Winslow, Don
Piccone zusammen mit seinem ebenso dicken kleinen Bruder
und ein paar anderen schweren Jungs, und dann steht da noch einer.
Sal Scachi.
Keller wählt Dantzlers Nummer.
»Ja, das ist Salvatore Scachi«, bestätigt Dantzler. »Eine wichtige Figur
im Cimino-Clan.«
»Gehört er zur Piccone-Crew?«
»Offenbar gehört er zu keiner Crew«, sagt Dantzler. »Ein Mafioso ohne
Geschäftsbereich. Er untersteht Calabrese direkt. Und, halt dich fest, Art. Der
Kerl war Oberst der US-Army.« Tod und Teufel, denkt Keller.
»Und noch was, Art. Dieser Piccone alias Jimmy Peaches. Das FBI zapft ihn
seit Monaten an. Er plaudert wie ein Wasserfall. Quatscht eine Menge Zeug.«
»Kokain?«
»Logo«, sagt Dantzler. »Und Waffen. Scheint, dass seine Crew dick im
Geschäft ist. Sie verschieben geklaute Armeebestände.«
Keller lässt das noch auf sich wirken, da klingelt das andere Telefon.
Shag geht sofort ran und ruft ihn an den Apparat, es ist dringend.
Keller bricht das Gespräch mit Dantzler ab und nimmt den anderen Hörer.
»Wir müssen reden.« Es ist Adán.
»Woher weiß ich, dass ihr ihn habt?«
»In seinem Ehering steht Eres toda
mi vida.«
Du bist mein ganzes Leben.
»Woher weiß ich, dass er noch lebt?«
»Sollen wir ihn für dich schreien lassen?«
»Nein«, sagt Keller. »Nenn mir den Ort.«
»Die Kathedrale«, sagt Adán. »Padre Juan garantiert uns beiden freies Geleit.
Wenn ich einen Cop sehe, ist dein Mann tot.«
Im Hintergrund hört Keller neben Ernies Stöhnen etwas anderes, was ihn
noch mehr entsetzt.
»Was weißt du über Kerberos?«
Keller kniet sich in den Beichtstuhl.
Ein Vorhang wird beiseitegeschoben. Das Gesicht hinter dem Gitter kann er
nicht erkennen, was vermutlich der Sinn dieses gotteslästerlichen
Versteckspiels ist.
»Wir haben dich gewarnt und gewarnt und gewarnt«, sagt Adán. »Und du hast
nicht auf uns gehört.«
»Ist er am Leben?«
»Er ist am Leben«, sagt Adán. »Es hängt von dir ab, ob er am Leben bleibt.«
»Wenn er
stirbt, bringe ich dich um.«
»Wer ist
Chupar?«
Keller ist gefasst auf diese Frage. Wenn er Adán erzählt, dass
es keinen Chupar gibt, ist Ernie ein toter Mann. Er muss auf Zeit spielen, also
sagt er: »Gebt erst Hidalgo frei.«
»Das wird nicht
passieren.«
»Dann haben wir nichts miteinander zu bereden«, sagt Keller, obwohl sein
Herzschlag stockt.
Er steht langsam auf, als Adán sagt: »Du musst mir etwas bieten, Keller.
Irgendwas, was ich mitnehmen kann.«
Keller kniet
wieder hin. Vergib mir, Vater, wenn ich sündige.
»Ich stelle alle Ermittlungen gegen die Federación ein«, sagt er.
»Ich verlasse das Land, ich verlasse die DEA.«
Schließlich ist es das, was alle von mir wollen, denkt er. Seine Chefs,
die Regierung, seine eigene Frau. Wenn ich diesen dummen Teufelkreis gegen das
Leben von Ernie eintauschen kann ...
»Du verlässt
Mexiko?«, fragt Adán.
»Ja.«
»Und lässt
unsere Familie in Ruhe?« Nachdem du meine Tochter verkrüppelt hast.
»Ja.«
»Woher weiß
ich, dass du Wort hältst?«
»Ich schwöre
bei Gott.«
»Das reicht mir
nicht.« Stimmt, das reicht nicht.
»Ich nehme das Geld«, sagt Keller. »Du eröffnest ein Konto für mich, und
ich hebe das Geld ab. Dann lässt du Ernie frei. Sobald er frei ist, sage ich
dir, wer Chupar ist.«
»Und verlässt
das Land.«
»Ich bleibe
keine Sekunde länger als nötig.«
Keller wartet eine Ewigkeit, bis Adán die Sache durchdacht hat. Während er wartet, betet
er im Stillen zu Gott und zum Teufel, dass Adán auf den Deal
eingeht.
»Hunderttausend«, sagt Adán. »Sie werden telegraphisch an die First Georgetown
Bank, Grand Cayman, überwiesen. Ich gebe dir die Kontodaten durch. Du hebst
siebzigtausend ab, telegraphisch. Sobald wir die Bestätigung für die
Transaktion haben, lassen wir deinen Mann laufen. Und mit dem nächsten Flugzeug
verschwindet ihr aus Mexiko. Und noch was, Keller: Komm nie wieder zurück.«
Der Vorhang schließt sich.
Die Wogen steigen höher und höher und zerkrachen auf seinem Körper.
Wogen des Schmerzes.
Ernie braucht mehr Drogen.
Er hört die Tür aufgehen.
Bringen sie neue Drogen?
Oder neue Schmerzen?
Gúero blickt hinab
auf den amerikanischen Cop. Seine vielen Wunden sind entzündet und vereitert.
Sein Gesicht ist zugeschwollen von den Schlägen. Seine Hände, Füße und
Genitalien sind verbrannt von den Elektroden, er liegt in seinem eigenen Dreck,
der Gestank ist nicht zu ertragen.
Macht ihn sauber, hat Adán befohlen. Aber wer ist
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