Winter auf Italienisch
besser als gar nichts, oder?«
Ich nickte dankbar und verkniff mir eine
weitere Träne.
»Wie wird es mit euch weitergehen?«,
fragte Mafi ehrlich interessiert. »Denkst du, es ist etwas Ernstes mit euch?«
»Ich weiß nicht«, antwortete ich. »Für
mich ganz sicher, aber was Mattia fühlt, das weiß ich nicht.«
»Das weißt du nicht?« Mafalda setzte sich
empört auf. »Mattia ist wie ausgewechselt. Er war immer der kühlere Typ. War
da, wenn man ihn brauchte, aber ging auch oft wieder, wenn ihm danach war.
Außer mit Stefania habe ich ihn nie länger mit einem Mädchen gesehen. Viele
haben sich um ihn bemüht, aber anscheinend wollte er nicht. Dabei ist er aber
immer freundlich geblieben. Nur eben zurückhaltend. Und sie ihn dir jetzt an!«,
fuhr Mafalda fort. »Er ist den ganzen Urlaub über nicht von deiner Seite
gewichen. Ihr habt sogar ein Zimmer miteinander geteilt. Hattest du jemals den
Eindruck, er wolle lieber allein sein?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Nein, er schien sich sehr wohl zu
fühlen. Ich mich übrigens auch«, fügte ich hinzu. »Ich versuche einfach, nicht
daran zu denken, wie es sein wird, wenn ich wieder in Hamburg bin. Mattia hat
gesagt, er will sich auch diese Woche noch freinehmen.«
»Ist das süß!«, rief Mafi verzückt aus.
»Ecco, vedi! Siehst du! Genau das meinte ich. So was hätte er vorher nie getan.
Für niemanden.« Nachdenklich sah sie mich an.
»Aber auch diese Woche wird vorbei gehen.
Und vielleicht geht er dann doch lieber wieder zu dieser Stefania. Sie ist so
hübsch. Und sie ist hier.«
Ich sah sie unglücklich an. »Und was dann
aus uns werden soll, das weiß ich wirklich nicht. Ich glaube nicht, dass ich
auf Dauer damit leben kann, ihn immer nur dann zu besuchen, wenn ich Urlaub
habe. Oder ihn jedes Mal mit der anderen zusammen zu sehen.«
»Was redest du da nur immer von Stefania.
Er hat sich von ihr getrennt, weil sie ein verlogenes Miststück ist. Sie hat
ihn betrogen. Wen interessiert es da, ob sie hübsch ist?“
Mafalda schnaubte verächtlich. »Außerdem bin
ich ja auch noch da. Dann bist du eben mit mir verabredet, wenn du Urlaub
hast«, sagte Mafalda. »Scherzavo, ich habe nur Spaß gemacht. Natürlich geht
eure Liebe vor. Irgendwann wird sich ein Weg gefunden haben, und dann wird auch
wieder für uns Zwei Zeit sein, vero? Stimmt’s?«
Ich nickte, beugte mich im Bett vor und
umarmte sie.
»Du bist meine allerbeste Freundin, Mafi.
Ich weiß nur im Moment nicht, wie ich das überleben soll. Er fehlt mir schon
jetzt, wo er nur ein paar Häuserblocks entfernt von mir ist.«
Mafalda strich mir über den Kopf.
»Warten wir erst mal ab, wie sich diese
Woche für euch entwickelt. Wie auch immer sie ausgeht, du weißt, dass meine
Familie und ich immer für dich da sind und alles tun werden, damit du glücklich
bist.«
Ja, das wusste ich. Und ich täte dasselbe
für jeden von ihnen. Aber im Moment war ich mir sicher, dass es Situationen im
Leben gab, die man einfach nicht ändern konnte. Vielleicht war es mein
Schicksal, mein Leben im ständigen Spagat zwischen zwei Ländern, wie sie unterschiedlicher
nicht sein konnten, zu verbringen.
Kapitel 18
Als ich die Augen aufschlug, war ich
allein im Zimmer. Mafalda war offensichtlich schon zur Uni gefahren. Ich sah
auf die Uhr. Es war kurz vor neun. Ich nahm den Rahmen vom Nachttisch und sah
mir das Foto lange an. Mattia verkörperte alles, was ich mir je gewünscht
hatte. Daran gab es keinen Zweifel. Ich hoffte so sehr, seine Gefühle für mich
würden die Gleichen sein. Alles fühlte sich so gut und richtig an, wenn ich mit
ihm zusammen war.
Eigentlich hatte ich wenig Lust
aufzustehen, aber ich ahnte schon, dass Signora Caruso mich schon bald aus
Angst, ich könne über Nacht verhungert sein, aus dem Bett jagte, nur um mich zu
einem kalorienreichen Frühstück zu nötigen. Ich lächelte. Sie war eben eine
echte italienische Mama: Sie konnte gar nicht anders. Das wäre gegen ihre Natur
gewesen.
Ich stellte das Bild an seinen Platz
zurück und stand auf. Jeans und Pullover legte ich mir bereit, ging aber
zunächst in die Küche, um Signora Caruso zu beweisen, dass ich noch am Leben
war.
»Oh, buongiorno, Tanja!«, rief sie
erfreut aus, als sie mich sah. »Hai fame, vero? Du hast sicher Hunger,
stimmts?« Wieder musste ich lächeln. Ich nickte.
»Sì, Signora! Ich werde nur schnell
vorher duschen gehen.“ Und bevor
sie mich noch zu einer Kleinigkeit vorab überreden konnte,
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