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Winslow, Don

Winslow, Don

Titel: Winslow, Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tage der Toten
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einfach
nicht orten können.
    »Jetzt finden die das beschissene Flugzeug nicht«, sagt er zu Little
Peaches, als er in den Truck zurücksteigt.
    »Ich versteh nicht«, sagt Little Peaches.
    »Hab ich mich unklar ausgedrückt?«
    »Bist ja ganz schön sauer.«
    »Und ob!«
    Einen Truck voller Waffen durch ganz Amerika zu karren! Nicht nur ein paar
lausige Pistolen, sondern echt schweres Geschütz - kistenweise Sturmgewehre
und Munition, sogar ein paar LAWs. Weiß der Teufel, wozu die Mexikaner Panzerabwehrraketen
brauchen. Aber das war der Deal. Die Bohnenfresser wollten diesmal mit Waffen
bezahlt werden, also hab ich mir das Geld von den Cozzos und von Sal Scachi besorgt,
meinen stillen Anteil dazugetan und die ganze Ostküste abgeklappert, um dieses
irrsinnige Waffenarsenal zusammenzuramschen. Dann bin ich mit dem ganzen
Krempel quer durch die Staaten und hab mich jedes Mal eingeschissen, wenn
irgendwo Bullen aufkreuzten, denn damit erwischt zu werden - das bedeutet Lebenslänglich
in Lewisburg.
    Sauer ist Peaches auch deshalb, weil er Ärger mit der Cimino-Familie hat.
    Vor allem hat Big Paulie die Hosen voll wegen dem großen Mafiaprozess,
denn der New Yorker Bezirksanwalt Giuliani droht den Oberhäuptern der vier
anderen Familien mit jeweils hundert Jahren Haft. Deshalb hat ihnen Paulie
alles verboten: Raub, Mord und natürlich Drogenhandel. Sie dürfen rein gar
nichts mehr für ihren Lebensunterhalt tun. Und wenn sie dem Boss zu verstehen
geben, dass sie am Verhungern sind, kriegen sie zur Antwort, dass sie ihr Geld
hätten ordentlich anlegen sollen.
    Dass sie legale Geschäfte hätten aufziehen sollen, um sich abzusichern.
    So ein Quatsch, denkt Peaches. Den ganzen Mafia-Zirkus mitmachen - und
dann als Schuhverkäufer arbeiten? Das fehlte noch.
    Nur, weil Paulie so ein Waschweib ist?
    Peaches hat ihn sogar schon »Großmutter« genannt.
    Neulich, beim Telefonieren mit Little Peaches.
    »Hey«, sagt Peaches, »weißt du, wie die Großmutter ihr Hausmädchen fickt?
Du wirst es nicht glauben, aber er benutzt dafür so ein Ding zum Aufpumpen.«
    »Wie soll denn das funktionieren?«, fragt Little Peaches.
    »Frag lieber nicht. Wie ein platter Reifen, denke ich, den man aufpumpt,
damit er hart wird.«
    »Du meinst, der hat so was wie einen Schlauch in seinem Teil?«
    »Könnte sein«, sagt Peaches. »Jedenfalls ist das eine Sauerei, was der
macht, das Hausmädchen flachlegen, direkt unter den Augen seiner Frau. Das ist
respektlos, so was. Danken wir Gott, dass Carlo das nicht mehr erleben muss.«
    »Wenn Carlo noch am Leben wäre, dann würde da gar nichts laufen«, sagt
Little Peaches. »Denn Paulie hätte nicht den Mumm, geschweige denn den
aufblasbaren Schwanz, um eine Hure zu ficken, direkt unter den Augen von Carlos
Schwester. Dann wäre Paulie nämlich tot. Mausetot.«
    »Dein Wort in Gottes Ohr«, sagt Peaches. »Wenn einer mal über die Stränge
hauen will - soll er. Wenn er eine Affäre will, kein Problem. Aber nicht im
eigenen Haus. Das gehört der Frau. Das muss er respektieren. So ist es bei uns
Sitte.«
    »Genau.«
    »Im Moment läuft alles scheiße«, sagt Big Peaches. »Wenn Neill Demonte abtritt,
muss Johnny Boy Unterboss werden, sonst gibt's Ärger.«
    »Paulie macht John niemals zum Unterboss«, sagt Little Peaches. »Vor dem
hat er viel zu viel Angst. Der Job geht an Bellavia, pass auf.«
    »Tommy Bellavia? Das ist doch Paulies Chauffeur!« Big Peaches schnauft
verächtlich. »Ein Taxifahrer, nichts weiter. Ich arbeite doch für keinen
beschissenen Taxifahrer! Die sollen bloß Johnny Boy nehmen, das sag ich dir!«
    «Wie auch immer«, sagt Little Peaches. »Bei diesem Transport dürfen wir
nichts riskieren. Wir müssen das Zeug an den Mann bringen und schleunigst zu
Geld machen.«
    »Was du nicht sagst.«
     
    Callan denkt so ziemlich dasselbe. Er sitzt hinten im Truck, und diese
Wüstennacht ist lausig kalt. Hätte er nur mehr drübergezogen als seine alte
Lederjacke.
    »Wer hat denn auch geahnt«, sagt O-Bop, »dass es in der Wüste kalt wird?«
    »Was läuft hier eigentlich?«, fragt Callan.
    Ihm passt dieser ganze Zirkus nicht. Dass sie von New York weg sind, dass
sie hier in der tiefsten Einöde rumhängen, dass sie überhaupt mitmachen. Er
sieht, was auf den Straßen abgeht, was Crack in der Nachbarschaft anrichtet, in der ganzen
Stadt. Und er fühlt sich beschissen. Das ist keine Art, seinen Lebensunterhalt
zu verdienen. Das mit den Gewerkschaften, mit den Baugeschäften ist eine
Sache,

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