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Winslow, Don

Winslow, Don

Titel: Winslow, Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tage der Toten
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Santa Claus mit seinem Schlitten, sagt er sich.
Und einem großen Sack voller guter Gaben für unsere lieben Kleinen.
    Der Schnee würde für einen ganzen Minnesota-Winter reichen, sagt er sich.
Und es kommt immer neuer Schnee nach. Mit dem Drogengeld könnte man die
gesamten Staatsschulden bezahlen. Solange das mexikanische Trampolin
funktioniert, jedenfalls. In mehreren Hüpfern kommt das Kokain aus Kolumbien
über Honduras und Mexiko bis in die Staaten. Wird zu Crack verarbeitet und
hüpft dann lustig durch die Straßen.
    Die weiße DC -4 ist zum Stehen
gekommen.
    Dieses Kokain wird nicht von Börsenmaklern oder Starlets geschnupft.
Dieses Kokain wird als Crack geraucht - wird für zehn Dollar pro Brocken an die
armen Schlucker verkauft, meist Schwarze und Hispanics. Dieses Kokain geht
nicht in die Wallstreet oder nach Hollywood, es geht nach Harlem und Watts,
nach South Chicago und East L. A., nach Roxbury und ins Barrio Logan.
    Keller hockt in seinem Auto und sieht den Federales dabei zu, wie sie das
Kokain auf Lkw umladen. Der übliche Ablauf, denkt er, alles reibungslos und intocable, und er will schon losfahren, als er etwas
Merkwürdiges beobachtet.
    Die Federales haben die Fracht entladen, und jetzt laden sie Kisten in das Flugzeug ein. Eine Kiste nach der anderen verschwindet in der
Ladeluke der DC -4.
    Was zum Teufel geht dort vor?
    Er schwenkt den Feldstecher und entdeckt Tío, der den Ladevorgang
überwacht.
    Was zum Teufel laden die in das Flugzeug?
     
    Auf der Heimfahrt zerbricht er sich weiter den Kopf.
    Okay, denkt er, sie haben Flugzeuge, die das Kokain aus Kolumbien holen.
Die Flugzeuge unterlaufen die Luftüberwachung. Sie legen eine Zwischenlandung
in Honduras ein und werden aufgetankt - unter Aufsicht von Ramón Mette, dessen
Partner ein Exilkubaner und Schweinebucht-Teilnehmer ist.
    Die Flüge gehen dann weiter nach Guadalajara, wo die Ladung unter Tíos Aufsicht in die
Grenzregionen weitergeleitet wird - Golf von Mexiko, Sonora oder Baja. Von dort
bringen die Schmuggler das Kokain über die Grenze und lagern es in Depots. Dann
liefern sie es an die Kolumbianer - für tausend Dollar pro Kilo. Und wenn das
gelaufen ist, erhält Tío seinen prozentualen Anteil.
    So funktioniert das mexikanische Trampolin, denkt Keller. Das DEA-Büro in
Honduras ist geschlossen, Mexiko will nichts unternehmen, Justizministerium und
Außenministerium wollen nichts davon wissen. Nichts sehen, nichts hören - und
um Gottes willen nichts sagen.
    Okay, das ist nichts Neues.
    Was ist hier anders?
    Dass der Warenverkehr in beide Richtungen läuft. Jetzt wird auch etwas
zurückgeliefert. Aber was?
    Darüber zerbricht er sich den Kopf, während er die Tür aufschließt, sein
leeres Haus betritt.
    Und plötzlich den harten Pistolenlauf im Nacken spürt. »Nicht umdrehen.«
    »Keine Sorge.« Ich bin doch nicht blöd. Mir reicht es schon, die Kanone zu
spüren. Ich brauch sie nicht zu sehen.
    »Da siehst du mal, wie leicht wir dich kriegen können, Keller«, sagt der
Mann.
    Amerikaner, denkt Keller. Ostküste. New York. Er riskiert einen Blick
nach unten, aber er sieht nur die Schuhspitzen von dem Mann.
    Schwarz - und
spiegelblank poliert.

»Ich hab
verstanden, Scachi«, sagt Keller.
    Das betroffene
Schweigen liefert ihm die Bestätigung.
    »Das war
saudumm von dir, Keller«, sagt Scachi.
    Er drückt ab.
    Keller hört das
trockene, metallische Klicken. »Mein Gott«, sagt er. Seine Knie werden weich
wie Gummi, der kalte Schweiß bricht ihm aus, sein Atem stockt. »Die nächste
Kammer ist nicht leer, Keller.«
    »Okay.«
    »Lass die Finger von dem Scheiß«, sagt Scachi. »Du weißt nicht, auf was du
dich da einlässt.«
    Das hat mir Adán auch schon gesagt, denkt Keller. Mit den gleichen Worten.
    »Hat dich
Barrera geschickt?«
    »Fragen kannst du stellen, wenn du mich vor der Flinte hast«, sagt Sal. »Ich kann dir
nur raten, halt dich vom Flughafen fern. Das nächste Mal wird die Unterhaltung
gestrichen, und du bist tot, von einer Sekunde auf die andere. Verstanden?«
    »Ja.«
    »Kerberos.«
    »Was?«
    »Nichts«, sagt
Scachi. »Nicht umdrehen.«
    Keller dreht sich nicht um, als er ihn gehen hört. Er bleibt stehen, wo
er ist, eine volle Minute, bis draußen das Auto startet.
    Dann setzt er sich hin und fängt an zu zittern. Er braucht ein paar
Minuten und einen steifen Scotch, um sich wieder einzukriegen und einen klaren
Gedanken zu fassen.
    Halt dich vom Flughafen fern.
    Was immer die verladen, denkt er, es macht sie

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