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Winter auf Italienisch

Winter auf Italienisch

Titel: Winter auf Italienisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joleen Carter
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er dich rechtzeitig angerufen?«
    »Ach, du hast ihm meine Handynummer
gegeben.« Ich tat empört.
    »War das ein Fehler?«, fragte Mafalda.
»Er hat mich schon in Cervinia danach gefragt. Eigentlich schon, als wir das
erste Mal Rast gemacht haben.«
    »Nein, es war gut so«, sagte ich. »Ich
habe ihn von der Arbeit abgeholt, wir waren Pizza essen, und später hat er mir
die Sehenswürdigkeiten Aostas gezeigt. Es war viel zu schnell vorbei.«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Was soll
ich machen? Ich bekomme einfach nie genug von ihm.«
    »Das kann ich sehr gut verstehen. Ich
habe Filippo heute zwar kurz an der Uni getroffen, aber wahrscheinlich muss ich
mich auch bis zum Wochenende gedulden, bis er sich wieder intensiver mit mir
befasst.«
    »So, so, intensiver!«
    Wir mussten beide lachen.
    »Allora vieni! Jetzt komm aber! Die
anderen erwarten uns schon zum Essen.«

 
    Während die Familie Caruso den Abend mit
einer italienischen Fernsehserie ausklingen ließ, gönnte ich mir ein ausgiebiges
Bad, bei dem ich mit Mattia telefonierte. Wie viel schöner wäre es gewesen, wir
hätten dieses Bad gemeinsam genießen können. Aber so ging es auch. Schließlich
verabredeten wir uns für den nächsten Tag. Diesmal würde er fahren. In den
»Parco Nazionale del Gran Paradiso« sollte es gehen. Als ich fertig war, setzte
ich mich zu den anderen ins Wohnzimmer. Es war anstrengend für mich, dem Film
zu folgen, da er in römischem Dialekt gehalten war. So schaltete ich
schließlich ab, lehnte mich an Mafis Schulter und betrachtete den kleinen
Weihnachtsbaum mit seinen bunt leuchtenden Kugeln und dem vielen Lametta darin.
Insgeheim freute ich mich, dass Signora Caruso ihn noch stehen gelassen hatte
denn ich hatte kaum Zeit gefunden, mich in diesem Winter weihnachtlich zu
fühlen.

 
    Pünktlich um zehn Uhr stand Mattia vor
der Tür. Signora Caruso begrüßte ihn wie einen alten Bekannten, denn Giacomo
und er kannten sich seit Jahren. Nur vor mir hatte dieser schöne Mann sich
bisher versteckt gehalten. Er trank noch einen Espresso mit uns und machte
Signora Caruso glücklich, indem er ihr erlaubte, uns noch ein paar
Kleinigkeiten für unterwegs einzupacken.
    »Aber passt auf euch auf!«, rief sie uns
noch hinterher, als sich schon fast die Fahrstuhltüren hinter uns geschlossen
hatten. »Es liegt viel Schnee da oben dieses Jahr. Es wäre besser, ihr führet
im Sommer dorthin.«
    »Ma Signora, aber Signora, natürlich
passe ich auf mein Mädchen auf.« Liebevoll drückte Mattia mich an sich.
    »Ich habe Schneeketten dabei, und ich
fahre nicht weiter, wenn es zu schneien beginnen sollte. Promesso!
Versprochen!« Er legte eine Hand auf sein Herz.
    »D‘ accordo! Allora buon d ivertimento! Na gut! Dann amüsiert euch mal!«, sagte sie skeptisch, schloss aber die
Fahrstuhltüren für uns und winkte noch einmal kurz.

 
Kapitel 20

 
    Auch wenn der »Parco Nazionale del Gran
Paradiso« bereits westlich von Aosta begann, nahmen wir die Autostrada 5 in
Richtung Torino. Mattia erklärte mir, dass die Strecke über Cuorgnè und von
dort aus in das Valle di Locano die schönste sei.
    Bei Ivrea fuhren wir ab. Mattia zahlte
die Maut und lenkte den Wagen in Richtung Castellamonte. Bis kurz hinter
Cuorgnè waren die Straßen frei, sodass Signora Carusos Sorge bislang
unbegründet war. Wir machten noch einmal Rast, vertraten uns die Beine und
aßen, was sie uns mitgegeben hatte. Dann startete Mattia den Wagen, drehte die
Heizung auf, denn nun ging es weiter auf der Straße zum Collé del Nivolet, der
sich nach Angaben meines privaten Reiseleiters in 2616 Meter Höhe befand.

 
    Die Straße folgte einem Wildbach und die
Gegend wurde immer hochalpiner. Auch die Schneemenge nahm zu, doch der Himmel
war blau, die Luft rein und klar. Wir kamen gut durch. Immer wieder passierten
wir Bergdörfer. Kleine Läden boten Käse und Brot aus eigener Herstellung an.
Wir wären also auch ohne Signora Carusos Vesperkorb unterwegs nicht verhungert.
    Schließlich führte die Strada Provinciale
50 an einem größeren See vorbei, der aber gefroren war. Dem Lago Serrù folgte
wenig später der etwas kleiner Lago Agnel. Immer schmaler kringelte sich die
Straße durch das Gebirge. Serpentine für Serpentine ging es höher hinaus.
Leider wurde auch der Schnee an den Seitenrändern immer höher, sodass die Aussicht
eintönig wurde.

 
    »Im nächsten Sommer bringe ich dich noch
einmal hierher«, sagte Mattia, als er meinen gelangweilten Blick auf

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