Winter auf Italienisch
und zog die
Nase hoch. Mattia stand auf, ging zu seinem Nachtisch und nahm ein Taschentuch
aus der Packung. Dann hockte er sich neben mich und reichte es mir.
»Und nun sag schon, was los ist«,
insistierte er.
»Wenn bei dir alles o.k. ist, dann sollte
es das bei mir auch sein, oder?«, schniefte ich und versuchte ein Lächeln.
Er runzelte die Stirn. »Soll heißen?«
»Na, ich bin halt traurig, dass der
schöne Urlaub vorbei ist.« Ich schnäuzte mich laut und zerknautschte dann das
Taschentuch. »Und außerdem erinnert es mich daran, dass ich bald ganz abreisen
muss.«
Neue Tränen rannen meine Wangen hinab und
tropften auf den Plastikbeutel mit der Dreckwäsche. »Aber dir scheint das ja
nichts auszumachen. Außerdem hast du ja noch deine Exfreundin, die nur auf dich
wartet.«
»Das ist nicht wahr«, sagte Mattia leise
und strich mir eine Haarsträhne, die mir im Gesicht klebte, hinters Ohr.
»Ich freue mich nur vorher noch über eine
Woche zusammen mit dir in Aosta, bevor ich den Gedanken an Abschied an mich ran
lasse«, erklärte er. „Und das mit Stefania ist lange vorbei. Ich schwöre!“
»So wollte ich es ja auch machen.« Ich
zuckte mit den Schultern. »Aber es will einfach nicht klappen.«
Er setzte sich auf den Fußboden und zog
mich in seine Arme. Seine Nähe zu spüren, tat mir gut.
»Ich glaube, ich habe mich in dich
verliebt«, gestand ich und sah zu ihm auf.
»Geht mir genauso«, sagte er. »Es ließ
sich irgendwie nicht vermeiden.« Er küsste mich auf die Stirn. »Und weißt du
was?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Jetzt machen wir uns noch einen
besonderen Abschiedsabend. Einverstanden?«
Ich nickte.
»An was hast du gedacht?«
»In diesem Hotel gibt es einen Pool.«
»Aber es ist gleich 22 Uhr«, gab ich zu
bedenken.
»Na eben gerade deshalb. Ich möchte mit
dir allein sein.«
Kapitel 15
Wir ließen unser Gepäck Gepäck sein,
schnappten uns jeder ein Duschtuch und schlichen über den Flur bis zu den
Fahrstühlen. Das Schwimmbad befand sich nicht direkt im Hotel, sondern in einem
Sportzentrum, das daran angrenzte. Da dieses im Winter um 21 Uhr schloss,
hatten zu dieser späten Stunde einzig die Hotelbewohner Zugang zu der Anlage.
Und die schienen sich von der Silvesternacht zu erholen. Jedenfalls begegneten
wir keiner Menschenseele.
Das Wasser glitzerte blau und spiegelte
sich auch in den gekachelten Wänden des Raums wider. Vollkommen glatt lag die
Wasserfläche vor uns.
»Das war eine sehr schöne Idee von dir«,
sagte ich und zog mir auch schon den Pullover über den Kopf. Ordentlich legte
ich alles auf eine schmale Bank. Das Handtuch legte ich daneben.
Erst als ich ganz nackt vor ihm stand,
begann auch Mattia, seine Hose aufzuknöpfen und sein Shirt über den Kopf zu
ziehen. Die ganze Zeit sah er mich dabei an. Überall dort, wo sein Blick mich
berührte, hinterließ er ein wohliges Kribbeln auf meiner Haut. Meine
Brustwarzen stellten sich sehnsüchtig auf.
Aber ich wollte auch schwimmen. Nackt zu
schwimmen war etwas ganz Besonderes. Es erregte mich, wenn das Wasser meinen
gesamten Körper umspülte, auch an den empfindlichsten Stellen. Ich fühlte mich
dann frei und eins mit dem Element.
Und so setzte ich mich auf den Beckenrand
und ließ mich von dort ins Wasser gleiten.
Die Temperatur war genau richtig. Eine
angenehme Gänsehaut überzog meinen Körper und ich begann, mit langen Zügen
meine Bahnen zu ziehen. Kurz pausierte ich am Beckenrand und sah von unten auf
Mattia, der nun auch ohne Kleidung breitbeinig da stand und mir zusah.
Offensichtlich gefiel es ihm, mir beim Schwimmen zuzusehen. Ich versuchte,
dieses Bild von einem Mann in meinem Kopf abzuspeichern. Als Erinnerung. Wieder
kamen mir die Tränen, doch ich schwamm sie einfach fort.
Neben mir hechtete Mattia ins Wasser und
nahm die Verfolgung auf. Ohne Probleme passte er sich meiner Geschwindigkeit
an. Viele Bahnen lang pflügten wir nebeneinander durch das Wasser. Erst, als
mein Körper völlig erschöpft war, gab auch meine schmerzende Seele Ruhe.
Vollkommen außer Atem hängte ich mich an
den Beckenrand und ließ meine Beine vom Wasser treiben. Lang sahen sie aus und
auch ein bisschen muskulös vom Skifahren. Versonnen betrachtete ich meinen
Körper, als Mattia zwischen meinen Beinen auftauchte, sein schwarz glänzendes
Haar zurück strich und begann, mich zu küssen. Seine Lippen fühlten sich kalt
an, aber im Inneren seines Mundes, den ich augenblicklich zu erforschen
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