Winslow, Don
jährliche
Vergütung einigen, die an jedem Jahresende neu verhandelt wird. Abgesehen
davon müssten wir nie über Geld reden. Du wärst einfach meine -«
»Mätresse.«
»Ich
dachte eher an >Geliebte<«, erwidert er. »Nora, ich liebe dich, du sollst
Teil meines Lebens sein. Aber der größere Teil ist durch andere Dinge
okkupiert.«
»Ich
verstehe.«
»Das weiß
ich, und ich weiß es zu schätzen, mehr als du glaubst. Ich weiß, dass du mich
nicht liebst, aber ich bin mehr als ein gewöhnlicher Kunde, da bin ich sicher.
Das Arrangement, das ich dir vorschlage, ist nicht ideal, aber es bietet ein
Maximum dessen, was wir voneinander haben können.«
Er hat
sich vorbereitet, denkt sie. Hat alles durchdacht, seine Wort sorgfältig
gewählt, seinen Auftritt geprobt.
Eigentlich
müsste sie seinen Vorschlag idiotisch finden, aber sie ist gerührt.
Dass er
sich die Zeit nimmt, dass er sich solche Gedanken macht.
»Adán,
dein Angebot ist schmeichelhaft, ich finde es sehr lieb und verlockend. Gibst
du mir ein wenig Bedenkzeit?«
»Natürlich.«
Als er
gegangen ist, setzt bei ihr das Nachdenken ein. Sie zieht Bilanz.
Du bist
neunundzwanzig, sagt sie sich, jünger aussehend, aber trotzdem bald jenseits
von Gut und Böse. Noch hast du feste Brüste, einen strammen Hintern, einen
flachen Bauch, und das wird eine Weile so bleiben, aber mit jedem Jahr wird es
schwerer, die Figur zu halten, und wenn du noch so hart trainierst. Das Alter
kannst du nicht aufhalten.
Und es
rücken junge Mädchen nach, Mädchen mit langen Beinen und hohen Brüsten,
Mädchen, die einfach einen Body haben,
auch ohne Hometrainer und Laufband, ohne Sit-ups und Gewichtheben, ohne
Diät-Stress. Und zunehmend sind es solche Mädchen, die von den Typen mit der
Platinum Card verlangt werden.
Also, wie
viele Jahre bleiben dir?
Jahre an
der Spitze. Denn ins Mittelfeld willst du nicht abrutschen, noch tiefer erst
recht nicht. Wie viele Jahre, bis Haley dich zu den Kunden zweiter Klasse
schickt - und dann überhaupt nicht mehr?
Zwei, drei
oder, wenn es hoch kommt, fünf?
Was dann?
Hast du
dann genug angespart, um dich zur Ruhe zu setzen?
Das hängt
vom Markt ab, von den Wertpapieren. In drei oder fünf Jahren hab ich vielleicht
genug, um in Paris zu leben, oder ich muss mir einen Job suchen. Aber welchen?
' Die Sexindustrie teilt sich in zwei große Branchen.
Prostitution
und Porno.
Klar, man
kann auch strippen, damit fangen die Mädchen an, aber sie bleiben nicht lange
dabei. Entweder steigen sie aus, oder sie landen in einer der beiden Branchen.
Die Stripper-Phase hast du übersprungen - danke, Haley! - und bist direkt zum
Top-Level der Prostitution vorgestoßen. Doch was kommt danach? Porno?
Angebote
hatte sie weiß Gott genug. Harte Arbeit, aber gutes Geld. Und sie hört, dass es
auch mit der Gesundheitsfürsorge besser geworden ist. Aber irgendwie
widerstrebt ihr der Gedanke, vor der Kamera zu arbeiten.
Und auch
hier wieder die Frage: Wie lange kann das gehen?
Sechs oder
sieben Jahre, bestenfalls.
Dann käme
der steile Abstieg in die Billigproduktion. Blanke Matratzen am Swimmingpool,
Lesbennummern, Gruppensex, die sexhungrige Hausfrau, die nymphomanische
Schwiegermutter, die schwanzgeile, schluckfreudige Alte.
Und nach
einem Jahr bist du fertig.
Aufgeschnittene
Pulsader oder Überdosis.
Derselbe
Abstieg, wenn du Callgirl bleibst. Du hast es gesehen, hast dich davor
gegruselt, hast die Frauen bedauert, die zu lange dabeigeblieben sind, ihr Geld
nicht gespart haben, sich keinen festen Freier zugelegt haben. Du hast
gesehen, wie ihre Gesichter alterten, wie sie körperlich verfielen, wie sie
verblödeten, und hast sie bemitleidet.
Mitleid.
Mit dir
selbst oder mit anderen. Das hältst du nicht aus.
Nimm das
Angebot an.
Er liebt
dich, er behandelt dich gut.
Nimm es
an, solange du jung und schön bist, solange er dich will, solange du ihm mehr
geben kannst, als er zu träumen wagte. Nimm sein Geld, leg es auf die hohe
Kante, und wenn er dich satt hat, wenn er den Jüngeren nachschaut, so wie er
dir nachgeschaut hat, dann kannst du ihn verlassen, mit erhobenem Haupt und
einer gesicherten Zukunft vor dir.
Kannst
dich zur Ruhe setzen und das Leben genießen.
Sie
beschließt, auf Adáns Angebot
einzugehen.
Guamuchilito,
Sinaloa,
Mexiko Tijuana,
Mexiko
Kolumbien
Fabián brennt.
Seit Pilar
ihm das zugeflüstert hat. »Yo quiero
rabiar. «
Was wollte
sie mir damit sagen? Das, was ich vermute! Er muss an
ihren Mund denken,
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