Winslow, Don
ihn
versteckt hatten, auf einen Lkw und fahren davon.
Als Adán diesmal aufwacht, ist es dunkel.
Es ist aber nicht Nacht, sondern sein Kopf steckt in einer schwarzen
Kapuze. Er kriegt kaum Luft, gerät in Panik. Seine Hände sind hinterm Rücken
gefesselt, er hört Motorengeräusch - Hubschrauber. Das muss eine Art
Militärbasis sein, denkt Adán. Was er dann hört, ist schlimmer. Das Stöhnen eines
Mannes, das harte Klatschen von Gummi und das scharfe Aufschlagen von Metall
auf Fleisch und Knochen. Er riecht die Pisse, die Scheiße, das Blut des Mannes,
er riecht den Gestank seiner eigenen Angst.
»Sag mir, wo Don Pedro ist«, sagt einer. Es ist die gepflegte, aristokratische
Stimme von Leutnant Navarres.
Navarres blickt auf den Bauern hinab, ein schwitzendes, blutendes,
zitterndes Bündel, das sich auf dem Zeltboden krümmt, zwischen den Stiefeln
zweier hünenhafter Federales. Einer hält ein dickes Stück Gummischlauch in der
Hand, der andere eine kurze Eisenstange. Die DEA-Leute sitzen draußen und
warten auf Ergebnisse. Sie wollen nur die Informationen. Wie die zustande
kommen, interessiert sie nicht.
Komische Leute, diese Amerikaner, denkt Navarres. Sie wollen ihren
Braten, aber sie wollen nicht wissen, wie er zubereitet wird.
Er nickt dem einen Soldaten zu.
Adán hört das
Zischen des Schlauchs und einen Schrei. »Hört auf!«, brüllt Adán.
»Ah, du bist wieder munter«, sagt Navarres zu Adán und beugt sich
über ihn. Adán riecht seinen Pfefferminzatem. »Dann erzähl du mir, wo Don Pedro ist.«
»Sag's nicht!«, ruft der Campesino.
»Brecht ihm das Bein«, sagt Navarres.
Mit einem entsetzlich krachenden Geräusch zerschmettert die Eisenstange
das Schienbein des Bauern. Wie eine Axt, die in ein Scheit fährt. Dann Schreie.
Adán hörte den Mann
stöhnen, würgen, röcheln, beten, aber er sagt nichts.
»Jetzt glaube ich ihm, dass er nichts weiß«, sagt Navarres.
Adán spürt den Comandante näher kommen,
riecht den Kaffee und den Tabak in seinem Atem, als er sagt: »Aber du weißt es.«
Die Kapuze wird ihm vom Kopf gerissen und, ehe er etwas erkennen kann,
durch eine feste Augenbinde ersetzt. Dann wird sein Stuhl nach hinten gekippt,
so dass er fast flach liegt, seine Füße im schrägen Winkel zur Decke zeigen.
»Wo ist Don Pedro?«
»Ich weiß es nicht.«
Er weiß es wirklich nicht. Das ist das Problem. Adán hat nicht die
geringste Ahnung, wo Don Pedro steckt, obwohl er alles drum geben würde. Und er
wird mit einer unschönen Wahrheit konfrontiert: Wenn er's wüsste, würde er's
sagen. Ich bin nicht so stark wie dieser Campesino, denkt er, nicht so tapfer, nicht so loyal. Aber
bevor ich mir die Beine brechen lasse, bevor ich das entsetzliche Knacken
meiner eigenen Knochen höre, diese unvorstellbaren Schmerzen erleiden muss,
sage ich ihnen alles, was sie wollen.
Aber er weiß es nicht, also sagt er: »Ehrlich, ich hab keine Ahnung ...
ich bin kein Gomero. «
»Hm-hmmm«, macht Navarres.
Nur ein kleines Räuspern, das besagt: Ich glaub dir nicht.
Dann riecht Adán etwas.
Benzin.
Sie stopfen ihm einen Lappen in den Mund.
Adán wehrt sich,
aber kräftige Hände drücken ihn nach unten, während ihm Benzin in die
Nasenlöcher gegossen wird. Er hat das Gefühl zu ertrinken, was ja auch
zutrifft. Er muss husten, spucken, würgen, doch der Lappen im Mund verhindert
es. Erbrochenes staut sich in seiner Kehle, er glaubt, an der Mischung von
Benzin und Erbrochenem zu ersticken, als ihn die Hände freigeben. Mit aller
Gewalt wirft er den Kopf hin und her, bis sie den Lappen herausziehen und den
Stuhl wieder aufrichten.
Als Adán mit Kotzen fertig ist, stellt Navarres die Frage noch einmal.
»Wo ist Don Pedro?«
»Ich weiß es nicht«, keucht Adán. Erneut befällt ihn die Panik. Daher sagt er etwas
Dummes. »Ich habe Geld dabei.«
Der Stuhl wird wieder gekippt, der Lappen wieder hineingestopft. Die
Benzinflut überschwemmt seine Nase, seine Nebenhöhlen, sein ganzes Gehirn, so
wie es sich anfühlt. Er hofft, dass es ihn umbringt, denn das ist unerträglich.
Gerade, als er denkt, jetzt ist es aus, stellen sie den Stuhl wieder auf,
ziehen den Lappen heraus, und er bekotzt sich selbst.
»Was glaubst du, wer ich bin?«, brüllt Navarres. »Ein lumpiger Verkehrspolizist?
Du wagst es, mir Schmiergeld anzubieten?«
»Tut mir leid«, röchelt Adán. »Lassen Sie mich gehen. Ich zahle, was Sie wollen.«
Wieder das Kippen nach hinten, der Lappen, das Benzin. Das grässliche
Gefühl, dass
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