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Winslow, Don

Winslow, Don

Titel: Winslow, Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tage der Toten
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im Mercedes aufkreuzen, im BMW oder Volvo.
Aber nein. Immer nur beschissene Lincolns und Caddies. Ich schätze, das ist
bei denen so eine Art Kodex.«
    »Wer sitzt denn in dem Auto drin, Stevie?«
    Vier Typen sitzen im Auto, drei stehen draußen rum. So ganz locker.
Rauchen, quatschen, trinken Kaffee. Wie um der Nachbarschaft anzudeuten:
Leute, verzieht euch, hier gibt's gleich Ärger.
    O-Bop sieht noch mal genauer hin.
    »Das ist Piccones Crew, und die ist die Subcrew von Johnny Boy Cozzos
Crew«, konstatiert er. »Der Demonte-Zweig der Cimino-Familie.«
    »Woher weißt du das?«
    »Der Typ auf dem Beifahrersitz frisst Pfirsiche aus der Büchse«, sagt
O-Bop. »Das ist Jimmy Piccone, auch Jimmy Peaches genannt. Der Mann mit dem
Pfirsich-Fimmel.«
    O-Bop ist ein wandelndes Familienlexikon der Mafia. Er bleibt an diesen
Dingen dran wie andere an ihrer Baseballmannschaft. Er hat die komplette
Organisationsstruktur der Fünf Familien im Kopf.
    Folglich ist er auch mit der Tatsache vertraut, dass sich die Ciminos seit
dem Tod von Carlo Cimino in einer Art Umbruch befinden. Die meisten in der
Szene waren sicher, dass Neill Demonte die Nachfolge von Cimino antreten würde,
doch stattdessen entschied der sich für seinen Schwager Paulie Calabrese.
    Diese Entscheidung stieß auf wenig Gegenliebe, besonders bei der alten
Garde, die Calabrese für ein Weichei hielt. Zu sehr darauf bedacht, das Geld
in legale Kanäle zu lenken. Die schweren Jungs - Kredithaie,
Schutzgeld-Erpresser, ganz gewöhnliche Ganoven - mögen so was nicht.
    Jimmy »Peaches« Piccone ist einer von diesen schweren Jungs. Jetzt sitzt
er unten im Lincoln und redet genau über dieses Thema.
    »Wir sind der kriminelle Cimino-Clan«, sagt Peaches zu seinem Bruder Little Peaches. Joey »Little
Peaches« Piccone ist in Wirklichkeit größer als sein großer Bruder, aber
niemand würde das laut sagen, also bleiben die Spitznamen, wie sie sind.
»Selbst in der New York Times nennt man uns den kriminellen Cimino-Clan. Wir sind Kriminelle und bleiben
Kriminelle. Wollte ich Geschäftsmann werden, würde ich zu, sagen wir, IBM
gehen.«
    Auch Peaches gefällt es nicht, dass Demonte als Boss übergangen wurde.
»Er ist ein alter Mann, er hat sich die paar Jahre auf der Sonnenseite redlich
verdient. Warum hat ihn der Alte nicht zum Boss gemacht und Johnny Boy Cozzo
zum Capo? Dann könnten wir unser Ding machen. Unsere cosa nostra.«
    Für seine jungen Jahre - er ist sechsundzwanzig - ist Peaches auffallend
rückwärtsgewandt, ein Konservativer. Er schwört auf die gute alte Zeit, auf die
alten Traditionen.
    »In den alten Zeiten hätten wir das ganz anders gemacht«, sagt Peaches,
als wäre er damals schon dabei gewesen. »Da hätten wir uns unser Stück vom
Javits Center einfach genommen. Und müssten nicht irgendeiner Harfe wie Matty Sheehan in den Arsch
kriechen. Und Paulie will uns das auch noch schmackhaft machen. Den interessiert
es doch einen Scheiß, ob wir verhungern.«
    »Hey«, sagt Little Peaches. »Hey was?«
    »Hey, Paulie gibt diesen Job hier an Neill Demonte, Neill Demonte gibt
ihn an Johnny Boy Cozzo, und Johnny Boy Cozzo gibt ihn an uns«, sagt Little
Peaches. »Also: Johnny Boy gibt uns den Job, wir machen den Job, und mehr muss
ich nicht wissen.«
    »Klar doch, wir machen den Job«, ätzt Peaches. Er kann es nicht leiden,
wenn ihn sein kleiner Bruder belehrt. Peaches weiß, wie es läuft, ihm gefällt, wie es läuft, besonders im Demonte-Zweig der Familie, wo alles so läuft
wie in den guten alten Zeiten.
    Und noch was. Peaches ist ein verdammter Fan von Johnny Boy Cozzo.
    Johnny Boy Cozzo verkörpert alles, was die Mafia mal war. So soll es
wieder sein, denkt Peaches.
    »Sobald es dunkel ist«, sagt Peaches, »gehen wir zu denen hoch und lochen
ihr Ticket.«
     
    Callan sitzt da und
blättert sich durch das schwarze Notizbuch.
    »Hier steht dein Dad drin«, sagt er.
    »Na, so eine Überraschung«, erwidert O-Bop. »Mit wie viel?«
    »Zweitausend.«
    »Wahrscheinlich hat er beim Pferderennen auf ein paar Brauereigäule
gewettet«, sagt O-Bop. »Hey, da kommt unsere Pizza ... Hey, was soll der
Scheiß? Die nehmen uns die Pizzen weg!«
    Jetzt ist O-Bop echt sauer. Dass ihn diese Kerle umlegen wollen, juckt
ihn nicht weiter, das war zu erwarten, das ist ihr Job - aber dass sie ihm die
Pizza wegschnappen, bringt ihn auf die Palme.
    »Das können die doch nicht machen!«, jammert er. »Das ist einfach übel!«
    Ein Spruch, mit dem, wie sich Callan jetzt

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