Winston 2 - Agent auf leisten Pfoten (German Edition)
weisen.
Odette mischt sich ein. »Was wir brauchen, ist ein Hinweis auf den Entführer. Irgendwas! Irgendeine Spur! Dann können wir allein nach ihm suchen, genau wie die Polizei es auch macht. Aber wir haben einen entscheidenden Vorteil: Uns bemerkt man nicht, wir können also ganz ungestört ermitteln. Die Polizei hingegen hat der Entführer schon einmal gesehen, die müssen jetzt besonders vorsichtig sein.«
»Einen Hinweis, eine Spur. Was könnte das wohl sein?«, denke ich laut nach.
»Na ja, ist dir vielleicht irgendetwas aufgefallen? Du hast Emilia doch in den letzten Tagen noch gesehen. Denk mal nach!«
Das ist leichter gesagt als getan, aber ich gebe mein Bestes. Spike und Karamell rekeln sich selbstzufrieden in der Sonne, ganz so, als wollten sie sagen: Was soll’s? Das wird doch sowieso nichts. Das ärgert mich und spornt mich an, noch gründlicher zu überlegen. Ist mir in letzter Zeit etwas Außergewöhnliches aufgefallen?
Im hintersten Winkel meines Hirns beginnt etwas zu klingeln. Sehr leise noch, aber eindeutig ein Klingeln. Mir ist tatsächlich vor Kurzem etwas aufgefallen, aber was war es noch? Eine winzige Kleinigkeit, eigentlich völlig unbedeutend. Aber schon seltsam. Es war … es war … Mist, warum komme ich nun nicht darauf?
»Mir ist wirklich etwas aufgefallen, aber mir fällt einfach nicht mehr ein, was es war. Und vielleicht hat es auch gar nichts mit der Entführung zu tun«, beginne ich zögerlich.
Odette schaut mich durchdringend an. »Versuch, dich zu erinnern, Winston! Jede Kleinigkeit ist wichtig!«
Spike schnaubt. »Odette, das ist doch sinnlos! Wir finden schon noch ein anderes Abenteuer für uns vier Muskeltiere. Aber sich in die Arbeit der Polizei einzumischen, bringt doch nichts. Überlassen wir das langweilige Schnüffeln lieber den Spürhunden und konzentrieren uns auf spannendere Sachen.«
SCHNÜFFELN! Genau das ist es! Der Geruch! Der Geruch von Weihnachtsbäumen! Der ist mir in letzter Zeit doch häufiger mal aufgefallen: in der Schule und dann bei dem Erpresserbrief. Und natürlich in meinem Traum. Das muss einfach die Spur sein, nach der wir die ganze Zeit suchen! Aufgeregt springe ich auf dem Unterstand hin und her.
»Ich hab’s! Es ist mir wieder eingefallen! Wir suchen etwas, das nach Weihnachtsbaum riecht!«
Karamell schüttelt den Kopf. »Winston, du weißt, wie sehr ich dich mittlerweile schätze, aber das ist völliger Unsinn. Es ist ein herrlicher Spätsommer, die Kinder essen Eis, wir Katzen liegen in der Sonne und du faselst etwas von Weihnachtsbäumen?«
»Falsch, mein Freund. Du hörst mir nicht richtig zu. Ich rede von etwas, das nach Weihnachtsbäumen riecht .«
»Hm, du meinst, wie der Erpresserbrief?« Odette ist einfach so schlau! Sie weiß natürlich sofort, was ich meine.
»Genau. Das meine ich. Und ich habe diesen Geruch auch schon in der Schule gerochen, als ich mit Kira die Theaterprobe besucht habe und Emilia krank war.« Das mit dem Traum behalte ich vorsichtshalber für mich, sonst halten mich meine Freunde noch für verrückt. Oder besser: für verrückter als ohnehin schon.
»Welche Theaterprobe? Welche Schule?« Spike guckt verwirrt. Kein Wunder. Von meinem Leben als Schulkater weiß er natürlich nichts.
»Ich habe eine Rolle in dem Theaterstück, das gerade an Kiras Schule einstudiert wird. Ich muss dabei immer auf der Bühne hin und her laufen. Und dabei ist mir der Geruch nach Weihnachtsbäumen aufgefallen. Genau an dem Tag, an dem Emilia verschwunden ist. Ich weiß nur nicht genau, wo der Geruch herkam.«
Spike bläst die Backen auf. »Pffff! Das wird ja immer komplizierter. Wo sollen wir denn da mit unseren Ermittlungen anfangen?«
»Na, das ist doch jetzt wohl sonnenklar!« Odette springt auf. »Natürlich in der Schule! Zu viert finden wir bestimmt ganz schnell heraus, woher der Geruch stammt. Los geht’s! Winston, zeig uns den Weg!«
»Halt, halt«, bremse ich ihren Tatendrang. »So einfach ist das nicht! Erstens ist heute Samstag, da hat die Schule gar nicht auf. Und zweitens sind Tiere in der Schule eigentlich verboten. Ich bin auch nur ausnahmsweise erlaubt. Also, wenn wir da einfach alle reinmarschieren, schmeißt uns Frau Rosenblatt schneller wieder raus, als wir Miau sagen können.«
»Wer ist denn nun wieder Frau Rosenblatt?« Armer Spike. Er ist mittlerweile völlig durcheinander.
»Frau Rosenblatt ist die SEHR strenge Schuldirektorin, also die Chefin der Schule. Der bleibt nichts verborgen, schon gar
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