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Winslow, Don

Winslow, Don

Titel: Winslow, Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tage der Toten
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daher konnten sie keine
Adresse ermitteln, nur die nächstgelegene Basisstation. San Felipe.
    An der Ostküste der Baja-Halbinsel, ein wenig südlich von Mexicali.
    Ein Radius von sechzig Meilen.
    Keller hat die Karte schon ausgebreitet. San Felipe ist eine Kleinstadt
mit vielleicht zwanzigtausend Einwohnern, dazu kommen viele amerikanische
Winterflüchtlinge. Außer der Stadt gibt es dort nicht viel, nur Wüste und ein
paar Fischercamps nach Norden und nach Süden. Auch bei einem begrenzten Radius
ist das die Suche nach der berühmten Nadel im Heuhaufen, und Adán kann ein Stück
gefahren sein, um in den Bereich des Funknetzes zu gelangen, und ist gerade
dabei, sich wieder zu entfernen.
    Aber immerhin können wir die Suche eingrenzen, denkt Keller.
    Wenigstens eine Hoffnung.
    »Der Anruf kam nicht aus der Stadt«, sagt Wallace.
    »Woher weißt du das?«
    »Hör dir das Band noch mal an.«
    Sie lassen es zurücklaufen, und jetzt hört Keller ein rhythmisches
Brummen im Hintergrund. Fragend schaut er Wallace an.
    »Du bist eine Stadtratte, nicht wahr?«, sagt Wallace. »Ich bin auf der
Farm groß geworden. Was du da hörst, ist ein Dieselgenerator. Es gibt dort
kein Stromnetz.«
    Keller bestellt Satellitenfotos. Aber es ist Nacht, und bis die Bilder
kommen, wird es Stunden dauern.
     
    Der Verhörspezialist drückt aufs Tempo.
    Er reißt Nora aus dem tiefen Tuinol-Schlummer, setzt sie auf einen Stuhl
und hält ihr den Positionsmelder unter die Nase.
    »Was ist das?«
    »Keine Ahnung.«
    »Doch«, beharrt er. »Sie haben das eigenhändig an der Kopfstütze
befestigt.«
    »Was hab ich wo? Wie spät? Ich will schlafen ...«
    Er schüttelt sie. Es ist das erste Mal, dass er sie berührt. Und das erste
Mal, dass er brüllt. »Hören Sie, bis jetzt war ich sehr nett zu Ihnen, aber,
langsam reißt mir der Geduldsfaden. Wenn Sie nicht kooperieren, muss ich Gewalt
anwenden! Und zwar massive. Und jetzt sagen Sie mir, wer Ihnen befohlen hat,
den Positionsmelder zu installieren.«
    Sie starrt das Ding an, lange, als käme es aus einer anderen Welt. Nimmt
es zwischen Daumen und Zeigefinger, dreht es hin und her, hält es ins Licht und
beäugt es von allen Seiten. Dann gibt sie es zurück. »Das hab ich noch nie
gesehen.«
    Jetzt brüllt er ihr ins Gesicht, aus nächster Nähe. Sie versteht nicht
mal, was er sagt, so laut brüllt er, sie kriegt seine Spucke ab, er packt sie
bei den Schultern und schüttelt sie, und als er endlich loslässt, sackt sie
erschöpft zusammen.
    »Ich bin so müde«, sagt sie.
    »Ich weiß«, erwidert er, nun wieder ganz Mitgefühl. »Wir können es ganz
schnell hinter uns bringen.«
    »Dann darf ich schlafen?«
    »Aber ja.«
     
    Keller sitzt übernächtigt, mit brennenden Augen da, als die Fotos auf dem
Bildschirm erscheinen. Er weckt Wallace, der in seinem zurückgeklappten
Bürostuhl schläft, die Stiefel auf dem Schreibtisch.
    Gemeinsam brüten sie über den Satellitenbildern. Beginnen mit dem Großraum
San Felipe, zoomen sich näher heran an den Küstenstreifen nördlich und südlich
der Stadt. Die Wüstengebiete landeinwärts können sie vernachlässigen. Keine
Wasserversorgung, kaum passierbare Straßen, und die wenigen Pisten, die sich
durch die felsige Landschaft schlängeln, bieten keine Ausweichmöglichkeiten -
die Barreras würden sich bestimmt nicht freiwillig in eine solche Falle
begeben.
    Also bleibt die östliche Küstenlinie am Fuß der flachen Bergkette und
längs der Landstraße, von der aus Stichstraßen zu kleinen Fischercamps und
Strandsiedlungen führen.
    Die Küste nördlich von San Felipe ist beliebt bei Geländefahrern,
Campern, Anglern und Touristen, kommt also kaum als Versteck in Frage. Ein
ähnliches Bild südlich der Stadt, doch dann wird die Landstraße deutlich
schlechter, und die Besiedlung dünnt sich aus - bis zum Fischerdörfchen
Puertocitos. Dazwischen liegt ein etwa zehn Kilometer langer Streifen ohne Campingplätze,
nur hier und da ein einsames Haus. Barreras Handysignal hatte die Stärke von 4800 bps, passend zur Netzstärke in diesem Bereich, also nehmen sie sich diesen
Küstenstrich vor.
    Ein perfektes Versteck, denkt Keller. Nur wenige Zufahrtsstraßen - eher
für Geländewagen geeignet -, und die Barreras haben mit Sicherheit Aufpasser an
diesen Straßen postiert, auch in San Felipe und Puertocitos, die jedes Fahrzeug
registrieren, ganz zu schweigen von dem gepanzerten Konvoi, der für einen
Zugriff nötig wäre.
    Aber das ist jetzt nicht das Thema. Bevor sie

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