Häubchen.
    Sie beugt
sich über ihn und streicht ihm sanft über den Nacken, bis er die Augen öffnet.
»Du musst aufstehen«, sagt sie. »In einer Stunden hast du einen Termin, denk
dran.«
    »Danke.«
Noch benommen vom Schlaf, steht er auf und geht unter die Dusche. Wie in den
meisten Dingen, ist er auch darin flink und effizient. Er wäscht sich, trocknet
sich ab, kommt zurück und zieht sich an.
    Aber
heute, während er das Hemd zuknöpft, sagt er: »Ich möchte dich exklusiv.«
    »Oh, das
wäre aber sehr teuer, Adán«, erwidert sie, ein bisschen verdattert. »Ich
meine, wenn du mich die ganze Zeit haben willst, dann musst du mich für die
ganze Zeit bezahlen.«
    »Davon war
ich ausgegangen.«
    »Kannst du
dir das leisten?«
    »Geld
gehört nicht zu meinen Problemen.«
    »Adán«,
sagt sie, »ich möchte nicht, dass du deine Familie finanziell belastest.«
    Und bereut
es sofort, denn sie sieht, dass sie ihn damit beleidigt. Er schaut von seinem
Hemd auf, mit einem Blick, den sie noch nicht an ihm erlebt hat, und sagt: »Ich
glaube, du weißt, dass ich so etwas niemals tun würde.«
    »Ich weiß.
Tut mir leid.«
    »Ich
besorge dir eine Wohnung hier in Tijuana. Wir könnten uns auf eine

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