Winslow, Don
durchgestanden,
nicht die Elektroden, nicht die Eisenstange. Und jetzt liegt er stöhnend im
Schlafzimmer, das zur Folterkammer gemacht wurde, und selbst der Doktor wirft
das Handtuch und sagt, mehr kann er nicht aus ihm rausholen. Währenddessen sind
mir die Yankees schon auf den Fersen, zusammen mit ihren mexikanischen
Lakaien, und sogar mein alter Pfarrer schickt mich zur Hölle.
Gebt den Mann frei und kehrt
zurück zu Gott. Seine Freiheit ist eure Freiheit. Vielleicht, denkt Adán. Vielleicht hat er recht.
Ernies Welt hat sich auf zwei Punkte reduziert.
Hier der Schmerz, da die Abwesenheit von Schmerz, mehr ist nicht.
Wenn das Leben Schmerz bedeutet, ist es schlimm.
Wenn der Tod Schmerzfreiheit bedeutet, ist es gut.
Er versucht zu sterben. Ein Tropf mit Kochsalzlösung erhält ihn am Leben.
Wenn er einzuschlafen droht, spritzen sie ihm Lidocain. Sie überwachen seinen
Herzschlag, seinen Puls, seine Temperatur, sie sorgen dafür, dass er am Leben
bleibt, dass der Schmerz bleibt.
Immer dieselben Fragen: Wer ist Chupar? Was hat er dir erzählt?
Welche Namen hat er genannt? Welche Politiker? Wer ist Chupar?
Und immer dieselben Antworten: Ich weiß es nicht. Ich hab alles
gesagt, mehr weiß ich nicht. Er hat keine Namen genannt, ich weiß es nicht.
Gefolgt von mehr Schmerzen, medizinischer Behandlung und wieder Schmerzen.
Dann eine neue Frage.
Völlig unvermittelt eine neue Frage und ein neues Wort.
Was ist
Kerberos? Was weißt du über Kerberos? Hat Chupar mit dir über Kerberos geredet?
Was hat er gesagt?
Ich weiß
es nicht. Nein, hat er nicht. Ich schwöre bei Gott. Ich schwöre bei Gott. Ich
schwöre bei Gott.
Was ist
mit Keller? Hat er über Kerberos gesprochen? Hat er das Wort erwähnt? Hast du
ihn mit anderen über Kerberos sprechen hören?
Kerberos,
Kerberos, Kerberos...
Du kennst
also das Wort.
Ich
schwöre bei Gott. Ich schwöre bei Gott. Gott, hilf mir. Gott, hilf mir. Bitte
lieber Gott, hilf mir.
Der Doktor geht hinaus, lässt ihn allein mit dem Schmerz und der Frage Wo ist
Gott, wo ist Arthur? Wo sind Jesus, Maria, der Heilige Geist? Maria, sei mir
gnädig.
Die Gnade kommt in Gestalt des Doktors.
Das war Rauls Idee.
»Scheiße, dieses Gestöhne macht mich fix und fertig«, hat er zum Doktor
gesagt. »Kannst du ihm nicht das Maul stopfen?«
»Ich könnte ihm was geben.«
»Gib ihm was«, sagt Adán. Auch ihm geht das Stöhnen an die Nieren. Und wenn
sie ihn wirklich freilassen, dann im bestmöglichen Zustand. Sein Zustand ist
zwar alles andere als gut, aber besser als tot. Und Adán hat eine Idee,
wie sie den Yankee zurückgeben und dafür kriegen können, was sie wollen.
Sie müssen sich nur mit Keller kurzschließen.
»Heroin?«, fragt der Doktor.
»Du bist der Arzt«, sagt Raúl.
Heroin, denkt Adán. Einheimische Ware. Mexican Mud. Welche Ironie.
»Setz ihm einen Schuss«, sagt er zum Doktor. Ernie spürt die Nadel im Arm.
Der Einstich, das Brennen und dann etwas anderes - die reine Seligkeit. Die
Abwesenheit von Schmerz.
Vielleicht nicht ganz. Sagen wir, das Schwinden des Schmerzes, als würde
er auf einer Wolke schweben, hoch oben über dem Schmerz. Der Beobachter und der
Beobachtete. Der Schmerz ist noch da, aber er ist weit weg.
Eloi, Eloi, ich danke dir.
Mutter Maria Mexican Mud Mmmmmmmmm.
Keller steht mit Ramos im Büro, sie brüten über den Karten von Sinaloa und gleichen sie mit den
Geheimdienstberichten über Gúero
Méndez und seine Hanffelder ab, damit sie die
Suche irgendwie eingrenzen können. Im Fernsehen verkündet ein Sprecher der
mexikanischen Staatsanwaltschaft mit feierlicher Stimme: »Das Wort
>Drogenmafia< existiert in Mexiko nicht.«
»Der könnte für uns arbeiten«, sagt Keller.
Kann sein, dass dieses Wort in Mexiko nicht existiert, denkt er, aber
dafür in den USA. Als sie die Nachricht von Ernies Verschwinden bekamen, hat
Dantzler den großen Kokain-Deal auffliegen lassen - in beiden Richtungen.
Adán Barrera ist
ihnen zwar durch die Lappen gegangen, als sie sein Drogendepot in San Diego
stürmten, aber die Beute ist gigantisch. An der Ostküste hat er ebenfalls einen
Volltreffer gelandet und einen Jimmy »Big Peaches« Piccone verhaftet, einen Capo der Cimino-Familie.
Das FBI in New York hat ihm alle verfügbaren Überwachungsfotos geschickt, und
Keller blättert sie gerade durch, als er etwas sieht, was ihm das Blut
gefrieren lässt.
Das Fotos ist offensichtlich vor irgendeinem Mafia-Lokal entstanden, da
steht der dicke Jimmy
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