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Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Titel: Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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mit Ihnen zu diskutieren«, sagte Lowther. »Ich habe den höheren Rang.«
    »Keineswegs.«
    »Was?«
    »Ich bin Major. Also nennen Sie mich nicht noch einmal ›Jungchen‹, es sei denn, Sie wollen eins auf die Nase.«
    »Meine Mission ist dringend!«
    »Warum haben Sie dann kein eigenes Fahrzeug mitgebracht?«
    »Weil dieser Lkw hier zur Verfügung stand!«
    »Er steht nicht zur Verfügung.«
    Will Donelly, der große Amerikaner, trat vor. »Ich bin Major Williams’ Ansicht«, sagte er gedehnt. »Er hat mir das Leben gerettet. Sie, Major Lowther, haben einen Scheißdreck getan.«
    »Was hat denn das damit zu tun?«, rief Lowther.
    »Nun, die Lage ist doch ziemlich klar«, erwiderte Donelly. »Der Lkw untersteht Major Williams. Sie, Lowther, möchten ihn, kriegen ihn aber nicht. Ende der Durchsage.«
    »Halten Sie sich da raus«, sagte Lowther.
    »Ich bin Lieutenant Colonel, also stehe ich im Rang über Ihnen beiden.«
    »Aber Sie haben kein Recht auf diesen Lkw!«
    »Sie auch nicht.« Donelly wandte sich an Lloyd. »Fahren wir?«
    »Ich warne Sie!«, stieß Lowther hervor.
    Donelly drehte sich zu ihm um. »Major Lowther«, sagte er. »Halten Sie Ihre dämliche Fresse. Das ist ein Befehl.«
    »Okay, Leute«, rief Lloyd. »Alles aufsitzen.«
    Lowther starrte Lloyd wütend an. »Das zahle ich Ihnen heim, Sie kleiner walisischer Bastard.«

    An dem Tag, als Daisy und Boy zur Untersuchung gingen, blühten die Narzissen.
    Der Arztbesuch war Daisys Idee gewesen. Sie hatte es satt, ständig vorgehalten zu bekommen, dass sie nicht schwanger wurde. Dauernd verglich Boy sie mit May, der Frau seines Bruders Andy, die mittlerweile drei Kinder hatte. »Irgendetwas stimmt nicht mit dir«, hatte er ihr vorgehalten.
    »Ich war schon einmal schwanger.« Daisy verzog das Gesicht, als sie an die qualvolle Fehlgeburt dachte; dann erinnerte sie sich, wie aufopferungsvoll Lloyd sich um sie gekümmert hatte, und empfand eine ganz andere Art von Schmerz.
    »Ja, aber seitdem könnte irgendwas geschehen sein, was dich unfruchtbar gemacht hat«, sagte Boy.
    »Oder dich.«
    »Was soll das heißen?«
    »Genauso gut kann bei dir etwas nicht stimmen.«
    »Sei nicht albern.«
    »Ich mache dir einen Vorschlag«, sagte Daisy. »Ich gehe zur Untersuchung, wenn du es auch tust.«
    Damit hatte sie ihn überrascht. »Also gut«, erwiderte Boy nach anfänglichem Zögern. »Du gehst zuerst. Wenn sich herausstellt, dass mit dir alles in Ordnung ist, gehe ich auch.«
    »Nein«, widersprach Daisy. »Du gehst zuerst.«
    »Wieso?«
    »Weil ich mich nicht mehr auf deine Versprechen verlasse.«
    »Also gut, dann gehen wir gemeinsam.«
    Die Arztpraxis lag auf der Harley Street, nicht weit von ihrem Haus entfernt, aber in einer weniger teuren Gegend. Der Arztwar mürrisch, weil sie und Boy zehn Minuten zu spät gekommen waren. Er stellte Daisy Fragen über ihren allgemeinen Gesundheitszustand, ihre Menstruation und das, was er »Beziehungen« zu ihrem Gatten nannte, ohne Daisy anzuschauen. Dabei machte er sich Notizen mit seinem Füllhalter. Danach steckte er ihr eine Reihe kalter Metallinstrumente in die Vagina. »Ich mache das jeden Tag, es hat nichts zu bedeuten«, sagte er und grinste auf eine Art, die Daisy das Gegenteil verriet.
    Als sie aus dem Sprechzimmer kam, rechnete sie damit, dass Boy einen Rückzieher machte und die Untersuchung verweigerte, aber er ging hinein, wenn auch widerwillig.
    Während Daisy wartete, las sie den Brief von ihrem Halbbruder Greg noch einmal. Er habe die Entdeckung gemacht, schrieb er, dass er aus einer Affäre mit einer Schwarzen einen Sohn habe. Zu Daisys Verwunderung war Greg, der Playboy, begeistert von dem Jungen und ganz versessen darauf, eine Rolle in dessen Leben zu übernehmen, allerdings eher als Onkel denn als Vater. Noch überraschender fand sie, dass sogar Lev bereit gewesen war, den Jungen kennenzulernen, und hinterher erklärt hatte, er sei ein aufgewecktes Kerlchen.
    Was für eine Ironie, dachte Daisy, dass Greg einen Sohn hat, den er nie wollte, während Boy keinen Sohn bekommt, obwohl er sich nichts sehnlicher wünscht.
    Eine Stunde später kam Boy aus dem Sprechzimmer. Der Arzt versprach, ihnen in einer Woche die Ergebnisse zu liefern. Gegen Mittag verließen sie die Praxis.
    »Jetzt brauche ich was zu trinken«, sagte Boy.
    »Ich auch«, stimmte Daisy zu.
    Doch die Straße hinauf und hinunter gab es nur triste Reihenhäuser. »Diese Gegend ist eine verdammte Wüste«, schimpfte Boy. »Kein Pub weit und

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