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Winslow, Don

Winslow, Don

Titel: Winslow, Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tage der Toten
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rede von Birnen, Orangen, Grapefruits, so prall
und saftig, die sind besser als Sex. Mach schon, O-Bop, such ihm ein paar
Klamotten zusammen, dann nichts wie raus hier.«
    Callan ist betrunken.
Was soll er machen?
    O-Bop rafft seine Sachen zusammen, und Peaches geht mit ihm raus.
    Wirft einen Hunderter auf den Schalter und sagt dem Manager, es ist alles
bezahlt, scheißegal, was es kostet. Und auf dem Weg zum Auto - Peaches hat sich
einen neuen Mercedes zugelegt - schwärmen die beiden davon, wie toll es hier
ist, dass sie eine heiße Sache am Laufen haben.
    Dass hier die Straßen mit Gold gepflastert sind.
    Mit echtem Gold.
     
    Die Grapefruit liegt in der Schale wie eine Sonne.
    Wie eine dicke, fette, saftige Sonne.
    »Iss«, sagt Peaches. »Du brauchst Vitamin C.«
    Peaches ist neuerdings ein Gesundheitsfanatiker - wie alle in Kalifornien.
Er wiegt immer noch satte drei Zentner, aber jetzt sind die satten drei Zentner
solariumsgebräunt, cholesterinarm und reich an Ballaststoffen.
    »Ich muss ständig aufs Klo«, erklärt er Callan, »aber ich fühle
mich bestens.«
    Nicht so Callan.
    Er fühlt sich wie ein Mann nach einer mehrjährigen Sauftour. Er fühlt sich
wie der Tod, wenn sich der Tod so richtig beschissen fühlt. Und jetzt nervt ihn
dieser fette braune Peaches damit, dass er eine Scheiß-Pampelmuse fressen soll.
    »Hast du ein Bier?«, fragt Callan.
    »Klar hab ich ein Bier«, sagt Peaches. »Aber du hast kein Bier, und du kriegst auch
keins, du versoffenes Arschloch. Wir kriegen dich wieder trocken, wirst schon
sehen.«
    »Wie lange bin ich schon hier?«
    »Vier Tage«, sagt Peaches. »Und jede Minute davon war das reinste
Vergnügen. Du hast gekotzt, geschrien, gebrabbelt, gebrüllt. Lauter Scheiße.«
    Was für Scheiße hab ich gebrüllt?, fragt sich Callan, denn seine
Träume waren grässlich und bluttriefend. Die verfluchten Gespenster - und es
gab eine Menge davon - wollten einfach nicht verschwinden.
    Und dieser elende Priester.
    Ich vergebe
dir. Gott vergibt dir.
    Nein, Padre, macht er nicht.
    »Mann, deine Leber will ich lieber nicht sehen«, sagt Peaches jetzt. »Die
muss aussehen wie ein alter Tennisball. Übrigens, ich spiel jetzt Tennis, hab
ich das erzählt? Jeden Vormittag. Nur dass ich in den letzten vier Tagen
stattdessen die Krankenschwester mimen musste. Ja, ich spiele Tennis. Und fahre
Rollerblade.«
    Dreihundertzwanzig Pfund Big Peaches auf Rollerblades?, denkt Callan. Was da für
Unfälle passieren können ...
    »Stimmt«, sagt O-Bop. »Wir haben ihm Sattelschlepperreifen an die Blades
geschraubt.«
    »Fick dich, Topfkratzer«, sagt Peaches. »Ich fahre ziemlich gut.«
    »Aber die Leute gehen in Deckung«, sagt O-Bop. »Das kann ich dir sagen!«
    »Du könntest auch ein bisschen Bewegung gebrauchen«, sagt Peaches zu
O-Bop. »Und du, Saufsack, friss deine verdammte Grapefruit.«
    »Wie denn? Muss man die schälen?«, fragt Callan. »Gott, was für
ein Idiot. Gib her!«
    Peaches nimmt ein Messer, schneidet die Grapefruit in der Mitte durch,
zerteilt sie sorgfältig zu Schnitten und legt sie zurück in die Schale. »Jetzt
kannst du sie mit dem Löffel essen, du verdammter Barbar. Hast du gewusst, dass
das Wort Barbar von den Römern kommt? Heißt so viel wie >Rotschopf<. Und
damit haben sie euch gemeint. Ich hab das gestern Abend im - wie heißt das gleich? -, im
History Channel gesehen. Find ich spannend, solchen Scheiß.«
    Es klingelt, Peaches geht nachsehen, wer da ist.
    O-Bop grinst Callan an. »In dem Bademantel sieht er aus wie 'ne alte Mamma mia, findst du nicht? Sogar Titten
kriegt er. Jetzt braucht er nur noch kleine rosa Pantöffelchen mit 'nem Puschel
obendrauf. Ich komm mir vor wie in 'nem japanischen Horrorfilm. Fettzilla.«
    Dann hören sie ihn sagen: »Komm rein, guck dir an, was die Katze gefangen
hat.«
    Schon kommt Little Peaches rein und schließt Callan in die Arme.
    »Die haben's mir schon erzählt, aber ich konnt's nicht glauben. Wo hast
du denn die Jahre gesteckt?«
    »Meistens in Mexiko.«
    »Gibt's dort kein Telefon?«, fragt Little Peaches. »Konntest du nicht mal
durchrufen, ein Lebenszeichen von dir geben?«
    »Wo sollte ich denn anrufen?« fragt Callan. »Ihr seid im Zeugenschutzprogramm. Wenn ich euch
aufspüre, schaffen das auch andere.«
    »Die anderen sind alle in Marion«, sagt Peaches.
    Wohl wahr, denkt Callan, und das haben sie ihm zu verdanken. Big Peaches, einst alte Schule, hat
sich zum sangesfreudigsten Singvogel seit Valachi gemausert. Hat

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