Winter - Erbe der Finsternis (German Edition)
und damit zu trauriger Bekanntheit gelangt sind.«
Winter saß in der letzten Sitzreihe der Aula und hörte ihm mit finsterem Gesicht zu. Das Ganze kam ihr furchtbar scheinheilig vor. Die Schule unterbrach die Lehrtätigkeit, damit die Polizei allen erklären konnte, dass es im Grunde nichts Beunruhigendes gab.
Sie konzentrierte sich auf Danny Roberts, dem Evans soeben das Wort übergeben hatte.
»Wir möchten euch noch einmal ein paar grundlegende Sicherheitsmaßnahmen in Erinnerung rufen …«, begann der junge Mann und ließ einen festen Blick über die Anwesenden schweifen. »Nach Einbruch der Dunkelheit solltet ihr immer mindestens zu zweit unterwegs sein und abgelegene, einsame Orte meiden. Sorgt dafür, dass das Handy immer aufgeladen ist.«
Winter rutschte auf dem Stuhl hin und her, und Gareth neben ihr drehte den Kopf und schaute sie an.
»Alles in Ordnung?«, flüsterte er zu ihr geneigt.
Vielleicht war sie durch das ganze Chaos, das in ihr Leben eingebrochen war, paranoid geworden, aber Winter konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass es sich um mehr als nur einfach einen Zufall handelte.
Etwas allzu merkwürdig
, sagte sie sich, antwortete Gareth jedoch mit einem beruhigenden Lächeln.
Sie war überzeugt, dass sich da draußen irgendetwas zusammenbraute.
Am Ende der Versammlung verließen sie zusammen die Aula.
»Samstagabend treffen sich alle im Manaros …«, sagte Gareth, während sie nebeneinander zur Mensa gingen. »Was meinst du … Sollen wir auch hingehen?«
Sein Blick, der auf ihr ruhte, weckte Winter aus ihren Gedanken auf.
»Warum nicht?«
Gareth wurde klar, dass das die beste Antwort war, die er erwarten konnte.
W inter wusste nicht, warum sie die Einladung angenommen hatte. Immerhin war auch Eleri mitgekommen, und Dylis Allbright und Trevor Biven wollten später zu ihnen stoßen, aber als sie jetzt neben Gareth saß, fühlte sie sich nicht besonders wohl.
Sein Blick hatte sich in den letzten Tagen verändert, war eindringlicher geworden, und gleichzeitig wich er ihr aus.
Er schien ihr etwas sagen zu wollen, doch sie verstand nicht, was.
Winter versuchte, ihre Gedanken in eine andere Richtung zu lenken. Was sie jetzt am wenigsten gebrauchen konnte, war ein Wirrwarr an diffusen Eindrücken.
Sie wollte einmal einen Abend einfach nur genießen und sich nett unterhalten.
Winter griff nach dem Glas, das vor ihr stand, und trank, ohne nachzudenken.
Als sie es wieder abstellte, bemerkte sie den grinsenden Jungen neben sich.
»Hey«, sagte er und schaute unter honigfarbenen Wimpern hervor, »das war meine Cola.«
»Oh, entschuldige«, antwortete Winter leicht verlegen, »ich hole dir sofort eine neue …«
Doch Gareth war bereits aufgestanden.
»Nein. Der Abend geht auf mich.«
Winter sah zu, wie er zum Tresen ging und lächelnd zurückkam.
»Hier, bitte!«
Er hielt sein Glas hoch und sah sie an.
»Worauf trinken wir?«
Es war schön, ihn neben sich zu haben.
Winter lächelte zurück. Heute Abend wollte sie nicht mehr traurig sein.
»Auf die Veränderungen«, antwortete sie, ohne zu überlegen.
Ihre Augen begegneten sich.
»Auf die Veränderungen«, wiederholte Gareth.
Sie kam sich vor wie auf der Achterbahn, in einer rasend schnellen Fahrt, viel zu stürmisch, um sich auf Einzelheiten zu konzentrieren: Alles schoss an ihr vorüber und sie konnte sich an nichts festhalten.
Gareth erschien ihr plötzlich als das einzige stabile Element in diesem Wirbel, und es war ihr egal, dass Eleri sie aus einer Ecke des Lokals beobachtete. Sie taten nichts Unrechtes …
Sie unterhielten sich.
Sie unterhielten sich lange, über nichts Bestimmtes, aber Winter gelang es zumindest, ihre Gedanken zu verscheuchen, die wie Funken nach allen Seiten stoben.
Es schien ein ganz normaler Abend zu sein … Was war es nur, was sie so melancholisch, so unerträglich traurig machte?
Auch Gareth war aufgefallen, dass Winter von Zeit zu Zeit abwesend war, manchmal in sich versank und eine leere Hülle zurückließ, die ihn anschaute, ohne ihn zu sehen.
Aber es war ihm egal. Er musste sie bloß manchmal zurückhalten, sie ergreifen, bevor sie ihm allzu weit entglitt.
Sie gefiel ihm, trotz ihrer vielen Probleme. Er konnte sich nicht von ihr fernhalten.
Ein paar Tische weiter saß Lorna Carter allein und versuchte erfolglos, Winters Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Schließlich gab sie es auf und warf einen Blick auf ihr Handy.
Sie wusste, dass es ein Fehler war, sich weiter mit
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