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Winslow, Don

Winslow, Don

Titel: Winslow, Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tage der Toten
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die Benzindämpfe seine Nebenhöhlen durchdringen, sein Gehirn,
seine Lunge. Er will sich aufbäumen, sein Kopf schlägt hin und her, seine Beine
strampeln unkontrolliert. Als es endlich vorbei ist, nimmt Navarres sein Kinn
zwischen Daumen und Zeigefinger und hebt es an.
    »Du kleines Dreckstück von Dealer«, sagt Navarres. »Du denkst wohl, man
kann alles kaufen? Dann lass dir mal gesagt sein, du Stück Scheiße - mich
kaufst du nicht. Hier wird nicht geschachert, hier gibt's keinen Deal. Du gibst
mir, was ich will.«
    An dem Punkt hört sich Adán etwas wahrhaft Dummes sagen.
    »Comemierda.«
    Navarres rastet aus. Er brüllt. »Ich soll Scheiße fressen? Ich soll
Scheiße fressen? Raus mit ihm zur Latrine!«
    Adán wird
hochgerissen und aus dem Zelt geschleift, zu einem verdreckten Loch, das mit
einem alten Toilettensitz bedeckt ist. Randvoll mit Scheiße, Klopapierfetzen,
Pisse, umsummt von Fliegen.
    Die Federales packen den strampelnden Adán und halten seinen
Kopf über das Loch.
    »Ich fresse Scheiße?«, brüllt Navarres. »Du frisst Scheiße!«
    Sie stoßen Adáns Kopf bis zur Schulter in den Dreck.
    Er windet sich verzweifelt, strampelt, hält die Luft an, bis es nicht mehr
geht. Dann holen sie ihn heraus.
    Adán spuckt Scheiße.
    Und schnappt nach Luft, als sie ihn wieder hineinstoßen.
    Presst Mund und Augen zu und schwört sich, eher zu sterben, als noch
einmal Scheiße zu schlucken, aber bald ruckt sein ganzer Körper, seine Lunge
giert nach Luft, sein Gehirn droht zu platzen, er öffnet den Mund noch einmal,
er ersäuft im Dreck, dann ziehen sie ihn heraus und werfen ihn zu Boden.
    »Na, wer frisst Scheiße?«
    »Ich.«
    »Spritzt ihn ab.«
    Der Wasserstrahl schmerzt, aber Adán ist dankbar. Er kriecht auf allen vieren, würgend
und kotzend, und das Wasser fühlt sich wunderbar an.
    Navarres hat seinen Stolz befriedigt. Väterlich beugt er sich über Adán. »Also ... wo
ist Don Pedro?«
    Jetzt weint Adán. »Ich ... weiß ... es .. nicht.«
    Navarres schüttelt den Kopf.
    »Holt den anderen«, kommandiert er. Einen Augenblick später schleppen die
Federales den Campesino aus dem Zelt. Seine weiße Hose ist zerrissen und blutig. Sein linkes Bein
schleift er in einem schiefen Winkel nach, aus dem Unterschenkel ragt ein
weißes Stück Knochen.
    Adán sieht es und
muss erneut kotzen.
    Aber als sie ihn zu einem Hubschrauber zerren, wird ihm erst richtig
schlecht.
     
    Keller presst sich ein Taschentuch an die Nase.
    Rauch und Asche setzen ihm zu. Seine Augen brennen, er hat einen
widerlichen Geschmack auf der Zunge. Wer weiß, denkt er, was ich für Gifte
einatme.
    Vor ihm, in der Biegung der Landstraße, taucht ein Dorf auf. Campesinos stehen am
Straßenrand und sehen zu, wie Soldaten die Strohdächer ihrer casitas in Brand zu setzen. Die Soldaten sind jung und
nervös, sie drängen die Bauern zurück und hindern sie daran, ihre
Habseligkeiten aus den brennenden Häusern zu retten.
    Dann sieht Keller einen Verrückten.
    Einen großen dicken Mann mit dichtem weißem Haar und weißen Bartstoppeln.
Er trägt Tennisschuhe, Jeans, ein loses Hemd, und reckt ein hölzernes Kruzifix
in die Höhe wie ein schlechter Schauspieler in einem Vampirfilm. So bahnt er
sich einen Weg durch die Campesinos, dicht vorbei an den Soldaten.
    Die müssen ihn ebenfalls für verrückt halten, weil sie zurückweichen und
ihn vorbeilassen. Keller sieht, wie er die Straße überquert und zwei Soldaten,
die mit Fackeln auf ein Haus zugehen, den Weg verstellt.
    »Im Namen unseres Herrn Jesus Christus«, ruft der Mann. »Ich verbiete euch,
das zu tun!«
    Irgendein durchgeknallter Typ, denkt Keller, der normalerweise im Haus
festgehalten wird und nun seine Jesus-Nummer durchzieht. Die zwei Soldaten
starren ihn an und wissen nicht, was sie machen sollen.
    Der Sergeant zeigt es ihnen. Er baut sich vor ihnen auf und brüllt sie an:
Hört auf zu glotzen, zündet endlich das verdammte Haus an. Die Soldaten wollen
dem Verrückten ausweichen, doch der ist schneller und verstellt ihnen erneut
den Weg.
    Ganz schön flink für so einen Dicken, denkt Keller.
    Der Sergeant hebt drohend seinen Gewehrkolben, als wollte er dem
Verrückten den Schädel zerschmettern.
    Der rührt sich nicht von der Stelle. Bleibt einfach stehen und beschwört
Gottes Hilfe.
    Keller stoppt mit einem Seufzer den Jeep und steigt aus.
    Er weiß, die Sache geht ihn nichts an, aber er kann nicht zusehen, wie
ein kranker alter Mann eins auf den Schädel kriegt. Er ruft dem

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