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Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Titel: Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Erik von Ulrich einziehen.«
    »Das wäre großartig. Er ist Sanitäter. Er hat Medizin studiert, konnte es aber nicht erwarten, für den Führer zu kämpfen.«
    Das stimmte sogar. Erik war ein fanatischer Nazi gewesen, doch den letzten Briefen nach zu urteilen, hatte seine Leidenschaft einen gewaltigen Dämpfer bekommen.
    Koch schrieb sich den Namen auf.
    Maud sagte: »Sie sind ein netter Mann, Leutnant Koch.«
    »Ach, das ist doch nichts.«
    »Ich bin froh, dass wir an der Ostfront einen Gegenangriff starten. Sie müssen mir noch sagen, wann dieser Angriff beginnt. Ich muss es einfach wissen.«
    Maud versuchte, dem Leutnant Informationen aus der Nase zu ziehen, erkannte Carla erstaunt. Warum, fragte sie sich. Ihre Mutter hatte doch gar keine Verwendung dafür.
    Koch senkte die Stimme, als lauerte ein Spion draußen vor dem Fenster. »Der Angriff wird schon bald beginnen«, sagte er, »sehr bald.« Er schaute die drei Frauen der Reihe nach an. Carla sah, wie sehr er ihre Aufmerksamkeit genoss. Vielleicht war er es nicht gewöhnt, dass Frauen ihm an den Lippen hingen. »Fall Blau wird sehr bald beginnen.«
    Maud klimperte mit den Wimpern. »Fall Blau … wie aufregend!«, sagte sie im Tonfall einer Frau, die einen Mann überreden will, sie für eine Woche ins Ritz nach Paris einzuladen.
    Koch raunte verschwörerisch: »Genau am 28. Juni.«
    Maud legte die Hand aufs Herz. »So bald schon? Das sind ja großartige Neuigkeiten!«
    »Ich hätte wohl lieber nichts sagen sollen …«
    Maud legte eine Hand auf seine. »Ich bin froh, dass Sie es getan haben. Ich fühle mich schon viel besser.«
    Koch starrte auf ihre Hand. Carla erkannte, dass er es nicht gewohnt war, von einer Frau berührt zu werden. Dann wanderte sein Blick hinauf zu Mauds Augen. Sie lächelte so voller Wärme, dass Carla kaum glauben konnte, dass es nur gespielt war.
    Schließlich zog Maud die Hand wieder zurück. Koch drückte seine Zigarette aus und erhob sich. »Ich muss jetzt gehen«, verkündete er und verbeugte sich vor Carla. »War mir eine Freude, Sie kennenzulernen, Fräulein von Ulrich.«
    »Auf Wiedersehen, Herr Leutnant«, entgegnete Carla höflich.
    Maud führte ihn zur Tür. »Morgen dann zur gleichen Zeit«, sagte sie.
    Als sie zurück in die Küche kam, erklärte sie: »Was für eine Entdeckung! Ein dummer Junge, der im Bendlerblock arbeitet.«
    Carla sagte: »Ich verstehe nicht, warum dich das so freut.«
    »Er sieht sehr gut aus«, bemerkte Ada.
    »Er hat uns Geheiminformationen gegeben!«, sagte Maud.
    »Und was nutzt uns das?«, fragte Carla. »Wir sind doch keine Spione.«
    »Wir kennen jetzt das Datum der nächsten Offensive. Da können wir sicher einen Weg finden, diese Information an die Russen weiterzugeben …«
    »Ich wüsste nicht wie.«
    »Angeblich wimmelt es doch von Spionen.«
    »Das ist nur Propaganda. Alles, was schiefgeht, wird subversiven Elementen oder jüdisch-bolschewistischen Spionen in die Schuhe geschoben, denn die Nazis selbst machen ja keine Fehler.«
    »Es gibt auch echte Agenten.«
    »Und wie sollen wir Verbindung zu ihnen aufnehmen?«
    Maud blickte nachdenklich drein. »Ich werde mal mit Frieda reden.«
    »Wie kommst du denn darauf?«
    »Intuition.«
    Carla erinnerte sich an den Vorfall an der Haltestelle, als sie sich laut gefragt hatte, wer die Anti-Nazi-Plakate aufhing, woraufhin Frieda seltsam still geworden war. Vielleicht hatte Maud mit ihrer Eingebung recht. Aber das war nicht das einzige Problem.
    »Selbst wenn wir das könnten – wollen wir wirklich unsere Heimat verraten?«, fragte Carla.
    Maud erwiderte mit Nachdruck: »Wir müssen die Nazis besiegen.«
    »Ich hasse die Nazis«, sagte Carla, »aber ich bin immer noch Deutsche.«
    »Ich weiß. Mir gefällt die Vorstellung auch nicht, zur Verräterin zu werden, obwohl ich als Engländerin geboren bin. Aber wir werden die Nazis nur los, indem wir den Krieg verlieren.«
    »Aber nehmen wir mal an, wir geben den Russen Informationen, die dazu beitragen, dass die Deutschen die Schlacht verlieren. Erik könnte in dieser Schlacht sterben. Dein Sohn und mein Bruder. Dann wären wir für seinen Tod verantwortlich.«
    Maud öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, brachte aber keinen Ton heraus. Carla stand auf und nahm sie in die Arme.
    Schließlich flüsterte Maud: »Erik könnte so oder so sterben. Er könnte im Kampf für die Ideen der Nazis fallen. Da ist es besser, wenn er in einer verlorenen Schlacht fällt anstatt in einer gewonnenen.«
    Carla war

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