Winslow, Don
Viertel rumzuzeigen, aber Callan sagt
nein.
So einen Scheiß haben sie nicht nötig. Die Sache spricht sich auch so rum,
und eine Menge Leute kommt ins Liffey, um ihnen zu huldigen.
Einer, der nicht kommt, ist Bobby Remington. Callan weiß, dass Bobby Angst
hat. Weil er glaubt, dass Callan glaubt, Bobby hätte sie bei Matty verpfiffen.
Aber Callan weiß, das war nicht er, das war Beth.
»Du wolltest deinen Bruder schützen«, sagt er zu Beth, als sie in seinem
neuen Apartment aufkreuzt. »Das kann ich verstehen.«
Sie senkt den Kopf und blickt zu Boden. Hat sich richtig schick gemacht.
Ihr langes Haar glänzt und ist frisch gebürstet, und sie hat ein Kleid
angezogen. Ein schwarzes Kleid, gerade so weit ausgeschnitten, dass der Ansatz
ihrer weißen Brüste zu sehen ist.
Callan begreift. Sie will ihr Leben retten und das ihres Bruder.
»Versteht Stevie das auch?«, fragt sie. »Ich bring's ihm bei«, sagt
Callan.
»Bobby fühlt sich ganz furchtbar.«
»Nein, Bobby ist in Ordnung.«
»Er braucht einen Job«, sagt sie. »Sie geben ihm keine Gewerkschaftskarte
...«
Callan muss sich erst noch dran gewöhnen, dass ihm Leute mit solchen
Ansinnen kommen. Das waren Gefälligkeiten, die man sich bei Matty erbettelt
hat.
»Klar, können wir regeln«, sagt Callan. Bei ihm stehen alle möglichen
Funktionäre in der Kreide - Transport, Bau und so weiter. »Sag ihm, er soll
vorbeikommen. Ich meine, wir sind schließlich Freunde.«
»Und was ist mit mir?«, fragt sie. »Sind wir auch Freunde?«
Er würde sie ja ganz gern vögeln. Verdammt gern sogar. Aber das wäre so,
als würde er sie nur nehmen, weil er sie kriegen kann. Weil sie ihm was
schuldet. Weil er die Macht hat und sie nicht.
Also sagt er. »Okay, wir sind Freunde.« Damit sie weiß, alles ist gut, sie
muss nicht die Beine breitmachen für ihn.
»Freunde und weiter nichts?«
»Nein, Beth, weiter nichts.«
Irgendwie tut es ihm leid, weil sie sich so schick gemacht hat, sich
angemalt hat und all das, aber er will nicht mehr mit ihr schlafen.
Irgendwie traurig, die Sache.
Jedenfalls kreuzt Bobby bei ihm auf, und sie besorgen ihm einen Job, den
sein neuer Boss automatisch als Scheinjob verbucht - ohne in dieser Hinsicht
von Bobby enttäuscht zu werden. Auch andere Leute kommen, um ihre Raten zu
zahlen oder um einen Gefallen zu bitten, und einen Monat lang spielen Callan
und O-Bop an ihrem Tisch im Liffey die Juniorpaten.
Bis sich der richtige Pate meldet.
Big Paulie Calabrese bestellt sie nach Queens, damit sie ihm persönlich
erklären, warum sie a) noch am Leben sind und b) sein Freund und Geschäftspartner
Matt Sheehan nicht mehr.
»Ich hab ihm erzählt, dass ihr Sheehan umgelegt habt«, sagt ihnen Peaches
zur Erklärung. Er sitzt mit ihnen im Landmark Tavern und versucht, irgendeine
Sauerei mit Lamm, Kartoffeln und fetter brauner Sauce runterzuwürgen. Bei Big
Paulie kriegen sie wenigstens eine anständige Mahlzeit, sagt er sich.
Es könnte ihre letzte sein, aber anständig wäre sie auf jeden Fall.
»Warum hast du ihm das erzählt?«, fragt Callan.
»Er hat seine Gründe«, meint O-Bop.
»Gut«, sagt Callan. »Und welche sind das?«
»Weil«, setzt Peaches zu einer sorgfältigen Erklärung an. »Wenn ich gesagt
hätte, dass ich es war, hätte
er mich umlegen lassen.
Ist doch klar.«
»Das ist ein triftiger Grund«, sagt Callan zu O-Bop und dann zu Peaches:
»Jetzt lässt er also uns über die Klinge springen.«
»Nicht unbedingt«, sagt Peaches.
»Nicht unbedingt?«
»Nein.« Peaches erklärt es ihm. »Ihr gehört nicht zur Familie. Ihr seid
keine regulären Mobster. Ihr unterliegt nicht derselben Disziplin. Versteh mal:
Wenn ich Matt Sheehan umlegen wollte, brauchte ich Calabreses Erlaubnis, und
die würde ich niemals kriegen. Wenn ich's also trotzdem täte, hätte ich echt
ein Problem.«
»Das sind ja tolle Nachrichten«, sagt Callan. »Aber ihr braucht keine
Erlaubnis«, sagt Peaches. »Ihr braucht nur einen guten Grund. Und die richtige
Einstellung.«
»Was für eine Einstellung?«
»Zur Zukunft«, sagt Peaches. »Offen für Freundschaft, für Kooperation.«
O-Bop dreht beinahe durch. Sein größter Traum, zum Greifen nahe.
»Calabrese würde uns übernehmen?« Er wirft fast seinen Stuhl um.
»Ich weiß nicht, ob ich das überhaupt will«, sagt Callan. »Das ist deine
Chance!«, ruft O-Bop. »Die Cimino-Familie, verdammt noch mal! Die wollen mit
uns arbeiten!«
»Dann ist da noch was«, sagt Peaches.
»Gott sei Dank«, sagt
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