Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Winslow, Don

Winslow, Don

Titel: Winslow, Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tage der Toten
Vom Netzwerk:
statistisches Modell.«
    Dann sagt sie: »Wollen wir kuscheln?«
    »Es ist vier Uhr morgens.«
    »Ich hab nicht gefragt, wie spät es ist, sondern ob du kuscheln willst.
Na, komm schon.«
    Ihre Hand fühlt sich warm an, und ein paar Sekunden später schon ist er in
ihr drin. Es ist jedes Mal, als würde er nach Hause kommen. Als ihr Höhepunkt
naht, packt sie ihn von hinten und schiebt ihn kräftig rein. »Das war schön«,
sagt sie. »Jetzt lass mich schlafen.«
    Und schläft ein.
    Er aber liegt wach.
     
    Am Morgen begutachtet Keller die Fotos - das Flugzeug, die Federales, die
es entladen und Tío in die Baracke eskortieren, Tío, am Schreibtisch sitzend.
    Dann hört er sich an, was Ernie inzwischen herausgefunden hat.
    »Ich hab mich bei EPIC umgetan«, sagt er und meint damit das El Paso
Intelligence Center, eine Datenbank, die alle Daten der DEA, des Zolls und
der Einwanderungsbehörde koordiniert. »Miguel Angel Barrera war Polizeioffizier
in Sinaloa, genauer gesagt, der persönliche Sicherheitsoffizier des
Gouverneurs. Beste Beziehungen zum mexikanischen Geheimdienst DFS. Aber jetzt
hör zu: Er hat zu unseren Leuten gehört,
als die Operation Condor lief, damals 1977. Berichte bei EPIC besagen, dass er die damalige Heroinproduktion in
Sinaloa im Alleingang gestoppt hat. Danach hat er den Polizeidienst verlassen
und kommt bei EPIC nicht mehr vor.«
    »Keine Treffer nach 1977?«, fragt Keller.
    »Nada«, bestätigt Ernie. »Hier in Guadalajara kannst du den Faden wieder
aufnehmen. Er ist ein erfolgreicher Geschäftsmann, besitzt einen Autosalon,
vier Restaurants, zwei Wohnhäuser und etliche Grundstücke. Sitzt im Vorstand
von zwei Banken und unterhält beste Beziehungen zur Provinzregierung in Jalisco
und nach Mexico City.«
    »Nicht unbedingt das Profil eines Drogenbarons«, sagt Shag.
    Shag ist ein netter Bursche aus Tucson, ein Vietnamveteran, der vom
militärischen Geheimdienst zur DEA kam und auf seine stille Art genauso hartgesotten
ist wie Ernie. Seine Intelligenz verbirgt er hinter seinem cowboyhaften
Auftritt, und so mancher Dealer sitzt jetzt im Knast, weil er Shag Wallace
unterschätzt hat.
    Ernie zeigt auf die Fotos: »Aber hier sieht man, dass er die
Kokaintransporte überwacht.«
    »Könnte er M -i sein?«
    »Es gibt nur eine Möglichkeit, das rauszufinden«, sagt Keller.
    Indem ich noch einen Schritt näher an den Abgrund gehe, denkt er im
Stillen, doch er sagt: »Es gibt keine Ermittlungen zur Kokain-Connection von
Barrera. Ist das klar?«
    Ernie und Shag schauen ihn verdutzt an, aber sie nicken beide.
    »Ich möchte nichts davon in euren Berichten wiederfinden, keine
Aufzeichnungen, egal, welcher Art«, sagt er. »Uns interés siert nur
Marihuana. In diesem Zusammenhang, Ernie: befrag deine mexikanischen Quellen,
ob sie was mit dem Namen Barrera anfangen können. Und du, Shag, kümmerst dich
um das Flugzeug.«
    »Wie wär's mit einer Observation von Barrera?«, fragt Ernie.
    Keller schüttelt den Kopf. »Ich möchte ihn nicht aufschrecken, bevor wir
so weit sind. Wir kreisen ihn ein. Sammeln Hinweise, überprüfen den Flug,
arbeiten uns an ihn ran. Wenn er derjenige ist.«
    Scheiße, denkt Keller. Du weißt doch, dass er's ist.
     
    Die Nummer der DC -4 lautet N -3423VX.
    Shag arbeitet sich durch einen Papierwust von Holdings, Briefkastenfirmen,
Tarnfirmen. Die Suche endet bei einer Luftfrachtgesellschaft mit dem Namen Servicios Turísticos - SETCO -, die ihren
Sitz auf dem Aguacate Flughafen in Tegucigalpa, Honduras, hat.
    Dass jemand Drogen aus Honduras herausschafft, ist etwa genauso
überraschend wie der Anblick eines Würstchenverkäufers im Yankee-Stadion.
Honduras, das Urmuster der »Bananenrepublik«, schaut auf eine lange Tradition
als Drogenumschlagplatz zurück, denn zu Beginn des 20. Jahrhunderts befand sich das Land im Alleinbesitz von United Fruit und
Standard Fruit. Die beiden Konzerne hatten ihren Sitz in New Orleans, und die
Docks von New Orleans befanden sich im Alleinbesitz der Mafia von New Orleans,
denn die kontrollierte die Hafenarbeitergewerkschaft. Wenn also die Konzerne
ihre Ladung gelöscht haben wollten, taten sie gut daran, noch andere Waren
unter den Bananen zu verstecken.
    Mit den Bananendampfern kam soviel Dope ins Land, dass Heroin im
Mafia-Slang als banana bezeichnet wurde. Ein Firmensitz in Honduras, denkt Keller, ist keine Überraschung.
Und es erklärt, wo die Flugzeuge aufgetankt werden.
    Auch die Eigentümer der SETCO sind für Keller keine

Weitere Kostenlose Bücher