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Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Titel: Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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mehr.«
    Stimson grinste. Anscheinend war er ein zu erfahrener alter Hase, als dass er sich von solchen Antworten beleidigen ließ. »Wie viele Komiteemitglieder würden Sie denn vorschlagen, General?«, fragte er.
    Greg sah, dass Groves am liebsten »gar keine« gesagt hätte, doch er antwortete: »Drei wären ideal.«
    »Also gut«, sagte der Kriegsminister zu Gregs Erstaunen. »Noch etwas?«
    »Wir brauchen ein großes Gelände, so um die sechzigtausend Acres, auf dem wir eine Anlage zur Uran-Anreicherung und die dazugehörigen Einrichtungen bauen. In Oak Ridge, Tennessee, gibt es etwas Passendes. Ein Felsental, sodass bei einem Unfall die Explosion eingedämmt wird.«
    »Ein Unfall?«, fragte der Admiral. »Ist damit zu rechnen?«
    Groves hielt das für eine sehr dumme Frage, und das zeigte er auch. »Meine Güte, wir experimentieren mit einer Bombe«, sagte er. »Einer so starken Bombe, dass sie eine mittelgroße Stadt dem Erdboden gleichmachen kann. Wir müssten ganz schön dämlich sein, wenn wir die Möglichkeit eines Unfalls außer Acht ließen.«
    Der Admiral schien zu einer scharfen Erwiderung anzusetzen, doch Stimson intervenierte: »Bitte machen Sie weiter, General Groves.«
    »In Tennessee ist das Land billig«, sagte Groves. »Der Strom auch. Und unsere Anlagen werden riesige Stromfresser sein.«
    »Sie schlagen also vor, dieses Land zu kaufen.«
    »Ich schlage vor, es heute noch zu besichtigen.« Groves warf einen Blick auf die Armbanduhr. »Genauer gesagt muss ich jetzt aufbrechen, damit ich meinen Zug nach Knoxville noch erwische.« Er erhob sich vom Konferenztisch. »Wenn Sie mich entschuldigen, Gentlemen, ich möchte keine Zeit verlieren.«
    Die anderen Männer am Tisch waren wie vor den Kopf geschlagen. Selbst Stimson wirkte fassungslos. Niemand in Washington wäre auf den Gedanken gekommen, das Büro eines Ministers zu verlassen, ehe dieser zu verstehen gab, dass die Besprechung zu Ende sei. Groves beging einen gewaltigen Verstoß gegen die Etikette, doch es schien ihn nicht zu kümmern. Und er kam damit durch.
    »Also gut«, sagte Stimson. »Lassen Sie sich von uns nicht aufhalten.«
    »Vielen Dank, Sir.« Groves verließ den Raum, gefolgt von Greg.

    Margaret Cowdry war die attraktivste zivile Sekretärin im New War Office Building. Sie hatte große dunkle Augen und einen vollen, sinnlichen Mund. Wenn sie hinter ihrer Schreibmaschine aufblickte und einen anlächelte, hatte man beinahe das Gefühl, bereits mit ihr im Bett zu liegen.
    Ihr Vater hatte das Bäckereigewerbe zur Massenfabrikationsindustrie gemacht: Cowdrys Kekse krümeln wie bei Oma!, lautete sein Slogan. Margaret hätte keinen Finger krumm machen müssen, aber sie wollte ihren Teil zu den Kriegsanstrengungen der USA beitragen. Ehe Greg sie zum Mittagessen einlud, ließ er durchblicken, dass er ebenfalls einen Millionär zum Vater hatte: Eine reiche Erbin zog es gewöhnlich vor, mit einem wohlhabenden jungen Mann auszugehen; dann konnte sie sicher sein, dass er es nicht auf ihr Geld abgesehen hatte.
    Es war Oktober geworden und schon kalt. Margaret trug einen hübschen marineblauen, eng taillierten Mantel mit gepolsterten Schultern. Ihr dazu passendes Barett erinnerte Greg an das britische Militär.
    Sie gingen ins Ritz-Carlton. Als sie in den Speisesaal kamen, entdeckte Greg seinen Vater, der mit Gladys Angelus zu Mittag aß. Auf einen Lunch zu viert hatte er keine Lust, und das sagte er Margaret auch. »Dann essen wir eben im Frauenclub der Universität gleich um die Ecke«, erwiderte sie. »Ich bin Mitglied.«
    Greg war noch nie dort gewesen, hatte aber das unbestimmte Gefühl, irgendetwas über den Club zu wissen. Er kramte in seinen Erinnerungen, doch sie entzogen sich ihm, und schließlich schob er den Gedanken beiseite.
    Im Club legte Margaret den Mantel ab. Darunter kam ein königsblaues Kaschmirkostüm zum Vorschein, das sich verlockend an ihren Körper schmiegte. Wie alle respektablen Damen behielt sie in der Öffentlichkeit Hut und Handschuhe an.
    Greg genoss es jedes Mal, mit einer schönen Frau am Arm einen Raum zu betreten. Im Speisesaal des Frauenclubs der Universität saß nur eine Handvoll Männer, aber jeder von ihnen war eifersüchtig auf ihn. Auch wenn Greg es niemals zugegeben hätte: Die neidvollen Blicke bereiteten ihm genauso großes Vergnügen, wie mit Frauen zu schlafen.
    Er bestellte eine Flasche Wein. Margaret gab Mineralwasser in ihr Glas, um den Wein zu verdünnen, wie die Franzosen es taten. »Ich

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