Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Titel: Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
Vom Netzwerk:
biss sie in die Brustwarzen. Als sie vor Schmerzen schrie, biss er noch härter zu.
    Das bist nicht du, dachte Carla. Das bist nicht du, bist nicht du …
    Sie verlor jedes Zeitgefühl.
    Irgendwann war auch der Blonde befriedigt.
    Dann stieg der Nächste auf sie.
    Carla wurde sich bewusst, dass sie nicht baden oder duschen konnte, wenn das hier vorbei war. Es gab kein fließendes Wasser mehr in Berlin. Die Körperflüssigkeiten dieser Männer würden in ihr sein, ihr Sperma, ihr Speichel, und sie, Carla, würde sich nicht säubern können. Aus irgendeinem Grund war dieser Gedanke schlimmer als alles andere.
    Carla begann leise zu weinen.
    Als der dritte Soldat befriedigt war, legte sich der vierte auf sie.

K A P I T E L  2 0
    1945 (II)
    Adolf Hitler beging am Montag, dem 30. April 1945, in seinem Berliner Bunker Selbstmord. Genau eine Woche später, um zwanzig Minuten nach acht Uhr abends, verkündete in London das Informationsministerium die bedingungslose deutsche Kapitulation. Der darauffolgende Tag, Dienstag, der 8. Mai, wurde zum Feiertag erklärt.
    Daisy saß in ihrer Wohnung auf der Piccadilly am Fenster und schaute den Feierlichkeiten zu. Auf den Straßen drängten sich die jubelnden Menschen; für Busse und Autos gab es kaum ein Durchkommen. Junge Mädchen küssten jeden Mann in Uniform, und Tausende glücklicher Soldaten ließen sich keine Gelegenheit entgehen. Am frühen Nachmittag waren zahllose Menschen betrunken. Durch das offene Fenster hörte Daisy Gesang aus der Ferne. Vermutlich stimmte die Menge vor dem Buckingham Palace Land of Hope and Glory an.
    Daisy teilte die Freude der Menschen, aber der einzige Soldat, den sie küssen wollte, war Lloyd, und der befand sich irgendwo in Frankreich oder Deutschland. Sie betete, dass er nicht in den letzten Stunden des Krieges gefallen war.
    Lloyds Schwester Millie kam mit ihren beiden Kindern. Millies Mann, Abe Avery, gehörte ebenfalls der Army an und steckte weiß Gott wo. Millie war mit den Kindern ins Westend gekommen, um an den Feierlichkeiten teilzunehmen, und in Daisys Wohnung legten sie eine Pause ein.
    Das Haus der Leckwiths in Aldgate war lange Zeit eine Zuflucht für Daisy gewesen, und sie war froh, sich revanchieren zu können. Den Tee für Millie setzte sie selbst auf – ihr Personal war feiern gegangen – und schenkte den Kindern Orangensaft ein. Lennie war jetzt fünf, Pammie drei.
    Seit Abe eingezogen worden war, hatte Millie seinen Ledergroßhandel geführt. Seine Schwester, Naomi Avery, kümmerte sich um die Buchhaltung, aber Millie leitete den Vertrieb. »Jetzt ändert sich alles wieder«, sagte sie. »In den letzten fünf Jahren gab es große Nachfrage für zähes Leder, aus dem man Stiefelsohlen und solche Dinge machen konnte. Jetzt werden wieder weichere Ledersorten gebraucht, Kalbs- und Schweinsleder für Handtaschen und Aktenmappen. Wenn der Markt für Luxusgüter wieder auflebt, können wir endlich richtiges Geld verdienen.«
    Daisy erinnerte sich, dass ihr Vater ähnlich dachte wie Millie. Auch er blickte stets in die Zukunft und hielt nach Möglichkeiten Ausschau.
    Als Nächste traf Eva Murray ein, vier Kinder im Schlepptau. Der achtjährige Jamie organisierte ein Versteckspiel, und die Wohnung wurde zum Kinderhort. Evas Mann Jimmy war mittlerweile Colonel und befand sich irgendwo in Frankreich oder Deutschland, sodass Eva sich die gleichen Sorgen machte wie Daisy und Millie.
    »Wir werden bald von unseren Männern hören«, sagte Millie zuversichtlich. »Und dann ist der Krieg wirklich vorbei.«
    Auch Eva wartete verzweifelt auf Nachrichten von ihrer Familie in Berlin, doch sie sagte sich, dass im Nachkriegschaos Wochen, sogar Monate verstreichen konnten, ehe jemand das Schicksal einzelner Deutscher erfuhr. »Ich möchte wissen, ob meine Kinder jemals meine Eltern kennenlernen werden«, meinte sie traurig.
    Um fünf Uhr machte Daisy Martinis für alle. Millie ging in die Küche und bereitete mit dem für sie typischen Elan eine Servierplatte mit Sardinen auf Toast, die sie zu den Drinks reichte. Ethel und Bernie trafen ein, als Daisy gerade die zweite Runde Martinis verteilte.
    Bernie erzählte ihr, Lennie könne bereits lesen und Pammie die Nationalhymne singen. »Typisch Opa«, bemerkte Ethel dazu. »Er glaubt, nie zuvor hätte es so kluge Kinder gegeben.« Doch Daisy spürte, dass Ethel genauso stolz auf die beiden war.
    Als sie den zweiten Martini zur Hälfte getrunken hatte, fühlte sie sich entspannt und ließ

Weitere Kostenlose Bücher