Winslow, Don
Johnny Boy
hinter Gitter gebracht. Lebenslänglich und noch ein paar Jährchen drauf. Aber
allzu lange wird er's nicht machen. Wie es heißt, hat er Kehlkopfkrebs.
Andererseits ist es gut, dass Peaches geplaudert hat, denkt Callan. Dann wird er
mich nicht bei Sal Scachi verpfeifen, dem es nicht passen wird, dass ich ihm von der Fahne
gegangen bin. Callan weiß zu viel über Scachis Jobs - Red Cloud und all das Zeug -, um einfach
so auf die Welt losgelassen zu werden. Also ist es gut, dass es keine
Verbindung zwischen Scachi und Peaches gibt.
»Fütterst du den Kerl etwa?«, fragt Little Peaches seinen Bruder.
»Ja, genau.«
»Doch nicht diesen Scheiß!«, sagt Little Peaches. »Mein Gott, besorg ihm
Sausiche, Prosciutto, Ravioli. Wenn du hier so was findest. Callan, in dem Little
Italy, das es hier gibt, treibst du keine Cannoli auf, nicht mal mit dem MG.
Und wenn du was zu essen bestellst, kriegst du Dörrtomaten. Was soll das? Nach
ein paar Jahren wirst du selber zur Dörrtomate. Hier sind immer achtundzwanzig
Grad, und immer scheint die Sonne, selbst nachts. Wie machen die das, häh? Krieg
ich hier vielleicht mal 'ne Tasse Kaffee, oder muss ich die bestellen wie im
Restaurant?«
»Hier hast du deinen verkackten Kaffee«, sagt Peaches.
»Danke.« Little Peaches legt eine Schachtel auf den Tisch und setzt sich.
»Hier. Hab euch Donuts mitgebracht.«
»Donuts?«, fragt Peaches. »Musst du immer meine Diät sabotieren?«
»Dann friss sie nicht. Niemand zwingt dich.«
»Du dummes Arschloch!«
»Aber ich komme nicht mit leeren Händen in das Haus meines Bruders«, sagt
Little Peaches zu Callan. »Bringt man Manieren mit, ist man hier ein Arschloch.«
»Ein dummes Arschloch«, korrigiert ihn Peaches und greift sich ein Donut.
»Callan«, sagt Little Peaches. »Iss auch ein Donut. Oder fünf, jeder Donut
weniger, den mein Bruder frisst, erspart mir was von seinem Gejaule wegen
seiner Figur. Du bist nun mal fett, Jimmy. Ein dicker, fetttriefender
Spaghettifresser. Find dich damit ab.«
Sie gehen raus auf die Terrasse, weil sie finden, dass Callan ein bisschen
Sonne braucht. In Wirklichkeit denkt Peaches, dass er selbst ein bisschen Sonne
braucht, aber er will nicht egoistisch sein. Wozu wohnt man in San Diego, wenn
man nicht jede sich bietende Gelegenheit für ein Sonnenbad nutzt?
Also pflanzt er sich in den Liegestuhl, öffnet seinen Bademantel und
schmiert sich den Bauch mit Sonnenlotion ein.
»Mit Hautkrebs ist nicht zu spaßen«, sagt er.
Mickey ist weit davon entfernt, mit Hautkrebs zu spaßen. Er setzt sein
Yankees-Basecap auf und verzieht sich unter den Sonnenschirm.
Peaches öffnet eine Büchse gekühlte Pfirsiche und schiebt sich ein paar
Hälften in den Mund. Callan verfolgt, wie der Saft auf seine fette Brust
tropft, sich mit dem Schweiß und der Sonnenlotion vermengt und langsam über
seinen Bauch rinnt.
»Jedenfalls gut, dass du wieder da bist«, sagt Peaches.
»Wieso?«
»Wie fändest du ein Verbrechen«, redet Peaches weiter, »wo die Opfer nicht
zur Polizei gehen können?«
»Klingt gut.«
»Klingt gut? Für mich klingt es paradiesisch.« Er erklärt Callan, worum es
geht.
Die Drogen wandern nach Norden. Von Mexiko in die Staaten.
Das Geld wandert nach Süden. Von den Staaten nach Mexiko.
»Die schaufeln den Schotter einfach in Autos - manchmal zweistellige
Millionensummen - und schaffen ihn über die Grenze nach Mexiko«, erklärt
Peaches.
»Oder auch nicht«, ergänzt Little Peaches.
Dreimal haben sie die Nummer schon durchgezogen, und jetzt kennen sie ein
Drogendepot in Anaheim, in dem Berge von Geld liegen, das nach Mexiko muss. Sie
haben die Adresse, die Namen, die Automarke und das Kennzeichen. Sie wissen
sogar, wann die Kuriere losfahren wollen.
»Wer gibt euch denn solche Tipps?«, fragt Callan.
»Ein Typ«, sagt Peaches.
Das hat sich Callan schon gedacht.
»Mehr brauchst du nicht zu wissen«, sagt Peaches. »Er kriegt dreißig
Prozent.«
»Als würden wir wieder ins Drogengeschäft einsteigen«, meint O-Bop, »nur
besser. Wir kassieren ab, ohne das Zeug auch nur anzufassen.«
»Eine einfache, saubere Sache«, meint Peaches. »Hände hoch, Geld her.«
»So wie es der Herrgott gewollt hat«, sagt Mickey.
»Also, Callan«, sagt Little Peaches. »Bist du dabei?«
»Ich weiß nicht«, sagt Callan. »Wem gehört das Geld?«
»Den Barreras«, sagt Peaches mit einem fragenden, etwas lauernden Blick,
als gäbe es da ein Problem.
Ich weiß nicht, denkt Callan. Gäbe es
Weitere Kostenlose Bücher