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Winslow, Don

Winslow, Don

Titel: Winslow, Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tage der Toten
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musste zugeben, dass diese Tommys
wussten, was sie taten.
    Mit der
22er war er immer gut zurechtgekommen, doch für diesen Job war mehr vonnöten,
und bald hatte er Ausbildung an der M16, der Kalaschnikow, der
M6o-Maschinenpistole und dem 90er Scharfschützengewehr von Barrett.
    Auch im
Nahkampf wurde er trainiert - Töten mit Messer, mit Würgschlinge, mit Händen
und mit Füßen. Manche von den Ausbildern waren bei den Special Forces der
US-Army gewesen, auch Vietnam-Veteranen waren dabei - Operation Phoenix. Und
viele der kolumbianischen Offiziere sprachen englisch, als kämen sie aus
Mayberry, USA.
    Callan konnte sich jedes Mal ausschütten, wenn einer dieser höheren Offiziere
den Mund aufmachte und redete wie ein Südstaatler. Dann kam er dahinter, dass
die meisten ihre Ausbildung in Fort Benning, Georgia, bekommen hatten.
    In
irgendeiner »School of the Americas«.
    Ich möchte
nicht, wissen, was die da lernen, dachte Callan. Lesen,
schreiben, massakrieren. Und dazu etliche widerwärtige Tricks, die sie eifrig
an die Tangueros weitergaben - so hießen die Söldner hier.
    Auch eine
Menge OJT gab es, On-the-Job-Training, und das ging so: Die Gruppe Tangueros
wurde losgeschickt, um einen Guerillatrupp aufzureiben. Ein Armeeoffizier hatte
Fotos von den sechs Zielpersonen geliefert, die wie normale Campesinos in ihren Dörfern wohnten, wenn sie nicht gerade Guerilla spielten.
    Fidel Cardona persönlich führte den Einsatz. Cardona hatte eine
leichte Macke, nannte sich »Rambo« und lief auch so rum wie der Typ im Film.
Jedenfalls fuhren sie los und legten einen Hinterhalt auf einer Straße, die von
den Guerillas benutzt wurde.
    Die
Tangueros bildeten eine perfekte U-Formation, genau, wie sie es gelernt hatten. Callan passte das gar nicht, im Gebüsch
zu liegen, Tarnklamotten zu tragen und in der Hitze vor sich hin zu schmoren.
Ich bin ein Stadtmensch, dachte er. Was hab ich in dieser bekloppten Armee zu
suchen?
    Genauer
gesagt, er war nervös. Angst war es nicht, eher eine gewisse Unruhe, weil er
nicht wusste, was ihn erwartete. Mit Guerillas hatte er sich bisher noch nicht
angelegt. Die sind wahrscheinlich ziemlich clever, dachte er, gut ausgebildet,
kennen ihr Terrain und wissen es zu nutzen.
    Die
Guerillas tappten ahnungslos in das offene U hinein.
    Callan hatte eiskalte Killer erwartet, mit Tarnzeug und Kalaschnikows. Doch
die sahen aus wie Bauern, trugen alte Hemden, kurze Campesino-Hosen und
bewegten sich auch nicht wie Soldaten - absichernd und wachsam. Liefen einfach
so die Straße lang.
    Callan richtete das Galil-Gewehr auf den Mann ganz links.
    Zielte ein
bisschen tiefer, auf den Bauch, falls das Gewehr hochriss. Außerdem wollte er
dem Mann nicht ins Gesicht sehen. Der hatte so ein Kindergesicht, lachte und
redete mit den anderen, wie eben einer mit seinen Kumpels redet, wenn die Arbeit
vorüber ist. Also konzentrierte sich Callan auf das
Blau seines Hemds, das war wie Zielschießen, als würde er nur auf dieses Ding schießen.
    Er
wartete, dass Fidel den Startschuss gab, dann drückte er zweimal ab.
    Der Mann
ging zu Boden. Die anderen auch.
    Die armen
Schweine hatten nichts geahnt, wussten nicht, wie ihnen geschah. Nur eine
Feuersalve aus den Büschen am Straßenrand, und sechs Guerillas lagen tot in
ihrem Blut.
    Sie hatten
nicht mal Zeit, ihre Waffen zu ziehen.
    Callan gab sich einen Ruck und ging zu dem Mann, den er erschossen hatte.
Der Mann war tot, lag auf dem Bauch. Callan rollte ihn
mit dem Fuß auf den Rücken. Sie hatten strikte Order, alle Waffen
sicherzustellen - nur dass Callan keine
Waffe fand. Alles, was der Mann bei sich hatte, war eine Machete, wie man sie
zur Bananenernte braucht.
    Auch die
anderen Guerillas hatten keine Waffen, wie Callan jetzt sah.
    Fidel
störte sich nicht daran. Er ging herum, schoss den Toten zur Sicherheit in den
Hinterkopf, dann setzte er einen Funkspruch nach Las Tangas ab. Kurze Zeit später kam ein Lkw mit einem Haufen Klamotten, wie sie
von den kommunistischen Guerillas getragen wurden, und Fidel befahl seinen
Männern, die Toten in die neuen Sachen zu kleiden.
    »Ich
glaube, ich spinne«, sagte Callan. »Soll das
ein Scherz sein?«
    Aber Rambo
machte keine Scherze. Rambo befahl ihm, seinen Arsch in Bewegung zu setzen.
    Callan setzte sich an den Straßenrand. »Ich bin doch kein Leichenwäscher«,
sagte er zu Fidel. Saß da und guckte zu, wie die anderen Tangueros die Leichen
umzogen und dann Fotos von den toten »Guerillas« machten.
    Und auf
dem ganzen

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