Winslow, Don
Callan. »Das war meine Hoffnung, dass da noch was
kommt.«
»Das Buch«,
sagt Peaches. »Was ist damit?«
»Mein Eintrag. Die hunderttausend. Calabrese darf nichts davon erfahren.
Wenn er's rauskriegt, bin ich ein toter Mann.«
»Warum?«, fragt Callan.
»Weil es sein Geld ist«, sagt Peaches. »Paulie hat ein paar Scheine bei
Sheehan angelegt, und ich hab sie bei Sheehan gepumpt.«
»Dann beklaust
du also Paul Calabrese«, sagt Callan.
»Wir«,
korrigiert ihn Peaches. »Wir beklauen ihn.«
»Großer Gott«,
sagt Callan.
Selbst O-Bops Begeisterung lässt nach. »Ich weiß nicht, Jimmy«, sagt er.
»Was soll das heißen?«, fragt Peaches. »Du weißt nicht? Ich sollte euch zwei umlegen. Das war mein Auftrag, und ich hab ihn
nicht befolgt. Schon dafür können sie mich erledigen. Ich hab euch den Arsch
gerettet. Und das zweimal. Erstens, weil ich euch nicht umgelegt habe,
zweitens, weil ich Matty Sheehan für euch umgelegt habe. Und du weißt nicht?«
Callan starrt ihn wortlos an. Dann sagt er: »Also das Treffen. Entweder
wir werden reich, oder wir sind tot.«
»Darauf läuft es hinaus«, sagt Peaches.
»Heilige Scheiße«, sagt Callan.
Reich oder tot.
Es gibt schlimmere Alternativen.
Das Treffen ist im Hinterzimmer eines Restaurants in Bensonhurst
angesetzt.
»Die Mobster-Zentrale«, sagt Callan.
Und sehr bequem. Wenn Calabrese beschließt, uns zu killen, muss er nur
rausgehen und die Tür hinter sich zumachen. Er geht raus auf die Straße, unsere
Leichen verschwinden durch den Hintereingang.
Oder Hinterausgang, je nachdem.
Darüber denkt Callan nach, während er vorm Spiegel steht und versucht,
einen Schlipsknoten hinzukriegen.
»Hast du schon mal einen Schlips getragen?«, fragt O-Bop. Seine Stimme
klingt nervös.
»Klar«, sagt Callan. »Zur Erstkommunion.«
»Scheiße.« O-Bop kommt rüber und nimmt sich den Schlips vor. Dann sagt er:
»Dreh dich um. Von vorne krieg ich das nicht hin.«
»Deine Hände zittern.«
»Scheiße, ja. Lass sie zittern.«
Sie gehen nackt zu diesem Treffen. Keine Hardware, nichts dergleichen.
Wenn der Boss kommt, trägt keiner eine Kanone außer den Leuten vom Boss. Was es
noch leichter macht, sie umzulegen.
Nicht dass sie sich ganz ohne Geleitschutz in die Höhle des Löwen begeben.
Sie haben Bobby Remington und Fat Tim Healey und noch einen aus dem Viertel,
Billy Bohun, gechartert, die werden im Auto vor dem Restaurant spazieren
fahren.
O-Bops Anweisungen sind glasklar.
»Kommen nicht wir aus der Tür, sondern irgendwelche anderen - sofort
schießen.«
Und noch eine Vorkehrung: Beth und ihre Freundin Moira werden im
öffentlichen Teil des Restaurants essen gehen. Und sie haben auch eine 22er respektive 44er in ihrer
Handtasche, für den Fall, dass die Dinge aus dem Ruder laufen und die Jungs
eine Chance haben, aus dem Hinterzimmer rauszukommen.
Wie O-Bop sagt: »Wenn ich schon zur Hölle fahre, dann im vollbesetzten
Bus.«
Sie fahren mit der U-Bahn nach Queens, weil O-Bop, wie er sagt, verhindern
will, dass sie von einem wunderbaren, erfolgreichen Treffen kommen, in ihr
Auto steigen, und es macht Rums.
»Italiener arbeiten nicht mit Bomben«, versucht ihn Peaches zu beruhigen.
»Nur die Scheiß-Iren.«
O-Bop erinnert ihn daran, dass er Ire ist, und nimmt die U-Bahn. In
Bensonhurst steigen sie aus, er läuft mit Callan in Richtung Restaurant, und
als sie um die Ecke biegen, sagt O-Bop: »Oh, verdammte Scheiße.«
»Wieso verdammte Scheiße? Was ist denn?«
Vor dem Restaurant stehen vier oder fünf Mobster rum. »Na und?«, sagt
Callan. »Vor den Mobster-Lokalen stehen immer vier oder fünf Mobster rum - ist
doch ganz normal.«
»Das dort ist Sal Scachi«, sagt O-Bop.
Ein großer dicker Brocken, Anfang vierzig, sinatrablaue Augen und
silberweißes Haar, aber für einen Mafioso viel zu kurz geschoren. Der sieht aus
wie ein Mafioso, denkt Callan, aber auch wieder nicht. Und trägt diese kantigen
schwarzen Schuhe, die so blankgeputzt sind, dass sie glänzen wie schwarzer
Marmor.
Der sieht echt gefährlich aus, denkt Callan.
»Was ist mit dem?«, fragt er O-Bop.
»Der war Colonel bei den Green Berets«, sagt O-Bop. »Hat zentnerweise
Orden aus Vietnam mitgebracht und ist jetzt bei den Mobstern. Wenn sie uns von
ihrer Liste streichen, übernimmt Scachi die Subtraktion.«
Jetzt dreht sich Scachi um und sieht sie kommen. Entfernt sich von den
anderen, geht ihnen entgegen und sagt mit einem Lächeln: »Gentlemen, ich
begrüße Sie zum ersten oder
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