Winter auf Italienisch
Gedanke daran jetzt traurig. Offenbar ging es den anderen
ähnlich, denn wir sprachen nicht viel auf der Rückfahrt. Wir hörten Musik und
jeder hing seinen eigenen Gedanken und Erinnerungen an diese letzten Tage nach.
Mir war das nur Recht. Ich hätte sonst wohlmöglich noch angefangen zu weinen.
Unsere Brötchen aßen wir dort, wo wir
schon auf der Hinfahrt gehalten und getankt hatten. Hatte mich noch vor einer
Woche der Blick auf die Berge vor uns beschwingt, so war mir heute nur zu
bewusst, dass sie nun hinter uns lagen. Mattia hielt mich die ganze Zeit im
Arm, doch ich fröstelte trotzdem. Er sah fast ein bisschen verzweifelt aus.
Auch er musste darüber nachgedacht haben, dass die Pärchen, die unsere Freunde
bildeten, sich glücklich schätzen konnten. Sie lebten wie selbstverständlich
aus, wovon wir zwei nur träumen konnten: den Beginn einer neuen Liebe.
Auch unsere Liebe war jung. Vielleicht
war sie sogar noch intensiver als die der anderen. Aber das war nur ein Gefühl,
denn sicher wissen konnte ich es nicht. Meine Liebe zu Mattia fühlte sich
einfach so groß an, dass ich mir nicht vorstellen konnte, dass es so etwas noch
ein zweites Mal geben konnte.
Für mich jedenfalls - dessen war ich mir
nur zu bewusst - würde es eine solche Liebe nicht noch einmal geben. Entweder, ich
ergriff meine Chance, oder ich würde mich für den Rest meines Lebens mit
weniger zufriedengeben müssen.
Und eben diese Tatsache machte den
Unterschied zwischen uns und den anderen aus. Standen ihre Beziehungen noch am
Anfang, rangen wir schon verzweifelt mit dem Ende.
»Ich werde sehen, dass ich meinen Urlaub
verlängern kann. Te lo prometto! Ich verspreche es dir!«, sagte Mattia, bevor
wir wieder in unsere Fahrzeuge einstiegen, und küsste mich noch einmal. Ich
lächelte schwach, nickte aber.
In Aosta selbst lag kein Schnee, und auch
die Weihnachtsdekorationen waren aus den Auslagen der Geschäfte verschwunden.
Die Stadt sah grau aus. Nur die weiß bepuderten Gebirgsketten, die die Stadt
umgaben, werteten das Bild auf.
Vor dem Haus der Carusos angekommen,
luden wir unsere Koffer aus und packten die von Cinzia und Elisabeta um, denn
Mattia würde sie mitnehmen und zuhause absetzen. Mir fiel auf, dass ich noch
nie in seinem Wagen gesessen hatte und so setzte ich mich noch auf den
Beifahrersitz und wartete, bis er einstieg.
»Ich möchte mich nur von dir
verabschieden«, sagte ich, als er mich beim Einsteigen fragend ansah.
Er gab mir einen Kuss auf die Stirn, denn
die Carusos konnten jeden Moment erscheinen.
»A
domani, amore! Te lo prometto ancora. Bis morgen,
meine Liebste! Ich verspreche es dir hiermit noch einmal«, sagte er. Ich küsste ihn auf die Wange
und stieg aus, damit Cinzia einsteigen konnte. Dann schloss ich die Tür hinter
ihr.
»Uh, ma quanto siete dimagrieti! Was seid
ihr alle dünn geworden!«, rief Signora Caruso, als sie aus dem Haus trat und
uns entgegeneilte. Mafalda verdrehte die Augen und Giacomo lachte.
»Ciao, Mamma! Du glaubst nicht, wie sehr
ich diese Worte vermisst habe.« Er schloss sie in die Arme und küsste ihre
Wangen.
Mafalda tat es ihm nach und erklärte ihr,
dass das nun mal so sei, wenn man sich eine Woche lang Tag und Nacht sportlich
betätigte. Giaco und ich mussten grinsen, aber Signora Caruso bemerkte es zum
Glück nicht. Sie hielt uns die Türen auf, während wir unser Gepäck ins Treppenhaus
zogen. Den ersten Fahrstuhl nahmen Giacomo und Signora Caruso. Mafalda und ich
warteten unten, dass er wieder frei wurde.
»Come stai? Wie geht es dir?« Besorgt sah
sie mich an.
»Bitte frag mich nicht«, antwortete ich. „Sonst
fange ich noch an, zu weinen.“
Mafi nickte verständnisvoll und legte mir
kurz die Hand auf die Schulter.
»Heute Abend gehen wir früh ins Bett.
Dann können wir reden. Und vorher werde ich noch heimlich viele Taschentücher
unter meinem Bett deponieren.«
Da musste ich nun doch lachen.
In der Wohnung angekommen, packten wir
unsere Koffer aus. Über den Berg schmutziger Wäsche machte Signora Caruso sich
augenblicklich her. Ich brauchte mir also wenigstens keine Sorgen darüber zu
machen, nicht mehr genug saubere Wäsche zu haben. Sobald die Waschmaschine mit
ihrer Arbeit begann, wurden wir in die Küche gerufen, wo für jeden von uns ein
Teller mit Gemüserisotto bereitstand.
»Ich habe heute zum Mittagessen Risotto
zubereitet. Ich wusste ja nicht, wann ihr zurück sein würdet. Und so ein
Risotto ist schnell
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