Winslow, Don
Wenn Sie sich gut auskennen,
werden Sie wissen, dass zwischen Guatemala und den südlichen Regionen von
Mexiko nur ein wenig bergiger Dschungel liegen. Das sind Armutsregionen,
bevölkert von landlosen Bauern, den willigen Opfern der kommunistischen
Propaganda. Und wenn Mexiko den Kommunisten in die Hände fällt, was dann,
Arthur? Kuba ist schon gefährlich genug. Jetzt stellen Sie sich mal vor, dass
sich die Vereinigten Staaten eine zweitausend Meilen lange Grenze mit einem
sowjetischen Satellitenstaat teilen müssen. Stellen Sie sich sowjetische Langstreckenraketen
in Jalisco, Durango und Baja California vor.«
»Und Sie meinen, als Nächstes ist Texas dran?«
»Nein, sie werden nach Westeuropa vorstoßen«, sagt Hobbs. »Weil sie
wissen, dass selbst die Vereinigten Staaten nicht die militärische Stärke und
die Mittel besitzen, neben der mexikanischen Zweitausendmeilengrenze auch noch
die Fulda-Lücke zu verteidigen.«
»Das ist doch Irrsinn.«
»Wirklich?«, entgegnet Hobbs. »Die Sandinisten exportieren bereits Waffen
für die FLMN nach El Salvador. Aber so weit müssen Sie gar nicht denken.
Nicaragua ist in der Hand der Russen und reicht von Küste zu Küste. Stellen
Sie sich sowjetische U-Boote auf der Pazifik-Seite vor, im Golf von Fonseca,
oder auf der Atlantik-Seite, im Golf von Mexiko. Die können den ganzen Golf und
die ganze Karibik zum sowjetischen Hoheitsgebiet machen. Denken Sie daran, wie
schwer es war, die Raketensilos in Kuba zu entdecken. In den Bergen von
Nicaragua sind die noch schwerer aufzuspüren. Von dort schaffen es die
Mittelstreckenraketen ohne weiteres bis nach Miami, New Orleans oder Houston,
und uns bleibt kaum Zeit für den Gegenschlag. Ganz zu schweigen von der Bedrohung durch U-Boot-gestützte Mittelstreckenraketen,
die irgendwo im Golf von Fonseca oder in der Karibik abgeschossen werden. Wir
können die Russen in Nicaragua nicht dulden. So einfach ist das. Die Contras sind bereit,
den Job zu erledigen, oder wollen Sie lieber unsere amerikanischen Jungs im
Dschungel kämpfen und sterben sehen, Arthur? Sie haben die Wahl.«
»Und wofür soll ich mich entscheiden? Für Drogen schmuggelnde Contras? Exilkubanische
Terroristen? Salvadorianische Todesschwadrone, die Frauen und Kinder, Priester
und Nonnen ermorden?«
»Ich weiß, sie sind brutal, heimtückisch und bösartig«, sagt Hobbs. »Nur
die Kommunisten sind schlimmer.«
»Schauen Sie auf den Globus«, redet Hobbs weiter. »In Vietnam sind wir
davongelaufen, und die Kommunisten haben genau die richtigen Schlüsse daraus
gezogen. Sie haben Kambodscha erobert, im Vorbeigehen. Und wir haben nichts
unternommen. Sie sind in Afghanistan einmarschiert, und wir haben wieder
nichts getan, außer ein paar Sportler aus den Wettkämpfen abgezogen. Das war
Afghanistan, als Nächstes kommt Pakistan, dann Indien, und dann ist
Feierabend, Arthur - dann ist ganz Asien rot. Mozambique, Angola,
Äthiopien, Irak, Syrien - alles sowjetische Marionetten. Und wir rühren keinen
Finger. Wunderbar, sagen die sich. Wollen wir doch mal sehen, ob sie auch bei
Mittelamerika stillhalten. Als Nächstes kassieren sie Nicaragua, und was ist
unsere Antwort? Das Boland-Amendment. Keine Unterstützung der Contras. «
»Das ist geltendes Recht.«
»Das ist Selbstmord«, sagt Hobbs. »Nur Idioten oder der Kongress kapieren
nicht, was es bedeutet, eine sowjetische Marionette im Herzen Mittelamerikas
zu dulden. Diese Dummheit spottet jeder Beschreibung. Wir mussten einfach
handeln, Arthur.«
»Also zeichnet die CIA dafür verantwortlich, dass -«
»Die CIA zeichnet für gar nichts verantwortlich«, sagt Hobbs. »Das
versuche ich Ihnen doch gerade zu erklären, Arthur. Hinter Kerberos steht unser
oberster Chef.«
»Ronald Reagan -«
»- ist wie Churchill. In einem kritischen Moment der Geschichte hat er
die Tatsachen klar erkannt und sich entschlossen, zu handeln.«
»Wollen Sie mir erzählen -«
»Über Details ist er natürlich nicht informiert«, sagt Hobbs. »Er hat uns
nur befohlen, die kommunistische Flut in Mittelamerika einzudämmen und das
Sandinistenregime zu stürzen, mit allen dafür nötigen Mitteln. Ich werde Ihnen das Wort für Wort vorlesen, Arthur. Direktive Nummer drei
des Nationalen Sicherheitsrats überträgt dem Vizepräsidenten die Vollmacht für
die Bekämpfung der in Lateinamerika operierenden kommunistische Terroristen.
In dieser Funktion hat der Vizepräsident die TIWG gegründet - die Arbeitsgruppe
Terrorismus mit Sitz in El
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