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Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Titel: Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Fotokamera und einen Stapel offizieller Papiere in der Hand und reichte beides Lloyd. Bei dem zuoberst liegenden Dokument handelte es sich um einen Befehl, der am gestrigen Tag vom Generalstab gekommen war. Es war ein Plan für die Aufstellung der Truppen beim morgigen Angriff. Auf dem Papier war ein Weinfleck, und Lloyd erkannte zu seinem Entsetzen, dass es sich um seine eigene Kopie handelte. Offensichtlich war sie aus seinem Unterstand gestohlen worden.
    Er schaute Heinz an. Der Deutsche straffte die Schultern, hob den Arm zum Hitlergruß und rief: »Heil Hitler!«
    Ilja schaute triumphierend drein.
    »Tja, Ilja«, sagte Wolodja, »jetzt hast du uns einen potenziellen Doppelagenten gekostet. Wieder eine Meisterleistung des NKWD . Ich gratuliere.«

    Am Dienstag, dem 24. August, zog Lloyd zum ersten Mal in die Schlacht.
    Die Armee der Regierung, auf deren Seite er kämpfte, war 80000 Mann stark. Die antidemokratischen Rebellen hatten weniger als die Hälfte. Außerdem verfügte die Regierung über zweihundert Flugzeuge, die Rebellen nur über fünfzehn.
    Es begann ziemlich gut für die Regierungstruppen. Am ersten Tag der Offensive hatten sie zwei Dörfer nördlich von Saragossa eingenommen, zwei weitere südlich der Stadt. Lloyds Gruppe im Süden hatte sich gegen erbitterten Widerstand durchgesetzt und die kleine Ortschaft Condo erobert. Nur im Zentrum der Front, wo die Hauptstreitmacht in der Nähe von Fuentes de Ebro aufgehalten worden war, hatte es Probleme gegeben.
    Vor der Schlacht hatte Lloyd die ganze Nacht vor Angst wach gelegen und sich vorgestellt, was kommen würde, so wie es ihm manchmal auch vor einem großen Boxkampf erging. Aber kaum hatten die Kämpfe begonnen, war er viel zu beschäftigt gewesen, um sich noch weiter Sorgen zu machen.
    Das Schlimmste war das Vorrücken über die trockene Ebene gewesen, wo sie außer ein paar Sträuchern keine Deckung fanden, während die Verteidiger sich in Steingebäuden verschanzt hatten. Doch selbst in diesen Augenblicken hatte Lloyd keine Angst mehr gehabt, sondern sich ganz darauf konzentriert, dem feindlichen Feuer zu entgehen, indem er im Zickzack rannte und sich immer wieder zu Boden warf, wenn die Geschosse ihm zu nahe kamen, um dann wieder aufzuspringen und ein paar Meter weiterzurennen. Das Hauptproblem war der Munitionsmangel. Jeder Schuss zählte. Schließlich nahmen sie Condo allein aufgrund ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit ein. Lloyd, Lenny und Dave blieben unverletzt.
    Die Rebellen waren zäh und tapfer, aber das galt auch für die Regierungssoldaten. Die Internationalen Brigaden setzten sich aus Freiwilligen zusammen – Idealisten, denen von Anfang an klar gewesen war, dass sie in Spanien ihr Leben riskierten. Ihres Mutes wegen wurden sie oft als Speerspitze eingesetzt.
    Vom zweiten Tag an aber lief so ziemlich alles schief. Im Norden waren die Truppen in ihren Stellungen geblieben. Mangels Informationen über die Verteidigung des Gegners wollten sie nichtweiter vorrücken – in Lloyds Augen eine schwache Entschuldigung. Das Zentrum konnte Fuentes de Ebro noch immer nicht einnehmen, obwohl es am dritten Tag verstärkt wurde. Zu seinem Entsetzen erhielt Lloyd dann auch noch die Meldung, dass sie fast alle ihre Panzer im Abwehrfeuer verloren hatten. Im Süden befahl man Lloyds Einheit, sich am Fluss entlang zu einem Dorf mit Namen Quinto zu bewegen, anstatt weiter vorzurücken.
    Auch in Quinto mussten die Verteidiger im Häuserkampf bezwungen werden. Als der Feind sich schließlich ergab, machte Lloyds Einheit fast tausend Gefangene.
    Jetzt saß Lloyd im Licht der Abendsonne vor einer Kirche, die von der Artillerie zerschossen worden war, umgeben von Ruinen und den Leichen der Gefallenen. Eine Gruppe erschöpfter Männer versammelte sich um ihn: Lenny, Dave, Joe Eli, Cabo Rivera und ein Waliser mit Namen Muggsy Morgan. Es waren so viele Waliser in Spanien, dass jemand einen Limerick geschrieben hatte, in dem er sich über ihre immer gleichen Namen lustig machte.
    Da war ein junger Kerl namens Price
    und ein anderer junger Kerl namens Price
    und ein Kerl namens Roberts
    und ein Kerl namens Roberts
    und ein anderer junger Kerl namens Price.
    Die Männer rauchten und warteten stumm ab, ob es etwas zum Abendessen gab oder nicht. Sie waren sogar zu müde, um mit Teresa zu flirten, die sie noch immer begleitete, da der Transport, der sie in die Etappe hatte bringen sollen, auf rätselhafte Art verschwunden war. Hin und wieder hörten sie Schüsse,

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