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Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Titel: Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Empfängnisverhütung.
    Wieso hatte Boy eine ganze Tüte davon? Darauf konnte es nur eine Antwort geben: Er benutzte sie bei einer anderen Frau.
    Daisy war zum Heulen zumute. Immer hatte sie Boy alles gegeben. Nie hatte sie zu ihm gesagt, sie sei zu müde, um ihren ehelichen Pflichten nachzukommen – nicht einmal dann, wenn es tatsächlich so war –, und stets hatte sie ihm alle sexuellen Wünsche erfüllt. Sie hätte sogar posiert wie die Frauen in dem Fotoband, wenn er sie darum gebeten hätte.
    Was hatte sie falsch gemacht?
    Daisy beschloss, Boy geradeheraus zu fragen.
    Sie erhob sich. Allmählich schlug ihr Schmerz in Wut um. Sie würde die Papierkuverts mit ins Esszimmer nehmen und Boy dort zur Rede stellen. Warum sollte sie seine Gefühle schonen?
    In diesem Augenblick kam Boy ins Zimmer.
    »Ich habe im Flur das Licht gesehen«, sagte er. »Was machst du hier?« Sein Blick fiel auf die offenen Schubladen am Nachttisch. »Wie kannst du es wagen, in meinen Sachen zu wühlen!«, fuhr er sie an.
    »Ich hatte den Verdacht, dass du mir untreu bist.« Daisy hielt das Kondom hoch. »Und ich hatte recht.«
    »Du verdammte Schnüfflerin!«
    »Du verdammter Ehebrecher.«
    Er hob die Hand. »Ich sollte dich …«
    Daisy riss einen schweren Kerzenleuchter vom Kaminsims. »Versuch es, und ich schlage dir den Schädel ein!«
    »Das ist doch verrückt.« Boy ließ den Arm sinken. Mit betroffener Miene setzte er sich in den Sessel neben der Tür.
    Seine Zerknirschung beschwichtigte Daisys Zorn, doch derSchmerz blieb. Sie setzte sich aufs Bett und fragte: »Wer ist die Frau?«
    Boy schüttelte den Kopf. »Das spielt keine Rolle.«
    »Ich will es aber wissen.«
    Er blickte sie zögernd an. »Ist das so wichtig für dich?«
    »Aber natürlich.« Sie wusste, dass sie es am Ende aus ihm herausbekommen würde.
    Boy konnte ihr nicht in die Augen schauen. »Du kennst sie nicht«, sagte er. »Und du hättest auch niemals den Wunsch, sie kennenzulernen.«
    »Ist sie eine Prostituierte?«
    Die Frage schien ihm wehzutun. »Nein.«
    »Gibst du ihr Geld?«
    »Nein. Das heißt …« Er war sichtlich beschämt. »Na ja, ein Taschengeld. Das ist nicht das Gleiche.«
    »Warum gibst du ihr Geld, wenn sie keine Prostituierte ist?«
    »Damit sie sonst niemanden empfangen müssen.«
    »Sie? In der Mehrzahl? Heißt das, du hast mehrere Mätressen?«
    »Nur zwei. Sie wohnen in Aldgate. Mutter und Tochter.«
    »Das kann nicht dein Ernst sein!«
    »Eines Tages hatte Joanie …« Er stockte. »Die Franzosen sagen ›Elle avait les fleurs‹ dazu.«
    »Verstehe«, sagte Daisy. »Amerikanische Mädchen nennen es den Fluch.«
    »Und da hat Pearl sich angeboten …«
    »Einzuspringen? So etwas Verkommenes habe ich ja noch nie gehört! Du gehst mit beiden ins Bett?«
    »Ja.«
    Daisy dachte an das Buch mit den Fotografien, und ein ungeheuerlicher Gedanke kam ihr in den Sinn. »Aber nicht gleichzeitig?«
    »Manchmal.«
    »O Gott! Wie durch und durch verdorben!«
    »Du brauchst dir wegen Krankheiten keine Sorgen zu machen.« Boy zeigte auf das Kondom in ihrer Hand. »Diese Dinger verhindern eine Ansteckung.«
    »Deine Rücksichtnahme ist überwältigend.«
    »Und überhaupt …« Trotz schlich sich in seine Stimme. »Die meisten Männer aus gehobenen Kreisen haben Mätressen.«
    »Das ist doch Unsinn!« Doch kaum hatte Daisy es ausgesprochen, musste sie an ihren Vater denken, der eine Ehefrau plus eine langjährige Geliebte gehabt hatte, was ihn aber nicht daran gehindert hatte, ein Verhältnis mit Gladys Angelus anzufangen.
    »Mein Vater ist auch kein treuer Ehemann«, sagte Boy. »Er hat mehrere uneheliche Kinder.«
    »Das glaube ich dir nicht. Ich sehe doch, dass er deine Mutter liebt.«
    »Ein uneheliches Kind hat er mit Sicherheit.«
    »Und wo?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Dann kannst du dir auch nicht sicher sein.«
    »Ich habe mal eine Bemerkung von ihm aufgeschnappt, als er sich mit Bing Westhampton unterhielt. Du weißt ja, wie Bing ist.«
    »Allerdings. Er fasst mir bei jeder Gelegenheit an den Hintern.«
    Boy wagte ein schwaches Grinsen. »So ein Lustgreis. Jedenfalls, wir hatten alle etwas getrunken, und Bing meinte: ›Die meisten von uns haben hier und da den einen oder anderen Bastard versteckt, nicht wahr?‹, und Vater hat geantwortet: ›Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich nur einen habe.‹ Dann erst schien ihm klar zu werden, was er gesagt hatte, und er hüstelte und wechselte rasch das Thema.«
    »Mir ist es egal, wie viele uneheliche

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