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Winslow, Don

Winslow, Don

Titel: Winslow, Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tage der Toten
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Dinge. Ihnen das Frühstück zu machen, ihnen
vorzulesen, mit ihnen auf dem Fußboden zu kabbeln.
    Und ihm
fehlt Althie.
    Mein Gott,
und wie sie ihm fehlt!
    Wie konnte
es nur so weit kommen?
    Nur weil
er »der Herr der Grenze« werden wollte? So nennen sie ihn jetzt bei der DEA - »the Border Lord«. Hinter seinem Rücken. Nur Shag nicht. Der sagt es
ihm ins Gesicht. Bringt ihm eine Tasse Kaffee ins Büro und fragt: »Wie geht's
dem Border Lord heute Morgen?«
    Technisch
gesprochen ist er der Chef der Einsatzgruppe Südwestgrenze und Leiter des
Ausschusses, der den Drogenkrieg koordiniert: ein Zusammenschluss von DEA, FBI, Grenzschutz, Zoll und Einwanderungspolizei, Staats- und
Bundespolizei. Sie alle sind ihm rechenschaftspflichtig. Er leitet ein großes
Büro in San Diego, mit entsprechend vielen Leuten.
    Es ist
eine Machtposition, genau die, die er von John Hobbs gefordert hat.
    Außerdem
ist er Mitglied im Vertical Committee.
Das ist eine sehr kleine Gruppe, sie besteht aus ihm und Hobbs und koordiniert
die Aktivitäten der DEA und der
CIA in ganz Amerika, um sicherzustellen, dass sie sich nicht gegenseitig auf
die Füße treten. Das ist der erklärte Zweck. Der unerklärte: Es soll verhindert
werden, dass Keller der Firma ins Handwerk pfuscht.
    Das war
der Deal. Keller bekommt die Führung über die Einsatzgruppe Südwestgrenze,
damit er seinen Krieg gegen die Barreras führen kann, als Gegenleistung lässt
er sich von der CIA an die Leine legen.
    Heute ist
Totentag?, denkt er in seinem Wagen, der in einer Straße von La Jolla steht.
Warum lege ich mir keine Leckerbissen aufs eigene Grab?
    Dann sieht
er Nora Hayden aus der Boutique kommen.
    Sie hat
ziemlich feste Gewohnheiten, zumindest seit er sie beobachtet. Auf sie
aufmerksam gemacht haben ihn seine Quellen in Tijuana. Sie haben gemeldet, Adán
Barrera habe eine Freundin, eine Mätresse, er habe ihr eine
Wohnung gemietet und besuche sie regelmäßig.
    Sehr
leichtsinnig von Adán, sich eine
Amerikanerin für seine Eskapaden auszusuchen, denkt Keller beim Anblick der
Frau, die ihm mit zwei vollen Tüten entgegenkommt. Sieht ihm gar nicht ähnlich.
Stand er doch - bislang jedenfalls - im Ruf, ein treuer Familienvater zu sein.
    Aber er
kann es verstehen, als er Nora in Augenschein nimmt.
    Eine
Schönheit, wie man sie selten sieht. Äußerlich betrachtet,
denkt er und ruft sich zu Bewusstsein, dass dieses Miststück mit Adán
Barrera schläft. Beruflich.
    Vor drei
Monaten hat er ihr einen Beschatter angehängt, der sie verfolgte, als sie aus
Mexiko zurückkam. Seitdem kennt er ihren Namen und ihre Adresse, und wenig
später kam noch ihre Arbeitgeberin dazu.
    Haley
Saxon.
    Die DEA hat Madame schon seit Jahren auf dem Kieker, ebenso, wie sich
herausstellt, das Finanzamt. Die Polizei von San Die go weiß
natürlich genau über das Weiße Haus Bescheid, aber angesichts ihrer prominenten
Kundschaft hat es bisher niemand gewagt, in dieses Wespennest hineinzustechen.
    Und nun
stellt sich heraus, dass Adáns segundera eine Spitzenkraft bei Haley Saxon
ist. Pech für Nora, denkt Keller. Wäre sie bei Mary Kay angestellt, hätte sie
schon ihre eigene Flotte von pinkfarbenen Cadillacs.
    Er wartet,
bis sie näher kommt, dann steigt er aus und zeigt ihr seine Marke. »Ms. Hayden,
wir müssen miteinander reden.«
    »Ich
glaube nicht, dass wir das müssen.«
    Sie hat
umwerfend blaue Augen, ihre Stimme ist kultiviert und selbstbewusst. Er muss
sich immer von neuem daran erinnern, dass sie nur eine Hure ist.
    »Setzen wir
uns in den Wagen?«, schlägt Keller vor.
    »Warum
sollten wir?«
    Sie will
weitergehen, aber er hält sie am Ellbogen fest. »Soll ich etwa Ihre Freundin
Haley Saxon wegen gewerbsmäßiger Prostitution verhaften lassen?«, fragt er.
»Ihren Laden für immer dichtmachen?«
    Jetzt
lässt sie sich zum Auto führen. Er öffnet ihr die Beifahrertür, und sie steigt
ein. Er geht ums Auto herum und setzt sich auf den Fahrersitz.
    Nora
blickt demonstrativ auf die Uhr. »Ich will um viertel nach eins ins Kino.«
    »Reden wir
über Ihren Freund.«
    »Meinen Freund?«
    »Oder ist Barrera Ihr >KlientJohn    »Er ist
mein Liebhaber«, sagt sie. Ohne zu zucken.
    »Bezahlt
er Sie dafür?«
    »Das geht
Sie nichts an.«
    »Wissen
Sie, wovon Ihr Liebhaber lebt?«
    »Er ist
Restaurantbesitzer.«
    »Dass ich
nicht lache.«
    »Sagen
wir, ich hege Sympathie für Beschäftigungen, die von der Gesellschaft als
illegal betrachtet werden.«
    »Klar,
okay«, sagt Keller.

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