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Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Titel: Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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werden, aber am Ende hat er Vernunft angenommen. Und du hast dazu beigetragen, indem du offen mit Peschkow gesprochen hast.«
    »Du hast dein Leben lang dafür gekämpft, Papa.«
    »Stimmt. Ich muss gestehen, dass es ein verdammt erhebender Augenblick für mich ist.«
    »Aber du gehst doch jetzt nicht in den Ruhestand?«, fragte Woody besorgt.
    Gus lachte. »Nein. Wir haben jetzt zwar eine grundsätzliche Einigung, aber die Arbeit fängt erst richtig an.«
    Cordell Hull hatte Moskau bereits verlassen, doch einige seiner Mitarbeiter waren noch geblieben. Einer von ihnen kam nun zu den Dewars hinüber. Woody kannte den jungen Mann; er hieß Ray Baker.
    »Senator, ich … Ich habe eine Nachricht für Sie«, sagte Baker. Er wirkte nervös.
    »Na, dann kommen Sie gerade noch rechtzeitig, ich bin fast schon unterwegs«, sagte Gus. »Worum geht es?«
    »Um Ihren Sohn Charles … Chuck.«
    Gus wurde bleich. »Was ist mit ihm?«
    Dem jungen Mann stockte die Stimme. »Sir, es gibt schlechte Neuigkeiten. Chuck hat an einem Gefecht bei den Salomonen teilgenommen …«
    »Ist er verwundet?«
    »Nein, Sir. Es ist schlimmer.«
    »O Gott …« Gus brach in Tränen aus.
    Woody hatte seinen Vater noch nie weinen sehen.
    »Mein Beileid, Sir«, sagte Ray Baker. »Ihr Sohn ist gefallen.«

K A P I T E L  1 8
    1944
    In der Washingtoner Wohnung stand Woody vor dem Spiegel im Elternschlafzimmer. Er trug die Uniform eines Second Lieutenants einer amerikanischen Fallschirmjägereinheit, des 510th Parachute Infantry Regiment.
    Obwohl er die Uniform von einem guten Schneider in Washington hatte anfertigen lassen, stand sie ihm einfach nicht. Das Kaki ließ ihn blass aussehen, und die Abzeichen an der Uniformjacke wirkten unordentlich.
    Im Grunde wollte Woody die Arbeit mit seinem Vater fortsetzen, und er hätte sich dank der Beziehungen seiner Familie der Wehrpflicht entziehen können, hatte sich aber dagegen entschieden: Er fühlte sich zusehends schlechter bei dem Gedanken, dass andere Männer den Krieg für ihn führten.
    Sein Vater unterstützte Präsident Roosevelt bei der Planung einer neuen Weltordnung, die neue globale Konflikte vermeiden sollte. In Moskau hatte Roosevelt einen Sieg davongetragen, aber Stalin war wetterwendisch und schien es zu genießen, immer wieder für Schwierigkeiten zu sorgen. Bei der Teheraner Konferenz im Dezember hatte der sowjetische Diktator erneut die halbherzige Idee regionaler Gremien ausgegraben, und Roosevelt hatte sie ihm wieder ausreden müssen.
    So viel stand jetzt schon fest: Bei der Organisation der Vereinten Nationen war ununterbrochene Wachsamkeit erforderlich. Aber dazu brauchte Gus seinen Sohn nicht, was für Woody ein weiterer Grund gewesen war, zum Militär zu gehen.
    Nach einem letzten Blick in den Spiegel ging er ins Wohnzimmer, um sich seiner Mutter zu präsentieren. Zu seinem Erstaunen hatte Rosa Besuch von einem jungen Mann in der weißen Uniform der Navy. Im nächsten Moment erkannte Woody das hübsche,sommersprossige Gesicht Eddie Parrys. Eddie saß mit Rosa auf der Couch, einen Gehstock in der Hand. Mit Mühe erhob er sich und schüttelte Woody die Hand.
    Rosa sah traurig aus. »Eddie hat mir von dem Tag erzählt, an dem Chuck starb«, sagte sie leise.
    Eddie setzte sich wieder, und Woody nahm ihm gegenüber Platz. »Davon würde ich auch gern hören«, sagte er.
    Eddie nickte. »Die Geschichte ist schnell erzählt. Wir waren erst ein paar Sekunden am Strand von Bougainville, als vom Rand des Dschungels aus ein Maschinengewehr feuerte. Wir haben versucht, in Deckung zu kommen, aber ich bekam zwei Kugeln ins Knie. Chuck war ein Stück vor mir. Er hätte zur Buschgrenze weiterrennen sollen – so wird es einem beigebracht, wissen Sie? Man soll die Verwundeten liegen lassen, damit die Sanitäter sie bergen. Natürlich hat Chuck sich einen Dreck um diese Vorschrift gekümmert. Er kam zu mir zurück.«
    Eddie verstummte. Auf dem Beistelltisch neben ihm stand eine Tasse Kaffee, und er trank einen Schluck.
    »Er nahm mich in die Arme, der verdammte Kerl. Hat sich selber zum Ziel gemacht. Ich glaube, er wollte mich zum Landungsboot zurückbringen. Diese Boote haben hohe Seitenwände und sind aus Stahl. Wir wären in Sicherheit gewesen, und an Bord des Schiffes hätte sich gleich ein Arzt um mich kümmern können …« Er rieb sich die Augen. »Trotzdem, er hätte es nicht tun sollen. Kaum stand er aufrecht, traf ihn eine MG -Garbe … in die Beine, in den Rücken und in den Kopf. Ich

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