Winslow, Don
draußen,
dass ein einziger Jeep so gut zu hören ist wie eine gepanzerte Kolonne. Man
kommt einfach nicht an den Landeplatz heran, selbst wenn man rechtzeitig erfährt,
wo er sich befindet.
Das ist der Grund, weshalb Keller etwas ganz anderes probiert - statt den
Ort der Landung zu ermitteln und sich dann anzuschleichen, will er das Flugzeug
zu einer Piste seiner Wahl dirigieren.
Er ist verrückt, dieser Plan, so übergeschnappt, dass keiner mitmachen
wird.
Zuerst braucht er einen Landeplatz.
Wie sich zeigt, kennt Shag Wallace einen Rancher in der Gegend, wo man an
die fünfzig Hektar braucht, um eine Kuh zu ernähren. Dieser alte Bekannte von
Shag besitzt also ein paar tausend Hektar und natürlich auch eine Landebahn,
wie Shag erklärt: »Zum Einkaufen muss der gute Wayne immer nach Ocotillo
fliegen - kein Scherz.« Da der gute Wayne ebenso wenig von Drogendealern hält
wie die Regierung in Washington, stellt er seine Piste gern zur Verfügung und
ist natürlich auch bereit, absolutes Stillschweigen zu bewahren.
Als Nächstes braucht Keller einen Komplizen, weil die bereits erwähnte
Regierung in Washington alles andere als begeistert sein wird, wenn der DEA- Regionalchef in
Guadalajara einen solchen Piratenakt vollführt, und das Hunderte Meilen von
seinem Einsatzort entfernt. Keller braucht zudem jemanden, der die zu
erwartenden Beschlagnahmungen und Verhaftungen vornehmen kann, den Zugriff vor
der Presse vertritt und dann die Hintermänner ermittelt, ohne Einmischung der DEA oder des Außenministers.
Und das ist der Grund, weshalb Russ Dantzler neben ihm sitzt.
Noch eine Sache, die Keller bewerkstelligen muss: Er muss den Radiokompass
des Piloten manipulieren, ihn auf eine andere Frequenz umschalten, damit das
Flugzeug zu der Party auf Waynes Ranch dirigiert werden kann.
Mit anderen Worten: Was Keller am allermeisten braucht, ist eine riesige
Mistfuhre Glück, wie der gute Wayne das ausdrücken würde.
Adán sitzt in einem
Landrover, mitten in der beschissenen Wüste. Von irgendwo da oben naht eine
Millionenladung Coke, die Zukunft liegt in seiner Hand.
Und ausgerechnet jetzt streikt der beschissene Radiokompass.
»Was ist denn mit dem Ding?«, fragt er schon wieder.
»Ich weiß nicht«, wiederholt der junge Techniker. Er fummelt an Knöpfen,
Schaltern, Anzeigen, um das Signal zu finden. »Eine Gewitterstörung, irgendwas
mit dem Flugzeug ... ich versuch's weiter.«
Der Typ klingt verängstigt. Aus gutem Grund - Raúl hat die 44er gezogen. »Mach schon!«
»Steck die Knarre weg«, befiehlt Adán. »Die hilft jetzt auch nicht.«
Raúl schiebt die
Pistole schulterzuckend zurück in den Gürtel.
Aber die Hände des Technik-Freaks zittern jetzt. So sollte die Sache nicht
laufen. Das sollte nur ein kleiner Nebenjob werden, für eine kleine
Gratis-Lieferung Coke, und jetzt wollen sie ihm das Hirn rauspusten, wenn er
das Flugzeug nicht orten kann. Und er kriegt es nicht hin.
Was er hinkriegt, ist ein Feedback, der sich anhört wie Led Zeppelin auf
LSD. Und seine Finger zittern so sehr, dass sie am Gehäuse klappern.
»Bleib locker«, sagt Adán. »Finde einfach das Flugzeug.«
»Ich versuch's ja«, sagt er schon wieder. Gleich fängt er an zu weinen.
Adán wirft Raúl einen Blick zu,
der besagt: Siehst du, was du angerichtet hast? Raúl ist sauer.
Erst recht, als Jimmy Peaches rüberkommt, an die Scheibe klopft und fragt:
»Was ist los, verdammt?«
»Wir versuchen, das Flugzeug zu orten.«
»Ist denn das so schwer?«, fragt Peaches.
»Wenn du hier rumnervst, wird's noch schwerer«, fährt ihn Raúl an. »Hau ab,
setz dich in deinen Truck, ist alles cool.«
Nein, nicht alles, denkt Peaches auf dem Weg hinüber zum Track. Erstens ist
es gar nicht cool, dass ich hier im absoluten Niemandsland den Lawrence of
Arabia mache, zweitens, dass ich in einem Track voller Embargo-Waffen hocke,
drittens, dass ich diesen schweineteuren, vom Umtausch ausgeschlossenen Krempel
mit dem Geld anderer Leute vorfinanziert habe, viertens, dass es sich bei
diesen Leuten um Johnny Boy Cozzo, Johnnys Bruder Gene und Sal Scachi handelt,
alle nicht gerade bekannt für ihre versöhnliche Wesensart, was mich fünftens
darauf bringt, dass uns Big Paulie, wenn er Wind von dem Drogendeal kriegt,
allesamt kaltmachen wird - wobei das »uns« mit »mich« anfängt -, und sechstens
auf die Tatsache stößt, dass die ganze Ladung Coke in irgendeinem Flugzeug
durch die Gegend fliegt und diese verkackten Bohnenfresser das Ding
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