Winslow, Don
Sheehan
fragen: »Wer ist das?«
Es klingt ziemlich ängstlich.
»Jimmy Peaches«, sagt der Dicke und lässt ihn rein. »Er ist in seinem Bau.«
»Danke.«
Peaches geht durch den Flur und biegt links in Mattys »Bau« ab.
Das ganze Zimmer ist knallgrün tapeziert. Und überall ist irischer Krempel
verteilt, Kleeblätter und der ganze Scheiß. Ein großes Bild von John F.
Kennedy. Ein anderes von Bobby. Sogar ein Papstbild. Nur ein irischer Kobold
auf dem Hocker fehlt.
Im Fernsehen läuft das Spiel der Yankees.
Trotzdem erhebt er sich aus seinem Sessel - eine Geste, die Peaches mag -,
empfängt Peaches mit einem breiten irischen Politikerlächeln und sagt: »Schön,
dass du gekommen bist, James. Hast du dieses kleine Problem gelöst, während ich
weg war?«
»Klar.«
»Du hast also diese zwei Rabauken aufgestöbert.«
»Klar.«
»Und?«
Bevor Sheehan auch nur »gosh and begorra« sagen kann, rammt ihm Jimmy das Messer rein. Versenkt die Klinge unter
seinem linken Brustmuskel und dreht sie ein bisschen, um der Notaufnahme eine
schwierige ethische Entscheidung zu ersparen.
Das verflixte Messer bleibt zwischen den Rippen stecken, Jimmy muss den
Fuß auf Mattys breite Brust setzen und heftig zutreten, um es wieder
rauszuholen. Sheehan knallt auf dem Boden auf, dass die Wände wackeln.
Der Dicke, der ihn reingelassen hat, steht in der Tür.
Sieht nicht so aus, als wollte er was unternehmen.
»Wie viel schuldest du ihm?«, fragt Peaches.
»Fünfundsiebzigtausend.«
»Du schuldest ihm nichts mehr«, sagt Peaches.
»Wenn er verschwindet.«
Sie zerlegen Matty, bringen ihn raus nach Wards Island und werfen ihn in
die Kläranlage.
Einen Monat nach diesen Vorkommnissen, die in die irische Folklore von
Hell's-Kitchen eingingen, hat sich Callans Leben ein bisschen verändert. Dass
er es überhaupt noch besitzt, grenzt schon an ein Wunder, doch jetzt ist er
auch noch zu einer Art Lokalheld geworden.
Denn während Peaches mit Sheehan kurzen Prozess machte, griffen er und
O-Bop zu einem schwarzen Filzstift und strichen einige der Schulden, die in
Mattys Notizbuch verzeichnet waren. Es war ein irrer Spaß - manche Schulden
ganz zu tilgen, andere zu reduzieren und die einträglichsten Posten in eigene
Regie zu übernehmen.
Fette Zeiten in Hell's Kitchen.
Callan und O-Bop haben sich im Liffey etabliert, als wäre es ihr Eigentum,
was, wenn man das schwarze Notizbuch genauer studiert, in gewisser Weise auch
stimmt. Die Leute kommen rein und küssen ihnen förmlich die Ringe - entweder
aus Dankbarkeit, weil ihnen die Schulden gestrichen wurden, oder aus Angst,
weil sie weiterzahlen müssen, aber nun an diese jungen Typen, die Eddie Friel
und Jimmy Boylan umgelegt haben und wahrscheinlich auch Matty Sheehan.
Und dann noch einen.
Larry Moretti.
Das ist die einzige Sache, mit der Callan seine Schwierigkeiten hat. Eddie
the Butcher war notwendig. Jimmy Boylan auch. Und Matty Sheehan sowieso. Aber
Larry Moretti, das war reine Rache - weil er Eddie geholfen hat, Michael
Murphy zu zerstückeln.
»Das wird von uns erwartet«, sagt O-Bop. »Es geht um den Respekt.«
Moretti weiß, was auf ihn zukommt. Er verkriecht sich in seinem Bau, in
der 104th Street, Ecke
Broadway, und gibt sich die Kante. Seit Wochen hat er sich nirgends blicken
lassen - eben weil er ständig betrunken ist -, deshalb ist er leichte Beute,
als Callan und O-Bop bei ihm zur Tür reingehen.
Moretti liegt auf dem Fußboden, die Flasche in der Hand, den Kopf zwischen
zwei Lautsprechern, und hört irgendeinen miesen Disko-Scheiß mit wummernden
Bässen. Eine Sekunde lang macht er die Augen auf und sieht Callan und O-Bop,
die ihre Kanonen auf ihn richten, dann macht er sie wieder zu. O-Bop brüllt:
»Das ist für Mikey!« - und drückt ab. Callan ist gar nicht wohl dabei, aber er
macht mit, und es ist irgendwie komisch, einen Typ wegzupusten, der sowieso
schon hinüber ist.
Nun müssen sie sich um die Leiche kümmern. O-Bop hat vorgesorgt und eine
dicke Plastikplane mitgebracht. Sie rollen Moretti auf die Plane, und Callan
kann jetzt erst ermessen, wie stark Eddie Friel gewesen sein muss, dass er eine
Leiche einfach so zerhacken konnte. Es ist eine regelrechte Schinderei, ein
paarmal muss Callan ins Badezimmer, sich übergeben, aber am Ende haben sie
Moretti in so kleine Stücke zerlegt, dass er in Mülltüten passt, und sie
bringen die Mülltüten raus nach Wards Island. O-Bop schlägt vor, Morettis Ding
in einen Milchkarton zu stecken und im
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